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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Bald kam sein Name ins schwarze Buch der
Aristokraten, ins edle der Menschheit über-
haupt. Reich ward er freilich nicht; konte,
wolte es nicht werden! Auch zu hohen Eh-
renstellen stieg er nimmer. Als er einst zur
Rathsstelle in einem Landes-Kollegium vor-
geschlagen ward; als das Kollegium selbst sich
für ihn verwandte, und schon das algemeine
Gerücht' ihm Glück wünschte, thaten verschie-
dene Gewalthaber so triftige Gegenvorstellun-
gen, daß er -- durchfiel. Weit entfernt sich
über diese Nachricht zu kränken, rief er lä-
chelnd: "Ein Opfer, das ich gern bringe!
Nun kan ich fast hoffen, etwas werth zu
seyn!" Dies war das einzige Mal, daß er ein
Selbstlob sich nachsah. -- Troz seiner mäch-
tigen Feinde; troz ihren mannichfachen Rän-
ken, braucht' er doch nicht zu darben, oder für
sein Schicksal besorgt zu seyn. Auch die ge-
rettete Unschuld vermocht' es zuweilen dank-
bar
zu seyn, und war es alsdann mit Freu-
den. Zum gänzlichen Umsturz seines Glücks

Bald kam ſein Name ins ſchwarze Buch der
Ariſtokraten, ins edle der Menſchheit uͤber-
haupt. Reich ward er freilich nicht; konte,
wolte es nicht werden! Auch zu hohen Eh-
renſtellen ſtieg er nimmer. Als er einſt zur
Rathsſtelle in einem Landes-Kollegium vor-
geſchlagen ward; als das Kollegium ſelbſt ſich
fuͤr ihn verwandte, und ſchon das algemeine
Geruͤcht' ihm Gluͤck wuͤnſchte, thaten verſchie-
dene Gewalthaber ſo triftige Gegenvorſtellun-
gen, daß er — durchfiel. Weit entfernt ſich
uͤber dieſe Nachricht zu kraͤnken, rief er laͤ-
chelnd: „Ein Opfer, das ich gern bringe!
Nun kan ich faſt hoffen, etwas werth zu
ſeyn!“ Dies war das einzige Mal, daß er ein
Selbſtlob ſich nachſah. — Troz ſeiner maͤch-
tigen Feinde; troz ihren mannichfachen Raͤn-
ken, braucht' er doch nicht zu darben, oder fuͤr
ſein Schickſal beſorgt zu ſeyn. Auch die ge-
rettete Unſchuld vermocht' es zuweilen dank-
bar
zu ſeyn, und war es alsdann mit Freu-
den. Zum gaͤnzlichen Umſturz ſeines Gluͤcks

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[530/0538] Bald kam ſein Name ins ſchwarze Buch der Ariſtokraten, ins edle der Menſchheit uͤber- haupt. Reich ward er freilich nicht; konte, wolte es nicht werden! Auch zu hohen Eh- renſtellen ſtieg er nimmer. Als er einſt zur Rathsſtelle in einem Landes-Kollegium vor- geſchlagen ward; als das Kollegium ſelbſt ſich fuͤr ihn verwandte, und ſchon das algemeine Geruͤcht' ihm Gluͤck wuͤnſchte, thaten verſchie- dene Gewalthaber ſo triftige Gegenvorſtellun- gen, daß er — durchfiel. Weit entfernt ſich uͤber dieſe Nachricht zu kraͤnken, rief er laͤ- chelnd: „Ein Opfer, das ich gern bringe! Nun kan ich faſt hoffen, etwas werth zu ſeyn!“ Dies war das einzige Mal, daß er ein Selbſtlob ſich nachſah. — Troz ſeiner maͤch- tigen Feinde; troz ihren mannichfachen Raͤn- ken, braucht' er doch nicht zu darben, oder fuͤr ſein Schickſal beſorgt zu ſeyn. Auch die ge- rettete Unſchuld vermocht' es zuweilen dank- bar zu ſeyn, und war es alsdann mit Freu- den. Zum gaͤnzlichen Umſturz ſeines Gluͤcks

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/538>, abgerufen am 27.11.2024.