"zig Jahr gehn gewiß fruchtlos vorbei. Mei- "ne Wange wird inzwischen braun gebrannt, "meine Stirne runzlicht, mein Körper durch "Scharbock,Fieber, und tausend andereKrank- "heiten siech gemacht werden. -- Endlich komm' "ich wieder, und finde dich -- in dem Arm "eines Andern; vielleicht als eine längst ver- "blühte Mutter von Töchtern, die dann das "sind, was du jezt bist."
"Du verkennst mich! Jch wart' auf dich, "und wenn ich nie einen Mann als mei- "nen Mann küssen sollte.
"Aber der Ungestüm deiner Aeltern indeß? "deine fruchtlose Schwermuth; die Verläum- "dung deiner Mitbürger; die = = =
"Was ist mir dies alles, wenn ich es für "dich leide?"
"Ha! nun hab' ich dich, wo ich dich ha- "ben wollte! Willst du dies alles meinet- "halben auch ohne mich leiden, o! so thei- "le lieber gleich jezt dein Geschick mit mir! "-- Gieb mir deine Hand, und ich fliege dann
„zig Jahr gehn gewiß fruchtlos vorbei. Mei- „ne Wange wird inzwiſchen braun gebrannt, „meine Stirne runzlicht, mein Koͤrper durch „Scharbock,Fieber, und tauſend andereKrank- „heiten ſiech gemacht werden. — Endlich komm' „ich wieder, und finde dich — in dem Arm „eines Andern; vielleicht als eine laͤngſt ver- „bluͤhte Mutter von Toͤchtern, die dann das „ſind, was du jezt biſt.“
„Du verkennſt mich! Jch wart' auf dich, „und wenn ich nie einen Mann als mei- „nen Mann kuͤſſen ſollte.
„Aber der Ungeſtuͤm deiner Aeltern indeß? „deine fruchtloſe Schwermuth; die Verlaͤum- „dung deiner Mitbuͤrger; die = = =
„Was iſt mir dies alles, wenn ich es fuͤr „dich leide?“
„Ha! nun hab' ich dich, wo ich dich ha- „ben wollte! Willſt du dies alles meinet- „halben auch ohne mich leiden, o! ſo thei- „le lieber gleich jezt dein Geſchick mit mir! „— Gieb mir deine Hand, und ich fliege dann
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„zig Jahr gehn gewiß fruchtlos vorbei. Mei-
„ne Wange wird inzwiſchen braun gebrannt,
„meine Stirne runzlicht, mein Koͤrper durch
„Scharbock,Fieber, und tauſend andereKrank-
„heiten ſiech gemacht werden. — Endlich komm'
„ich wieder, und finde dich — in dem Arm
„eines Andern; vielleicht als eine laͤngſt ver-
„bluͤhte Mutter von Toͤchtern, die dann das
„ſind, was du jezt biſt.“
„Du verkennſt mich! Jch wart' auf dich,
„und wenn ich nie einen Mann als mei-
„nen Mann kuͤſſen ſollte.
„Aber der Ungeſtuͤm deiner Aeltern indeß?
„deine fruchtloſe Schwermuth; die Verlaͤum-
„dung deiner Mitbuͤrger; die = = =
„Was iſt mir dies alles, wenn ich es fuͤr
„dich leide?“
„Ha! nun hab' ich dich, wo ich dich ha-
„ben wollte! Willſt du dies alles meinet-
„halben auch ohne mich leiden, o! ſo thei-
„le lieber gleich jezt dein Geſchick mit mir!
„— Gieb mir deine Hand, und ich fliege dann
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/35>, abgerufen am 27.11.2024.
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