Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.wort: nein, ich muß erst den Packzeddul *) haben, so Und hatten wir jetzunder mit der vermaledeieten He¬ *) Man stand nämlich in dem Wahn, daß, wie der
Mensch dem Teufel, so der Teufel dem Menschen sich hand¬ schriftlich verpflichte. wort: nein, ich muß erſt den Packzeddul *) haben, ſo Und hatten wir jetzunder mit der vermaledeieten He¬ *) Man ſtand nämlich in dem Wahn, daß, wie der
Menſch dem Teufel, ſo der Teufel dem Menſchen ſich hand¬ ſchriftlich verpflichte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="157"/> wort: nein, ich muß erſt den Packzeddul <note place="foot" n="*)">Man ſtand nämlich in dem Wahn, daß, wie der<lb/> Menſch dem Teufel, ſo der Teufel dem Menſchen ſich <hi rendition="#g">hand¬<lb/> ſchriftlich</hi> verpflichte.</note> haben, ſo<lb/> ihr der Satan gegeben, und fuhr fort überall umbher¬<lb/> zuſuchen, bis es faſt tunkel war. Aber ſie fanden Nich¬<lb/> tes nicht, wiewohl <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> ſammt dem Büttel in<lb/> der Küchen wie im Keller kein Plätzlein verſchoneten.<lb/> Darauf ſtiege er brummend wieder auf den Wagen, und<lb/> befahl, daß mein Töchterlein ſich ſo ſetzen mußte, daß<lb/> ſie ihne nicht anſäh.</p><lb/> <p>Und hatten wir jetzunder mit der vermaledeieten He¬<lb/> xen der alten Liſe Kolken wieder daſſelbige <hi rendition="#aq">spectacu¬<lb/> lum</hi>, angeſehen ſie wieder in ihrer Thüren ſaß, als wir<lb/> vorbeifuhren und aus voller Kehlen: „Herr Gott dich<lb/> loben wir!“ anſtimmte. Quäkete aber wie ein ange¬<lb/> ſtochen Kalb, ſo daß es <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> verwunderte, und<lb/> nachdem er vernommen, wer ſie wäre, fragete er den<lb/> Amtshaubtmann, ob er ſie nicht gleich wölle durch den<lb/> Büttel aufgreifen und hinten an den Wagen binden laſ¬<lb/> ſen, umb nachzulaufen da wir keinen Platz mehr vor ſie<lb/> hatten. Denn er hätte nun ſchon oftmalen in Erfah¬<lb/> rung gezogen daß alle alte Weiber, ſo rothe Gluderau¬<lb/> gen und eine ſinnige Kehle hätten, auch Hexen wären,<lb/> unangeſehen, was <hi rendition="#aq">Rea</hi> Verdächtiges gegen ſie ausſaget.<lb/> Aber er gab zur Antwort: daß er ſolches nit thun könne,<lb/> dieweil die alte Liſe ein unbeſcholten und gottesfürchtig<lb/> Weibsbild wäre, wie <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> anjetzo auch ſelbſten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0173]
wort: nein, ich muß erſt den Packzeddul *) haben, ſo
ihr der Satan gegeben, und fuhr fort überall umbher¬
zuſuchen, bis es faſt tunkel war. Aber ſie fanden Nich¬
tes nicht, wiewohl Dn. Consul ſammt dem Büttel in
der Küchen wie im Keller kein Plätzlein verſchoneten.
Darauf ſtiege er brummend wieder auf den Wagen, und
befahl, daß mein Töchterlein ſich ſo ſetzen mußte, daß
ſie ihne nicht anſäh.
Und hatten wir jetzunder mit der vermaledeieten He¬
xen der alten Liſe Kolken wieder daſſelbige spectacu¬
lum, angeſehen ſie wieder in ihrer Thüren ſaß, als wir
vorbeifuhren und aus voller Kehlen: „Herr Gott dich
loben wir!“ anſtimmte. Quäkete aber wie ein ange¬
ſtochen Kalb, ſo daß es Dn. Consul verwunderte, und
nachdem er vernommen, wer ſie wäre, fragete er den
Amtshaubtmann, ob er ſie nicht gleich wölle durch den
Büttel aufgreifen und hinten an den Wagen binden laſ¬
ſen, umb nachzulaufen da wir keinen Platz mehr vor ſie
hatten. Denn er hätte nun ſchon oftmalen in Erfah¬
rung gezogen daß alle alte Weiber, ſo rothe Gluderau¬
gen und eine ſinnige Kehle hätten, auch Hexen wären,
unangeſehen, was Rea Verdächtiges gegen ſie ausſaget.
Aber er gab zur Antwort: daß er ſolches nit thun könne,
dieweil die alte Liſe ein unbeſcholten und gottesfürchtig
Weibsbild wäre, wie Dn. Consul anjetzo auch ſelbſten
*) Man ſtand nämlich in dem Wahn, daß, wie der
Menſch dem Teufel, ſo der Teufel dem Menſchen ſich hand¬
ſchriftlich verpflichte.
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