Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

gab: se wadd sich noch nich braden laten, gewt man
Paß *) se p. .t dat Für ut!" Dieses und annoch ein
Mehreres an Unflätereien, so ich aber aus Schaam nit
notiren mag, mußten wir mit an hören und schnitt es
mir insonderheit durch mein Herze als ein Kerl schwur
daß er von ihrer Aschen etwas haben wölle, da er von
dem Stab nichts gekriegt, denn es gäbe fast nichts Bes¬
seres vor das Fieber und die Gicht, denn Hexenasche.
Winkete also dem Custodi wiederumb anzuheben, wor¬
auf sie sich eine Zeitlang d. i. so lange der Versch wäh¬
rete, auch wieder geruhsam hielten, nachgehends aber
es fast noch ärger macheten, denn zuvor. Doch dieweil
wir jetzunder zwischen denen Wiesen waren, und mein
Töchterlein die schönen Blümeleins sahe, so rings umb
den Graben stunden, verfiel sie in tiefe Gedanken und
hub wieder an aus dem feinen Liedlein St. Augustini
zu recitiren wie folget:

flos perpetuus rosarum ver agit perpetuum,
candent lilia, rubescit crocus, sudat balsamum,
virent prata, vernant sata, rivi mellis influunt,
pigmentorum spirat odor liquor et aromatum,
pendent poma floridorum non lapsura nemorum
non alternat luna vices, sol vel cursus syderum
agnus est foelicis urbis lumen inocciduum. **)
*) Achtung.
**)
Ewig blüht die Rosenknospe hier im ew'gen Früh¬
ling auch

Weiß die Lilie, roth der Krokus, duftend träuft der
Balsamstrauch,

gab: ſe wadd ſich noch nich braden laten, gewt man
Paß *) ſe p. .t dat Für ut!" Dieſes und annoch ein
Mehreres an Unflätereien, ſo ich aber aus Schaam nit
notiren mag, mußten wir mit an hören und ſchnitt es
mir inſonderheit durch mein Herze als ein Kerl ſchwur
daß er von ihrer Aſchen etwas haben wölle, da er von
dem Stab nichts gekriegt, denn es gäbe faſt nichts Beſ¬
ſeres vor das Fieber und die Gicht, denn Hexenaſche.
Winkete alſo dem Custodi wiederumb anzuheben, wor¬
auf ſie ſich eine Zeitlang d. i. ſo lange der Verſch wäh¬
rete, auch wieder geruhſam hielten, nachgehends aber
es faſt noch ärger macheten, denn zuvor. Doch dieweil
wir jetzunder zwiſchen denen Wieſen waren, und mein
Töchterlein die ſchönen Blümeleins ſahe, ſo rings umb
den Graben ſtunden, verfiel ſie in tiefe Gedanken und
hub wieder an aus dem feinen Liedlein St. Augustini
zu recitiren wie folget:

flos perpetuus rosarum ver agit perpetuum,
candent lilia, rubescit crocus, sudat balsamum,
virent prata, vernant sata, rivi mellis influunt,
pigmentorum spirat odor liquor et aromatum,
pendent poma floridorum non lapsura nemorum
non alternat luna vices, sol vel cursus syderum
agnus est foelicis urbis lumen inocciduum. **)
*) Achtung.
**)
Ewig blüht die Roſenknospe hier im ew'gen Früh¬
ling auch

