Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.friedigende Antwort gegeben, möchte solche gern Indessen
friedigende Antwort gegeben, moͤchte ſolche gern Indeſſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="79"/> friedigende Antwort gegeben, moͤchte ſolche gern<lb/> niemals ſchuldig bleiben. Da iſt keine Fratze ſo<lb/> ungeraͤumt, keine Poſſe ſo poſſenhaft, zu der<lb/> man nicht ſeine Zuflucht nimmt, keine Fabel ſo<lb/> vernunftlos, die man der Einfalt nicht einzubil-<lb/> den ſuchet, um nur auf jedes <hi rendition="#fr">Warum</hi>? alſo-<lb/> fort mit einem <hi rendition="#fr">Darum</hi> zur Hand ſeyn zu koͤn-<lb/> nen. Unausſprechlich bitter wird das Wort:<lb/> ich weis nicht! wenn man ſich erſt als ein<lb/> vielwiſſender, oder gar alleswiſſender angekuͤndi-<lb/> get hat; insbeſondere, wenn Stand und Amt<lb/> und Wuͤrde von uns zu fordern ſcheine, daß<lb/> wir wiſſen ſollen. Ach! wie manchem mag das<lb/> Herz ſchlagen, wenn er itzt auf dem Punkte iſt,<lb/> Gewicht und Anſehen zu verlieren, oder an der<lb/> Wahrheit zum Verraͤther zu werden; und wie<lb/> wenige beſitzen die Klugheit des Sokrates, ſelbſt<lb/> in den Faͤllen, wo man etwas mehr weis, als<lb/> ſein Naͤchſter, immer noch die erſte Antwort ſeyn<lb/> zu laſſen: ich <hi rendition="#fr">weis nichts</hi>! damit man ſich<lb/> ſelbſt Verlegenheit erſpare, und auf den Fall,<lb/> da ein ſolches Bekenntniß noͤthig ſeyn wuͤrde, die<lb/> Selbſtdemuͤthigung zum voraus leichter gemacht<lb/> habe.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Indeſſen</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0181]
friedigende Antwort gegeben, moͤchte ſolche gern
niemals ſchuldig bleiben. Da iſt keine Fratze ſo
ungeraͤumt, keine Poſſe ſo poſſenhaft, zu der
man nicht ſeine Zuflucht nimmt, keine Fabel ſo
vernunftlos, die man der Einfalt nicht einzubil-
den ſuchet, um nur auf jedes Warum? alſo-
fort mit einem Darum zur Hand ſeyn zu koͤn-
nen. Unausſprechlich bitter wird das Wort:
ich weis nicht! wenn man ſich erſt als ein
vielwiſſender, oder gar alleswiſſender angekuͤndi-
get hat; insbeſondere, wenn Stand und Amt
und Wuͤrde von uns zu fordern ſcheine, daß
wir wiſſen ſollen. Ach! wie manchem mag das
Herz ſchlagen, wenn er itzt auf dem Punkte iſt,
Gewicht und Anſehen zu verlieren, oder an der
Wahrheit zum Verraͤther zu werden; und wie
wenige beſitzen die Klugheit des Sokrates, ſelbſt
in den Faͤllen, wo man etwas mehr weis, als
ſein Naͤchſter, immer noch die erſte Antwort ſeyn
zu laſſen: ich weis nichts! damit man ſich
ſelbſt Verlegenheit erſpare, und auf den Fall,
da ein ſolches Bekenntniß noͤthig ſeyn wuͤrde, die
Selbſtdemuͤthigung zum voraus leichter gemacht
habe.
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