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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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CCCXXX. Von einem Weib auff
diese art.

ZV Rhembden war ein Weib mit schwange-
rem Leib so gehässig/ daß sie keinem Men-
schen/ von dem sie einmahl beleidiget worden/
verzeihen wolte/ da sie doch sonst feine tugen-
den vnd sanfft müthige geberden an sich hatte. Da
sie nun der Pfarherr vielmals hierumb strafft/ vnd
zur besserung vermahnte/ daß sie auch den gefaßten
zorn fallen/ vnd denen/ so sie beleidiget/ vergeben
solte/ sie aber das nicht hören wolte/ strafft sie der
liebe GOTT der gestalt/ daß/ gleich wie er sie
dreymahl hierzu vermahnte/ sie aber allemahl das-
selb verwegert vnd nicht hören wolt/ also bekomt sie
drey Kinder/ die alle sampt jhr lebenlang kein wort
gehört haben/ D. Michael Saxo in der 21. Predigt
vber Tobiam.

Gregorius in moralibus.

Durch zorn verleuret man die weißheit/ daß
man nicht weiß/ was vnnd durch welch ordnung
man handeln soll.

Hieronymus.

Es ist wol dem Menschen von Natur angebo-
ren/ daß er zürnet/ aber einem Christen stehets wol
an dem zorn ein end zu setzen.

Chrysostomus.

Wo zorn ist/ da wohnet der H. Geist nicht.

Augustinus.

Gleich wie der Essig die gefäß verderbet/ also
auch der zorn des Menschen Hertz.

M. Rodol-
CCCXXX. Von einem Weib auff
dieſe art.

ZV Rhembden war ein Weib mit ſchwange-
rem Leib ſo gehaͤſſig/ daß ſie keinem Men-
ſchen/ von dem ſie einmahl beleidiget worden/
verzeihen wolte/ da ſie doch ſonſt feine tugen-
den vnd ſanfft muͤthige geberden an ſich hatte. Da
ſie nun der Pfarherꝛ vielmals hierumb ſtrafft/ vnd
zur beſſerung vermahnte/ daß ſie auch den gefaßten
zorn fallen/ vnd denen/ ſo ſie beleidiget/ vergeben
ſolte/ ſie aber das nicht hoͤren wolte/ ſtrafft ſie der
liebe GOTT der geſtalt/ daß/ gleich wie er ſie
dreymahl hierzu vermahnte/ ſie aber allemahl daſ-
ſelb verwegert vnd nicht hoͤren wolt/ alſo bekomt ſie
drey Kinder/ die alle ſampt jhr lebenlang kein wort
gehoͤrt haben/ D. Michael Saxo in der 21. Predigt
vber Tobiam.

Gregorius in moralibus.

Durch zorn verleuret man die weißheit/ daß
man nicht weiß/ was vnnd durch welch ordnung
man handeln ſoll.

Hieronymus.

Es iſt wol dem Menſchen von Natur angebo-
ren/ daß er zuͤrnet/ aber einem Chriſten ſtehets wol
an dem zorn ein end zu ſetzen.

Chryſoſtomus.

Wo zorn iſt/ da wohnet der H. Geiſt nicht.

Auguſtinus.

Gleich wie der Eſſig die gefaͤß verderbet/ alſo
auch der zorn des Menſchen Hertz.

M. Rodol-
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[354/0380] CCCXXX. Von einem Weib auff dieſe art. ZV Rhembden war ein Weib mit ſchwange- rem Leib ſo gehaͤſſig/ daß ſie keinem Men- ſchen/ von dem ſie einmahl beleidiget worden/ verzeihen wolte/ da ſie doch ſonſt feine tugen- den vnd ſanfft muͤthige geberden an ſich hatte. Da ſie nun der Pfarherꝛ vielmals hierumb ſtrafft/ vnd zur beſſerung vermahnte/ daß ſie auch den gefaßten zorn fallen/ vnd denen/ ſo ſie beleidiget/ vergeben ſolte/ ſie aber das nicht hoͤren wolte/ ſtrafft ſie der liebe GOTT der geſtalt/ daß/ gleich wie er ſie dreymahl hierzu vermahnte/ ſie aber allemahl daſ- ſelb verwegert vnd nicht hoͤren wolt/ alſo bekomt ſie drey Kinder/ die alle ſampt jhr lebenlang kein wort gehoͤrt haben/ D. Michael Saxo in der 21. Predigt vber Tobiam. Gregorius in moralibus. Durch zorn verleuret man die weißheit/ daß man nicht weiß/ was vnnd durch welch ordnung man handeln ſoll. Hieronymus. Es iſt wol dem Menſchen von Natur angebo- ren/ daß er zuͤrnet/ aber einem Chriſten ſtehets wol an dem zorn ein end zu ſetzen. Chryſoſtomus. Wo zorn iſt/ da wohnet der H. Geiſt nicht. Auguſtinus. Gleich wie der Eſſig die gefaͤß verderbet/ alſo auch der zorn des Menſchen Hertz. M. Rodol-

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/380>, abgerufen am 22.11.2024.