Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.sich halten, auf ihre Ruinen sich verschanzen und ver¬ Wir müssen die Idealisten des Ultramonta¬ ſich halten, auf ihre Ruinen ſich verſchanzen und ver¬ Wir muͤſſen die Idealiſten des Ultramonta¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="104"/> ſich halten, auf ihre Ruinen ſich verſchanzen und ver¬<lb/> zweifelte Ausfaͤlle thun.</p><lb/> <p>Wir muͤſſen die Idealiſten des <hi rendition="#g">Ultramonta¬<lb/> nismus</hi> von den Materialiſten deſſelben trennen.<lb/> Jenen iſt es um die Idee, dieſen nur um die mate¬<lb/> rielle Exiſtenz zu thun. Jene ſind daher ſtreng ge¬<lb/> gen die Mißbraͤuche der Kirche ſelbſt, weil ſie die<lb/> Idee entweihen, dieſe dagegen geben dieſe Mißbraͤuche<lb/> keineswegs zu, ſondern erklaͤren ſie fuͤr ſo heilig, als<lb/> die Idee ſelbſt. Der Papſt ſteht demzufolge, wie die<lb/> Bourbonen zwiſchen Ideologen und Praktikern, von<lb/> denen die Einen fuͤr das Mittelalter predigen, die<lb/> Andern fuͤr die Gegenwart handeln. Man kann die<lb/> Einen auch Romantiker, die Andern Jeſuiten nen¬<lb/> nen, und muß ſie wohl von einander unterſcheiden.<lb/> Jene ſind unabhaͤngige Geiſter, dieſe Sclaven. Jene<lb/> trennen ſehr genau Idee und Erſcheinung, dieſe hal¬<lb/> ten ſich nur an die letztre. Jene vertheidigen fuͤr<lb/> den Papſt die Idee der alten Kirche, gegen ihn zu¬<lb/> gleich die Freiheit des Wiſſens; dieſe bekuͤmmern ſich<lb/> wenig um die Idee, wenn ſie nur das freie Wiſſen<lb/> unterdruͤcken koͤnnen, damit man die Erſcheinung beſ¬<lb/> ſer glaube. Kurz, jene ſind die Helden einer ewigen<lb/> Idee, dieſe die Kopffechter einer vergaͤnglichen Er¬<lb/> ſcheinung. Die Gegner des Katholicismus uͤberſehn<lb/> dieſes Verhaͤltniß faſt immer und bezeichnen auch die<lb/> Ideologen, wie z. B. Goͤrres, mit dem Eckelnamen<lb/> Jeſuit. Es ſind gerade die Unfreieſten unter den<lb/> Proteſtanten, welche die Freiheit der, katholiſchen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0114]
ſich halten, auf ihre Ruinen ſich verſchanzen und ver¬
zweifelte Ausfaͤlle thun.
Wir muͤſſen die Idealiſten des Ultramonta¬
nismus von den Materialiſten deſſelben trennen.
Jenen iſt es um die Idee, dieſen nur um die mate¬
rielle Exiſtenz zu thun. Jene ſind daher ſtreng ge¬
gen die Mißbraͤuche der Kirche ſelbſt, weil ſie die
Idee entweihen, dieſe dagegen geben dieſe Mißbraͤuche
keineswegs zu, ſondern erklaͤren ſie fuͤr ſo heilig, als
die Idee ſelbſt. Der Papſt ſteht demzufolge, wie die
Bourbonen zwiſchen Ideologen und Praktikern, von
denen die Einen fuͤr das Mittelalter predigen, die
Andern fuͤr die Gegenwart handeln. Man kann die
Einen auch Romantiker, die Andern Jeſuiten nen¬
nen, und muß ſie wohl von einander unterſcheiden.
Jene ſind unabhaͤngige Geiſter, dieſe Sclaven. Jene
trennen ſehr genau Idee und Erſcheinung, dieſe hal¬
ten ſich nur an die letztre. Jene vertheidigen fuͤr
den Papſt die Idee der alten Kirche, gegen ihn zu¬
gleich die Freiheit des Wiſſens; dieſe bekuͤmmern ſich
wenig um die Idee, wenn ſie nur das freie Wiſſen
unterdruͤcken koͤnnen, damit man die Erſcheinung beſ¬
ſer glaube. Kurz, jene ſind die Helden einer ewigen
Idee, dieſe die Kopffechter einer vergaͤnglichen Er¬
ſcheinung. Die Gegner des Katholicismus uͤberſehn
dieſes Verhaͤltniß faſt immer und bezeichnen auch die
Ideologen, wie z. B. Goͤrres, mit dem Eckelnamen
Jeſuit. Es ſind gerade die Unfreieſten unter den
Proteſtanten, welche die Freiheit der, katholiſchen
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