Boden durch eine Sandschüttung dichter, folglich fester, also trag- barer zu machen.
Man bedient sich hierzu wo möglich eines sehr groben Kies- sandes, der so wenig wie möglich erdig oder gar lettig ist. Je rei- ner der Sand und je gröber derselbe, um so mehr wird er dem ge- wünschten Zweck entsprechen; scharfkantiger Sand wird im Ganzen besser sein als rundkörniger. Zur obersten Schicht nimmt man dann feineren Sand zur Ausgleichung. Das Ganze beruht darauf, daß man auf dem weichen Boden eine hinlänglich dicke und breite Sandschicht schüttet, damit sie dem Drucke des aufzuführenden Gebäu- des widerstehe, und besonders auch nach der Seite hin nicht aus- weiche. Es muß also die Sandschüttung nach allen Sei- ten hin bedeutend breiter werden, als das darauf zu errichtende Gebäude Flächenraum hat. Jn Gegenden am Meere, in der Nähe großer Ströme, wo vielleicht vielfach Baggerun- gen vorgenommen werden, kann man mit Vortheil die Baggererde zu Aufschüttungen benutzen, wenn sie viel Sand enthält und außerdem nicht zu muschlig und schlammig ist. Hier in Greifswald wurde vor einigen Jahren ein massiver Theerspeicher ein Stockwerk hoch, über dem mittleren Theile mit einem hölzernen Aufbau, auf Sandschüttung erbaut. Der Ort worauf er zu stehen kam war weicher Wiesengrund, auf diesem war seit mehreren Jahren die Baggererde des vorbeiflie- ßenden Ryckgrabens gehäuft worden, so daß sie, nachdem sich dieselbe gesetzt hatte, eine Dicke von etwa 6 Fuß betrug. Die Baggererde bestand aus feinem Meeressande, viel kleinen Muscheln und Schlamm. Nichts desto weniger hat sich das genannte Gebäude gut gehalten.
Auf demselben Terrain längs des Ryckgrabens stehen mehrere große aber leichte Gebäude, welche zur Heringsräucherei dienen, auf eben solcher ausgebaggerten Schüttung. Auch der Ballast, welchen die Seeschiffe mitbringen und der häufig in grobem Kiesgerölle besteht, kann mit Nutzen zu dergleichen Sandschüttungen benutzt werden, da er in der Regel wohlfeil zu haben ist.
Jm Jahre 1830 gründete der französische Jngenieur Gauzence das Portal der Wache von Mousserolles zu Bayonne auf Sand- schüttung.
Der Boden, auf dem dieses Portal errichtet werden sollte, be- stand aus fettem, schlüpfrigen Lehm, der sich auf eine bedeutende Tiefe erstreckte; man hatte anfänglich vorgeschlagen, eine große Platteforme aus Holz (liegenden Rost) zur Aufnahme des Steinfundamentes zu legen; es wurde jedoch der Vorschlag des Herrn Gauzence angenom-
Boden durch eine Sandſchüttung dichter, folglich feſter, alſo trag- barer zu machen.
Man bedient ſich hierzu wo möglich eines ſehr groben Kies- ſandes, der ſo wenig wie möglich erdig oder gar lettig iſt. Je rei- ner der Sand und je gröber derſelbe, um ſo mehr wird er dem ge- wünſchten Zweck entſprechen; ſcharfkantiger Sand wird im Ganzen beſſer ſein als rundkörniger. Zur oberſten Schicht nimmt man dann feineren Sand zur Ausgleichung. Das Ganze beruht darauf, daß man auf dem weichen Boden eine hinlänglich dicke und breite Sandſchicht ſchüttet, damit ſie dem Drucke des aufzuführenden Gebäu- des widerſtehe, und beſonders auch nach der Seite hin nicht aus- weiche. Es muß alſo die Sandſchüttung nach allen Sei- ten hin bedeutend breiter werden, als das darauf zu errichtende Gebäude Flächenraum hat. Jn Gegenden am Meere, in der Nähe großer Ströme, wo vielleicht vielfach Baggerun- gen vorgenommen werden, kann man mit Vortheil die Baggererde zu Aufſchüttungen benutzen, wenn ſie viel Sand enthält und außerdem nicht zu muſchlig und ſchlammig iſt. Hier in Greifswald wurde vor einigen Jahren ein maſſiver Theerſpeicher ein Stockwerk hoch, über dem mittleren Theile mit einem hölzernen Aufbau, auf Sandſchüttung erbaut. Der Ort worauf er zu ſtehen kam war weicher Wieſengrund, auf dieſem war ſeit mehreren Jahren die Baggererde des vorbeiflie- ßenden Ryckgrabens gehäuft worden, ſo daß ſie, nachdem ſich dieſelbe geſetzt hatte, eine Dicke von etwa 6 Fuß betrug. Die Baggererde beſtand aus feinem Meeresſande, viel kleinen Muſcheln und Schlamm. Nichts deſto weniger hat ſich das genannte Gebäude gut gehalten.
Auf demſelben Terrain längs des Ryckgrabens ſtehen mehrere große aber leichte Gebäude, welche zur Heringsräucherei dienen, auf eben ſolcher ausgebaggerten Schüttung. Auch der Ballaſt, welchen die Seeſchiffe mitbringen und der häufig in grobem Kiesgerölle beſteht, kann mit Nutzen zu dergleichen Sandſchüttungen benutzt werden, da er in der Regel wohlfeil zu haben iſt.
