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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CL. Von einem Meineydigen.

EJn Prediger strafft in der Predigt
seinem Ampt nach den Meincydt/
vnnd beweiste zum theil auß Heiliger
Schrifft/ was für ein grewliche
Sünde solches were/ zum theil führt er
Historien ein/ wie hefftig GOTT allweg
den Meineydt/ als een gerechter Richter
gestrafft hatte. Jn dieser Predigt war ei-
ner/ der sich hiebevor mit einem Meyneidt
vergriffen hatte: Aber er ließ sich solches nit
allein zur Buß vnnd Rew seiner Sünden be-
wegen/ sondern verachtete noch die Predigt
darzu/ vnd sprach zu denen/ so bey jhm stun-
den: Jch hab mit dieser meiner rechten Handt
auch ein mahl einen falschen Eydt gethan/ se-
he darumb nichts/ daß sie mir kurtzer ist als
die lincke. Was geschihet aber? GOtt/ der
ein gerechter Richter ist/ nimt ihn so balt zur
Straff: Dann der Arm fengt jm an zu schwel-
len vnnd dermassen zu hitzen/ daß er weder
tag oder nacht einen Augenblick ruhe hat.
Endlich lest er einen Artzt zu sich fordern vnd
den Arm abschneiden. Also ward ihm der
Arm kürtzer/ lernt hierauff/ daß er nach be-
gangener Sündt GOTT vnnd seinen die-
nern nit dazu spotten solte. Gregorius Stri-
genitius Homel. 15. de conscient. pag. 112.
Jtem Christophorus Jreneus in
seinem hellen Spie-
gel. pag. 119.

Von
CL. Von einem Meineydigen.

EJn Prediger ſtrafft in der Predigt
ſeinem Ampt nach den Meincydt/
vnnd beweiſte zum theil auß Heiliger
Schrifft/ was fuͤr ein grewliche
Suͤnde ſolches were/ zum theil fuͤhrt er
Hiſtorien ein/ wie hefftig GOTT allweg
den Meineydt/ als een gerechter Richter
geſtrafft hatte. Jn dieſer Predigt war ei-
ner/ der ſich hiebevor mit einem Meyneidt
vergriffen hatte: Aber er ließ ſich ſolches nit
allein zur Buß vnnd Rew ſeiner Suͤnden be-
wegen/ ſondern verachtete noch die Predigt
darzu/ vnd ſprach zu denen/ ſo bey jhm ſtun-
den: Jch hab mit dieſer meiner rechten Handt
auch ein mahl einen falſchen Eydt gethan/ ſe-
he darumb nichts/ daß ſie mir kurtzer iſt als
die lincke. Was geſchihet aber? GOtt/ der
ein gerechter Richter iſt/ nimt ihn ſo balt zur
Straff: Dann der Arm fengt jm an zu ſchwel-
len vnnd dermaſſen zu hitzen/ daß er weder
tag oder nacht einen Augenblick ruhe hat.
Endlich leſt er einen Artzt zu ſich fordern vnd
den Arm abſchneiden. Alſo ward ihm der
Arm kuͤrtzer/ lernt hierauff/ daß er nach be-
gangener Suͤndt GOTT vnnd ſeinen die-
nern nit dazu ſpotten ſolte. Gregorius Stri-
genitius Homel. 15. de conſcient. pag. 112.
Jtem Chriſtophorus Jreneus in
ſeinem hellen Spie-
gel. pag. 119.

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[130/0138] CL. Von einem Meineydigen. EJn Prediger ſtrafft in der Predigt ſeinem Ampt nach den Meincydt/ vnnd beweiſte zum theil auß Heiliger Schrifft/ was fuͤr ein grewliche Suͤnde ſolches were/ zum theil fuͤhrt er Hiſtorien ein/ wie hefftig GOTT allweg den Meineydt/ als een gerechter Richter geſtrafft hatte. Jn dieſer Predigt war ei- ner/ der ſich hiebevor mit einem Meyneidt vergriffen hatte: Aber er ließ ſich ſolches nit allein zur Buß vnnd Rew ſeiner Suͤnden be- wegen/ ſondern verachtete noch die Predigt darzu/ vnd ſprach zu denen/ ſo bey jhm ſtun- den: Jch hab mit dieſer meiner rechten Handt auch ein mahl einen falſchen Eydt gethan/ ſe- he darumb nichts/ daß ſie mir kurtzer iſt als die lincke. Was geſchihet aber? GOtt/ der ein gerechter Richter iſt/ nimt ihn ſo balt zur Straff: Dann der Arm fengt jm an zu ſchwel- len vnnd dermaſſen zu hitzen/ daß er weder tag oder nacht einen Augenblick ruhe hat. Endlich leſt er einen Artzt zu ſich fordern vnd den Arm abſchneiden. Alſo ward ihm der Arm kuͤrtzer/ lernt hierauff/ daß er nach be- gangener Suͤndt GOTT vnnd ſeinen die- nern nit dazu ſpotten ſolte. Gregorius Stri- genitius Homel. 15. de conſcient. pag. 112. Jtem Chriſtophorus Jreneus in ſeinem hellen Spie- gel. pag. 119. Von

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/138>, abgerufen am 21.11.2024.