Hexe noch für sich gemürmelt: Nu help Düwel help, datt ick -- aber ein Mehreres hätte er nicht verstanden.
Solches Alles verschwieg mir aber der furchtsame Knabe wie oben bemeldet und sagete nur mit Thränen: er wisse Nichts. Gläubete ihm also und satzte mich vor das Fenster umb auszuschauen, wenn Dn. Consul wieder heimkehren würde. Und als ich solches gesehen, hub ich mich alsogleich empor und ging auf das Schloß, wo mir der Büttel auch schon mit meim Töchterlein, so er bringen sollte, vor dem Gerichtszimmer begegnete. Ach, sie sahe so froh aus, wie ich sie lange nit gesehen und lächelte mich an mit ihrem lieblichen Mündlein; da sie aber mein schloweiß Haar erblickte, thät sie einen Schrei, also daß Dn. Consul das Gerichtszimmer offen schlug und her¬ aus rief: "ha, ha, du merkest wohl schon, welche Zei¬ tung ich dir bringe, komm nur herein du verstockt Teu¬ felskind!" worauf wir zu ihm in das Zimmer traten und er anhube seine Worte an mich zu richten, nach¬ dem er sich mit dem Amtshaubtmann, so bei ihm war, niedergesetzet.
Als er mich gestern Abend vor einen Todten hätte zu Meister Seep tragen lassen, (sagte er) und dies mein verstockt Kind, wieder wär ins Leben bracht, hätt er sie abereins aus allen Kräften beschworen nicht län¬ ger dem lebendigen Gott zu lügen sondern die Wahr¬ heit zu bekennen, worauf sie sich aber fast ungeberdig gestellet, die Hände gerungen, geweint und geschluchzet und letzlich zur Antwort geben: daß der junge Nobi¬
Hexe noch für ſich gemürmelt: Nu help Düwel help, datt ick — aber ein Mehreres hätte er nicht verſtanden.
Solches Alles verſchwieg mir aber der furchtſame Knabe wie oben bemeldet und ſagete nur mit Thränen: er wiſſe Nichts. Gläubete ihm alſo und ſatzte mich vor das Fenſter umb auszuſchauen, wenn Dn. Consul wieder heimkehren würde. Und als ich ſolches geſehen, hub ich mich alſogleich empor und ging auf das Schloß, wo mir der Büttel auch ſchon mit meim Töchterlein, ſo er bringen ſollte, vor dem Gerichtszimmer begegnete. Ach, ſie ſahe ſo froh aus, wie ich ſie lange nit geſehen und lächelte mich an mit ihrem lieblichen Mündlein; da ſie aber mein ſchloweiß Haar erblickte, thät ſie einen Schrei, alſo daß Dn. Consul das Gerichtszimmer offen ſchlug und her¬ aus rief: „ha, ha, du merkeſt wohl ſchon, welche Zei¬ tung ich dir bringe, komm nur herein du verſtockt Teu¬ felskind!“ worauf wir zu ihm in das Zimmer traten und er anhube ſeine Worte an mich zu richten, nach¬ dem er ſich mit dem Amtshaubtmann, ſo bei ihm war, niedergeſetzet.
Als er mich geſtern Abend vor einen Todten hätte zu Meiſter Seep tragen laſſen, (ſagte er) und dies mein verſtockt Kind, wieder wär ins Leben bracht, hätt er ſie abereins aus allen Kräften beſchworen nicht län¬ ger dem lebendigen Gott zu lügen ſondern die Wahr¬ heit zu bekennen, worauf ſie ſich aber faſt ungeberdig geſtellet, die Hände gerungen, geweint und geſchluchzet und letzlich zur Antwort geben: daß der junge Nobi¬
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Hexe noch für ſich gemürmelt: Nu help Düwel help, datt
ick — aber ein Mehreres hätte er nicht verſtanden.
Solches Alles verſchwieg mir aber der furchtſame
Knabe wie oben bemeldet und ſagete nur mit Thränen: er
wiſſe Nichts. Gläubete ihm alſo und ſatzte mich vor das
Fenſter umb auszuſchauen, wenn Dn. Consul wieder
heimkehren würde. Und als ich ſolches geſehen, hub ich
mich alſogleich empor und ging auf das Schloß, wo mir
der Büttel auch ſchon mit meim Töchterlein, ſo er bringen
ſollte, vor dem Gerichtszimmer begegnete. Ach, ſie ſahe
ſo froh aus, wie ich ſie lange nit geſehen und lächelte
mich an mit ihrem lieblichen Mündlein; da ſie aber mein
ſchloweiß Haar erblickte, thät ſie einen Schrei, alſo daß
Dn. Consul das Gerichtszimmer offen ſchlug und her¬
aus rief: „ha, ha, du merkeſt wohl ſchon, welche Zei¬
tung ich dir bringe, komm nur herein du verſtockt Teu¬
felskind!“ worauf wir zu ihm in das Zimmer traten
und er anhube ſeine Worte an mich zu richten, nach¬
dem er ſich mit dem Amtshaubtmann, ſo bei ihm war,
niedergeſetzet.
Als er mich geſtern Abend vor einen Todten hätte
zu Meiſter Seep tragen laſſen, (ſagte er) und dies
mein verſtockt Kind, wieder wär ins Leben bracht, hätt
er ſie abereins aus allen Kräften beſchworen nicht län¬
ger dem lebendigen Gott zu lügen ſondern die Wahr¬
heit zu bekennen, worauf ſie ſich aber faſt ungeberdig
geſtellet, die Hände gerungen, geweint und geſchluchzet
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/182>, abgerufen am 18.05.2024.
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