Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.tischen Katholiken erwähnt zu werden, weil sie einen Das Papstthum ist freilich durch seine eigne tiſchen Katholiken erwaͤhnt zu werden, weil ſie einen Das Papſtthum iſt freilich durch ſeine eigne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="103"/> tiſchen Katholiken erwaͤhnt zu werden, weil ſie einen<lb/> großen Einfluß auf die gebildeten und hoͤchſten Claſ¬<lb/> ſen uͤben. Dieſe Partei weiß entweder nicht, was<lb/> ſie will, oder ſie will nur die Poeſie des Mittelal¬<lb/> ters wieder haben, und kennt in der Regel die poli¬<lb/> tiſchen Verhaͤltniſſe zu wenig, um ſich in dieſem Sinn<lb/> zu intereſſiren. Sie wird daher nur ein Mittel fuͤr<lb/> die Zwecke einer andern Partei, vorzuͤglich der Pa¬<lb/> piſten, weil in dem poetiſchen Bilde, das ſie ſich ent¬<lb/> worfen haben, der Papſt nothwendig den Mittel¬<lb/> punkt einnehmen muß. Es iſt ein großer Fehler der<lb/> Proteſtanten, der aber fuͤr ihre Ehrlichkeit zu ſpre¬<lb/> chen ſcheint, daß ſie die Entzweiung ihrer Gegner<lb/> nicht benutzen, ſondern vielmehr durch ihren Haß und<lb/> Widerſtand deren Einigkeit ſo viel als moͤglich be¬<lb/> foͤrdern. Was wollen die, die ihr immer verwech¬<lb/> ſelt? die Einen wollen unumſchraͤnkte Despotie des<lb/> Papſtes, die Andern eine allgemeine friedliche Kirche,<lb/> die Dritten eine religioͤſe Kunſt. Dieß ſind ſehr ver¬<lb/> ſchiedene Dinge.</p><lb/> <p>Das Papſtthum iſt freilich durch ſeine eigne<lb/> Schuld in argen Verfall und noch groͤßern Mißcre¬<lb/> dit gerathen. Welche Demuͤthigung hat es erfahren<lb/> muͤſſen, und wie hat es ſich durch eigne Laſter lange<lb/> Zeit geſchaͤndet und gegen ſich ſelbſt gewuͤthet. Es<lb/> iſt alſo nicht zu verwundern, daß die Papiſten einer¬<lb/> ſeits an ihre alte Idee und an die alte Achtung vor<lb/> derſelben appelliren, andrerſeits an die Gegenwart<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [103/0113]
tiſchen Katholiken erwaͤhnt zu werden, weil ſie einen
großen Einfluß auf die gebildeten und hoͤchſten Claſ¬
ſen uͤben. Dieſe Partei weiß entweder nicht, was
ſie will, oder ſie will nur die Poeſie des Mittelal¬
ters wieder haben, und kennt in der Regel die poli¬
tiſchen Verhaͤltniſſe zu wenig, um ſich in dieſem Sinn
zu intereſſiren. Sie wird daher nur ein Mittel fuͤr
die Zwecke einer andern Partei, vorzuͤglich der Pa¬
piſten, weil in dem poetiſchen Bilde, das ſie ſich ent¬
worfen haben, der Papſt nothwendig den Mittel¬
punkt einnehmen muß. Es iſt ein großer Fehler der
Proteſtanten, der aber fuͤr ihre Ehrlichkeit zu ſpre¬
chen ſcheint, daß ſie die Entzweiung ihrer Gegner
nicht benutzen, ſondern vielmehr durch ihren Haß und
Widerſtand deren Einigkeit ſo viel als moͤglich be¬
foͤrdern. Was wollen die, die ihr immer verwech¬
ſelt? die Einen wollen unumſchraͤnkte Despotie des
Papſtes, die Andern eine allgemeine friedliche Kirche,
die Dritten eine religioͤſe Kunſt. Dieß ſind ſehr ver¬
ſchiedene Dinge.
Das Papſtthum iſt freilich durch ſeine eigne
Schuld in argen Verfall und noch groͤßern Mißcre¬
dit gerathen. Welche Demuͤthigung hat es erfahren
muͤſſen, und wie hat es ſich durch eigne Laſter lange
Zeit geſchaͤndet und gegen ſich ſelbſt gewuͤthet. Es
iſt alſo nicht zu verwundern, daß die Papiſten einer¬
ſeits an ihre alte Idee und an die alte Achtung vor
derſelben appelliren, andrerſeits an die Gegenwart
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |