Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.ein Weibsbild (die er auch nennete, hab es aber für Für solche Rede entsatzte ich mich, wie leicht zu er¬ *) Dieses entsetzliche Ereigniß führt auch Micraelius in seiner pommerschen Geschichte an. **) wo nach Josephus dasselbe geschah. ***) Da! aber betet auch für mich, daß ich zu Hause
komme, denn wenn man unterweges riechet, daß ich Brod habe, schlägt mich mein eigener Bruder todt, könnt Ihr glauben. ein Weibsbild (die er auch nennete, hab es aber für Für ſolche Rede entſatzte ich mich, wie leicht zu er¬ *) Dieſes entſetzliche Ereigniß führt auch Micraelius in ſeiner pommerſchen Geſchichte an. **) wo nach Joſephus daſſelbe geſchah. ***) Da! aber betet auch für mich, daß ich zu Hauſe
komme, denn wenn man unterweges riechet, daß ich Brod habe, ſchlägt mich mein eigener Bruder todt, könnt Ihr glauben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="24"/> ein Weibsbild (die er auch nennete, hab es aber für<lb/> Schrecken nicht gleich beachtet) ihr eigen Kind geſchlach¬<lb/> tet, und für Hunger aufgezehret <note place="foot" n="*)">Dieſes entſetzliche Ereigniß führt auch Micraelius in<lb/> ſeiner pommerſchen Geſchichte an.</note>? Könne mir dahero<lb/> nicht helfen und möchte ich ſelbſten nach dem Lieper Win¬<lb/> kel gehen.</p><lb/> <p>Für ſolche Rede entſatzte ich mich, wie leicht zu er¬<lb/> achten, da in unſerer Noth noch nichs daran vernom¬<lb/> men, auch wenig oder gar kein Wanken iſt, von einem<lb/> Dorf in das andere, und an Jeruſalem gedenkend <note place="foot" n="**)">wo nach Joſephus daſſelbe geſchah.</note><lb/> und ſchier verzweifelnde, daß uns der Herr heimſuchete,<lb/> wie weiland dieſe gottloſe Stadt, wiewohl wir ihn nicht<lb/> verrathen noch gekreuziget, vergaß ich faſt meiner Noth,<lb/> und ſetzte meinen Stecken an, umb fürbaſt zu gehen. Doch<lb/> war ich kaum ein paar Ehlen geſchritten, als mir der<lb/> Bettlersmann nachrief, daß ich ſtehen ſöllte. Wanndte<lb/> mich dahero wieder als er nur mit einer guten Schnede<lb/> Brod, ſo er aus ſeinem Queerſack gehohlet entgegentrat<lb/> und ſprach: Da! äwer bedet uck för mi, datt ick to Huuſe<lb/> kame, denn wenn ſe unnerweges rücken, datt uk Brod<lb/> hebbe, ſchleht mi min egen Broder dod, köhnt gi glö¬<lb/> wen. <note place="foot" n="***)">Da! aber betet auch für mich, daß ich zu Hauſe<lb/> komme, denn wenn man unterweges riechet, daß ich Brod<lb/> habe, ſchlägt mich mein eigener Bruder todt, könnt Ihr<lb/> glauben.</note> Solliches verſprach mit Freuden, und kehrete<lb/> flugs um, meinem Töchterlein den heiligen Chriſt zu brin¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
ein Weibsbild (die er auch nennete, hab es aber für
Schrecken nicht gleich beachtet) ihr eigen Kind geſchlach¬
tet, und für Hunger aufgezehret *)? Könne mir dahero
nicht helfen und möchte ich ſelbſten nach dem Lieper Win¬
kel gehen.
Für ſolche Rede entſatzte ich mich, wie leicht zu er¬
achten, da in unſerer Noth noch nichs daran vernom¬
men, auch wenig oder gar kein Wanken iſt, von einem
Dorf in das andere, und an Jeruſalem gedenkend **)
und ſchier verzweifelnde, daß uns der Herr heimſuchete,
wie weiland dieſe gottloſe Stadt, wiewohl wir ihn nicht
verrathen noch gekreuziget, vergaß ich faſt meiner Noth,
und ſetzte meinen Stecken an, umb fürbaſt zu gehen. Doch
war ich kaum ein paar Ehlen geſchritten, als mir der
Bettlersmann nachrief, daß ich ſtehen ſöllte. Wanndte
mich dahero wieder als er nur mit einer guten Schnede
Brod, ſo er aus ſeinem Queerſack gehohlet entgegentrat
und ſprach: Da! äwer bedet uck för mi, datt ick to Huuſe
kame, denn wenn ſe unnerweges rücken, datt uk Brod
hebbe, ſchleht mi min egen Broder dod, köhnt gi glö¬
wen. ***) Solliches verſprach mit Freuden, und kehrete
flugs um, meinem Töchterlein den heiligen Chriſt zu brin¬
*) Dieſes entſetzliche Ereigniß führt auch Micraelius in
ſeiner pommerſchen Geſchichte an.
**) wo nach Joſephus daſſelbe geſchah.
***) Da! aber betet auch für mich, daß ich zu Hauſe
komme, denn wenn man unterweges riechet, daß ich Brod
habe, ſchlägt mich mein eigener Bruder todt, könnt Ihr
glauben.
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