Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.unter Nationen gleichsam durch ihr blosses Da- Wir haben gesehen, was für Schwierigkeit zu
unter Nationen gleichſam durch ihr bloſſes Da- Wir haben geſehen, was fuͤr Schwierigkeit zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="94"/> unter Nationen gleichſam durch ihr bloſſes Da-<lb/> ſeyn, unaufhoͤrlich lehre, rufe, predige und zu<lb/> erhalten ſuche. Sie lebten unter Barbaren<lb/> und Goͤtzendienern im aͤußerſten Druck und das<lb/> Elend hatte ſie beynahe, gegen die Wahrheit ſo<lb/> fuͤhllos gemacht, als ihre Unterdruͤcker der Ue-<lb/> bermuth. Gott befreiete ſie aus dieſem ſklavi-<lb/> ſchen Zuſtande, durch außerordentliche Wunder-<lb/> thaten, ward der Erretter, Anfuͤhrer, Koͤnig,<lb/> Geſetzgeber und Geſetzverweſer dieſer von ihm<lb/> gebildeten Nation, und legte ihre ganze Ver-<lb/> faſſung ſo an, wie es die weiſen Abſichten ſei-<lb/> ner Vorſehung erforderten. Schwach und kurz-<lb/> ſichtig iſt des Menſchen Auge! Wer kann ſagen,<lb/> ich bin in das Heiligtum Gottes gekommen, ha-<lb/> be ſeinen Plan ganz uͤberſehen, weis ſeine Ab-<lb/> ſichten, Maß und Ziel und Graͤnze zu beſtim-<lb/> men? Aber erlaubt iſt dem beſcheidenen Forſcher<lb/> zu muthmaſſen, aus dem Erfolge zu ſchließen,<lb/> wenn er nur beſtaͤndig eingedenk iſt, das er<lb/> nichts als vermuthen kann.</p><lb/> <p>Wir haben geſehen, was fuͤr Schwierigkeit<lb/> es hat, die abgeſonderten Begriffe der Religion<lb/> unter den Menſchen durch fortdauernde Zeichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0196]
unter Nationen gleichſam durch ihr bloſſes Da-
ſeyn, unaufhoͤrlich lehre, rufe, predige und zu
erhalten ſuche. Sie lebten unter Barbaren
und Goͤtzendienern im aͤußerſten Druck und das
Elend hatte ſie beynahe, gegen die Wahrheit ſo
fuͤhllos gemacht, als ihre Unterdruͤcker der Ue-
bermuth. Gott befreiete ſie aus dieſem ſklavi-
ſchen Zuſtande, durch außerordentliche Wunder-
thaten, ward der Erretter, Anfuͤhrer, Koͤnig,
Geſetzgeber und Geſetzverweſer dieſer von ihm
gebildeten Nation, und legte ihre ganze Ver-
faſſung ſo an, wie es die weiſen Abſichten ſei-
ner Vorſehung erforderten. Schwach und kurz-
ſichtig iſt des Menſchen Auge! Wer kann ſagen,
ich bin in das Heiligtum Gottes gekommen, ha-
be ſeinen Plan ganz uͤberſehen, weis ſeine Ab-
ſichten, Maß und Ziel und Graͤnze zu beſtim-
men? Aber erlaubt iſt dem beſcheidenen Forſcher
zu muthmaſſen, aus dem Erfolge zu ſchließen,
wenn er nur beſtaͤndig eingedenk iſt, das er
nichts als vermuthen kann.
Wir haben geſehen, was fuͤr Schwierigkeit
es hat, die abgeſonderten Begriffe der Religion
unter den Menſchen durch fortdauernde Zeichen
zu
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