Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.von haben. Warum suchet ihr ein Geschlechts- So wie es, nach dem Plato, einen irdi- ver-
von haben. Warum ſuchet ihr ein Geſchlechts- So wie es, nach dem Plato, einen irdi- ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0225" n="123"/> von haben. Warum ſuchet ihr ein Geſchlechts-<lb/> wort, fuͤr ein einzelnes Ding, das kein Ge-<lb/> ſchlecht hat, das mit nichts ſchichtet, mit nichts<lb/> unter eine Rubrik zu bringen iſt? Dieſe Ver-<lb/> faſſung iſt ein einziges Mal da geweſen: nennet<lb/> ſie die <hi rendition="#fr">moſaiſche Verfaſſung</hi>, bey ihrem Ein-<lb/> zelnamen. Sie iſt verſchwunden, und iſt dem<lb/> Allwiſſenden allein bekannt, bey welchem Volke<lb/> und in welchem Jahrhunderte ſich etwas Aehn-<lb/> liches wieder wird ſehen laſſen,</p><lb/> <p>So wie es, nach dem Plato, einen irdi-<lb/> ſchen und auch einen himmliſchen Amor geben<lb/> ſoll, ſo giebt es auch, koͤnnte man ſagen, ei-<lb/> ne irdiſche und eine himmliſche Politik. Neh-<lb/> met einen flatterhaften Abentheurer, einen<lb/> Gunſteroberer, wie ihn das Pflaſter jeder<lb/> Hauptſtadt darbeut, und unterhaltet ihn von<lb/> dem <hi rendition="#fr">Liede der Lieder</hi> Salomons, oder von<lb/> der Liebe der erſten Unſchuld im Paradieſe, wie<lb/> ſie Milton beſchreibt; Er wird glauben, ihr<lb/> ſchwaͤrmet, oder wollt euere Lektion aufſagen,<lb/> wie ihr das Herz einer Sproͤden durch platoniſche<lb/> Liebkoſungen zu beſtuͤrmen verſtehet. Eben ſo<lb/> wenig wird euch ein Politiker nach der Mode<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0225]
von haben. Warum ſuchet ihr ein Geſchlechts-
wort, fuͤr ein einzelnes Ding, das kein Ge-
ſchlecht hat, das mit nichts ſchichtet, mit nichts
unter eine Rubrik zu bringen iſt? Dieſe Ver-
faſſung iſt ein einziges Mal da geweſen: nennet
ſie die moſaiſche Verfaſſung, bey ihrem Ein-
zelnamen. Sie iſt verſchwunden, und iſt dem
Allwiſſenden allein bekannt, bey welchem Volke
und in welchem Jahrhunderte ſich etwas Aehn-
liches wieder wird ſehen laſſen,
So wie es, nach dem Plato, einen irdi-
ſchen und auch einen himmliſchen Amor geben
ſoll, ſo giebt es auch, koͤnnte man ſagen, ei-
ne irdiſche und eine himmliſche Politik. Neh-
met einen flatterhaften Abentheurer, einen
Gunſteroberer, wie ihn das Pflaſter jeder
Hauptſtadt darbeut, und unterhaltet ihn von
dem Liede der Lieder Salomons, oder von
der Liebe der erſten Unſchuld im Paradieſe, wie
ſie Milton beſchreibt; Er wird glauben, ihr
ſchwaͤrmet, oder wollt euere Lektion aufſagen,
wie ihr das Herz einer Sproͤden durch platoniſche
Liebkoſungen zu beſtuͤrmen verſtehet. Eben ſo
wenig wird euch ein Politiker nach der Mode
ver-
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