behalten, an welchem ihr Herz hängt! -- Doch grade zu Maasregeln dieser Art (nicht rühmlich an sich selbst, doch verzeihlich nach R's erstem Schritte, und löblich sogar gegen seine nachherigen!) kont' er durchaus sich nicht entschließen! Er hielt sich für recht schüler- haft betrogen. Er began, undankbar genug, diejenige zu hassen, die Liebe von ihm erzwin- gen wolte. -- Gern hätt' er so fort und ganz mit ihr gebrochen. Eigennuz hielt ihn aber- mals zurück. Seine Handlungslage ward altäglich bekanter. Einige Gläubiger rührten sich bereits, doch noch leise; daß sie derber, wohl gar unbarmherzig anklopfen würden, wenn jene Aussicht verschwände, sah er voraus. Ein wohlgemeinter Rath suchte ihn auch über diese Bedenklichkeit hinwegzusezzen, und ward, ganz gegen Absicht, der Grundstein -- seines Verderbens.
Einer von R's Jugendfreunden, schon seit mehrern Jahren in der Fremde, abwesend daher als R. seinen Vater verlohr, und seine Verlo-
behalten, an welchem ihr Herz haͤngt! — Doch grade zu Maasregeln dieſer Art (nicht ruͤhmlich an ſich ſelbſt, doch verzeihlich nach R's erſtem Schritte, und loͤblich ſogar gegen ſeine nachherigen!) kont' er durchaus ſich nicht entſchließen! Er hielt ſich fuͤr recht ſchuͤler- haft betrogen. Er began, undankbar genug, diejenige zu haſſen, die Liebe von ihm erzwin- gen wolte. — Gern haͤtt' er ſo fort und ganz mit ihr gebrochen. Eigennuz hielt ihn aber- mals zuruͤck. Seine Handlungslage ward altaͤglich bekanter. Einige Glaͤubiger ruͤhrten ſich bereits, doch noch leiſe; daß ſie derber, wohl gar unbarmherzig anklopfen wuͤrden, wenn jene Ausſicht verſchwaͤnde, ſah er voraus. Ein wohlgemeinter Rath ſuchte ihn auch uͤber dieſe Bedenklichkeit hinwegzuſezzen, und ward, ganz gegen Abſicht, der Grundſtein — ſeines Verderbens.
Einer von R's Jugendfreunden, ſchon ſeit mehrern Jahren in der Fremde, abweſend daher als R. ſeinen Vater verlohr, und ſeine Verlo-
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behalten, an welchem ihr Herz haͤngt! —
Doch grade zu Maasregeln dieſer Art (nicht
ruͤhmlich an ſich ſelbſt, doch verzeihlich nach
R's erſtem Schritte, und loͤblich ſogar gegen
ſeine nachherigen!) kont' er durchaus ſich nicht
entſchließen! Er hielt ſich fuͤr recht ſchuͤler-
haft betrogen. Er began, undankbar genug,
diejenige zu haſſen, die Liebe von ihm erzwin-
gen wolte. — Gern haͤtt' er ſo fort und ganz
mit ihr gebrochen. Eigennuz hielt ihn aber-
mals zuruͤck. Seine Handlungslage ward
altaͤglich bekanter. Einige Glaͤubiger ruͤhrten
ſich bereits, doch noch leiſe; daß ſie derber,
wohl gar unbarmherzig anklopfen wuͤrden,
wenn jene Ausſicht verſchwaͤnde, ſah er voraus.
Ein wohlgemeinter Rath ſuchte ihn auch uͤber
dieſe Bedenklichkeit hinwegzuſezzen, und ward,
ganz gegen Abſicht, der Grundſtein — ſeines
Verderbens.
Einer von R's Jugendfreunden, ſchon ſeit
mehrern Jahren in der Fremde, abweſend daher
als R. ſeinen Vater verlohr, und ſeine Verlo-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/270>, abgerufen am 23.11.2024.
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