Weiß die Lilie, roth der Krokus, duftend träuft der
Balſamſtrauch,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="249"/>
gab: &#x017F;e wadd &#x017F;ich noch nich braden laten, gewt man<lb/>
Paß <note place="foot" n="*)">Achtung.</note> &#x017F;e p. .t dat Für ut!" Die&#x017F;es und annoch ein<lb/>
Mehreres an Unflätereien, &#x017F;o ich aber aus Schaam nit<lb/>
notiren mag, mußten wir mit an hören und &#x017F;chnitt es<lb/>
mir in&#x017F;onderheit durch mein Herze als ein Kerl &#x017F;chwur<lb/>
daß er von ihrer A&#x017F;chen etwas haben wölle, da er von<lb/>
dem Stab nichts gekriegt, denn es gäbe fa&#x017F;t nichts Be&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;eres vor das Fieber und die Gicht, denn Hexena&#x017F;che.<lb/>
Winkete al&#x017F;o dem <hi rendition="#aq">Custodi</hi> wiederumb anzuheben, wor¬<lb/>
auf &#x017F;ie &#x017F;ich eine Zeitlang d. i. &#x017F;o lange der Ver&#x017F;ch wäh¬<lb/>
rete, auch wieder geruh&#x017F;am hielten, nachgehends aber<lb/>
es fa&#x017F;t noch ärger macheten, denn zuvor. Doch dieweil<lb/>
wir jetzunder zwi&#x017F;chen denen Wie&#x017F;en waren, und mein<lb/>
Töchterlein die &#x017F;chönen Blümeleins &#x017F;ahe, &#x017F;o rings umb<lb/>
den Graben &#x017F;tunden, verfiel &#x017F;ie in tiefe Gedanken und<lb/>
hub wieder an aus dem feinen Liedlein <hi rendition="#aq">St. Augustini</hi><lb/>
zu recitiren wie folget:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#aq">flos perpetuus rosarum ver agit perpetuum,</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">candent lilia, rubescit crocus, sudat balsamum,</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">virent prata, vernant sata, rivi mellis influunt,</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">pigmentorum spirat odor liquor et aromatum,</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">pendent poma floridorum non lapsura nemorum</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">non alternat luna vices, sol vel cursus syderum</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">agnus est foelicis urbis lumen inocciduum.</hi> <note xml:id="note-0265" next="#note-0266" place="foot" n="**)">
              <lg xml:id="lg-0265" type="poem" next="#lg-0266">
                <l>Ewig blüht die Ro&#x017F;enknospe hier im ew'gen Früh¬<lb/><hi rendition="#et">ling auch</hi></l><lb/>
                <l>Weiß die Lilie, roth der Krokus, duftend träuft der<lb/><hi rendition="#et">Bal&#x017F;am&#x017F;trauch,</hi></l>
              </lg><lb/>
            </note>
          </l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0265] gab: ſe wadd ſich noch nich braden laten, gewt man Paß *) ſe p. .t dat Für ut!" Dieſes und annoch ein Mehreres an Unflätereien, ſo ich aber aus Schaam nit notiren mag, mußten wir mit an hören und ſchnitt es mir inſonderheit durch mein Herze als ein Kerl ſchwur daß er von ihrer Aſchen etwas haben wölle, da er von dem Stab nichts gekriegt, denn es gäbe faſt nichts Beſ¬ ſeres vor das Fieber und die Gicht, denn Hexenaſche. Winkete alſo dem Custodi wiederumb anzuheben, wor¬ auf ſie ſich eine Zeitlang d. i. ſo lange der Verſch wäh¬ rete, auch wieder geruhſam hielten, nachgehends aber es faſt noch ärger macheten, denn zuvor. Doch dieweil wir jetzunder zwiſchen denen Wieſen waren, und mein Töchterlein die ſchönen Blümeleins ſahe, ſo rings umb den Graben ſtunden, verfiel ſie in tiefe Gedanken und hub wieder an aus dem feinen Liedlein St. Augustini zu recitiren wie folget: flos perpetuus rosarum ver agit perpetuum, candent lilia, rubescit crocus, sudat balsamum, virent prata, vernant sata, rivi mellis influunt, pigmentorum spirat odor liquor et aromatum, pendent poma floridorum non lapsura nemorum non alternat luna vices, sol vel cursus syderum agnus est foelicis urbis lumen inocciduum. **) *) Achtung. **) Ewig blüht die Roſenknospe hier im ew'gen Früh¬ ling auch Weiß die Lilie, roth der Krokus, duftend träuft der Balſamſtrauch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/265
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/265>, abgerufen am 24.11.2024.