Jm Jahre 1830 gründete der franzöſiſche Jngenieur Gauzence das Portal der Wache von Mouſſerolles zu Bayonne auf Sand- ſchüttung.
Der Boden, auf dem dieſes Portal errichtet werden ſollte, be- ſtand aus fettem, ſchlüpfrigen Lehm, der ſich auf eine bedeutende Tiefe erſtreckte; man hatte anfänglich vorgeſchlagen, eine große Platteforme aus Holz (liegenden Roſt) zur Aufnahme des Steinfundamentes zu legen; es wurde jedoch der Vorſchlag des Herrn Gauzence angenom-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0101"n="91"/>
Boden durch eine Sandſchüttung dichter, folglich feſter, alſo trag-<lb/>
barer zu machen.</p><lb/><p>Man bedient ſich hierzu wo möglich eines ſehr groben Kies-<lb/>ſandes, der ſo wenig wie möglich erdig oder gar lettig iſt. Je rei-<lb/>
ner der Sand und je gröber derſelbe, um ſo mehr wird er dem ge-<lb/>
wünſchten Zweck entſprechen; ſcharfkantiger Sand wird im Ganzen<lb/>
beſſer ſein als rundkörniger. Zur oberſten Schicht nimmt man dann<lb/>
feineren Sand zur Ausgleichung. Das Ganze beruht darauf, daß<lb/>
man auf dem weichen Boden eine hinlänglich <hirendition="#g">dicke</hi> und <hirendition="#g">breite</hi><lb/>
Sandſchicht ſchüttet, damit ſie dem Drucke des aufzuführenden Gebäu-<lb/>
des widerſtehe, und beſonders auch nach der Seite hin nicht aus-<lb/>
weiche. <hirendition="#g">Es muß alſo die Sandſchüttung nach allen Sei-<lb/>
ten hin bedeutend breiter werden, als das darauf zu<lb/>
errichtende Gebäude Flächenraum hat.</hi> Jn Gegenden am<lb/>
Meere, in der Nähe großer Ströme, wo vielleicht vielfach Baggerun-<lb/>
gen vorgenommen werden, kann man mit Vortheil die Baggererde zu<lb/>
Aufſchüttungen benutzen, wenn ſie viel Sand enthält und außerdem<lb/>
nicht zu muſchlig und ſchlammig iſt. Hier in Greifswald wurde vor<lb/>
einigen Jahren ein maſſiver Theerſpeicher ein Stockwerk hoch, über<lb/>
dem mittleren Theile mit einem hölzernen Aufbau, auf Sandſchüttung<lb/>
erbaut. Der Ort worauf er zu ſtehen kam war weicher Wieſengrund,<lb/>
auf dieſem war ſeit mehreren Jahren die Baggererde des vorbeiflie-<lb/>
ßenden Ryckgrabens gehäuft worden, ſo daß ſie, nachdem ſich dieſelbe<lb/>
geſetzt hatte, eine Dicke von etwa 6 Fuß betrug. Die Baggererde<lb/>
beſtand aus feinem Meeresſande, viel kleinen Muſcheln und Schlamm.<lb/>
Nichts deſto weniger hat ſich das genannte Gebäude gut gehalten.</p><lb/><p>Auf demſelben Terrain längs des Ryckgrabens ſtehen mehrere<lb/>
große aber <hirendition="#g">leichte</hi> Gebäude, welche zur Heringsräucherei dienen, auf<lb/>
eben ſolcher ausgebaggerten Schüttung. Auch der Ballaſt, welchen<lb/>
die Seeſchiffe mitbringen und der häufig in grobem Kiesgerölle beſteht,<lb/>
kann mit Nutzen zu dergleichen Sandſchüttungen benutzt werden, da<lb/>
er in der Regel wohlfeil zu haben iſt.</p><lb/><p>Jm Jahre 1830 gründete der franzöſiſche Jngenieur Gauzence<lb/>
das Portal der Wache von Mouſſerolles zu Bayonne auf Sand-<lb/>ſchüttung.</p><lb/><p>Der Boden, auf dem dieſes Portal errichtet werden ſollte, be-<lb/>ſtand aus fettem, ſchlüpfrigen Lehm, der ſich auf eine bedeutende Tiefe<lb/>
erſtreckte; man hatte anfänglich vorgeſchlagen, eine große Platteforme<lb/>
aus Holz (liegenden Roſt) zur Aufnahme des Steinfundamentes zu<lb/>
legen; es wurde jedoch der Vorſchlag des Herrn Gauzence angenom-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[91/0101]
Boden durch eine Sandſchüttung dichter, folglich feſter, alſo trag-
barer zu machen.
Man bedient ſich hierzu wo möglich eines ſehr groben Kies-
ſandes, der ſo wenig wie möglich erdig oder gar lettig iſt. Je rei-
ner der Sand und je gröber derſelbe, um ſo mehr wird er dem ge-
wünſchten Zweck entſprechen; ſcharfkantiger Sand wird im Ganzen
beſſer ſein als rundkörniger. Zur oberſten Schicht nimmt man dann
feineren Sand zur Ausgleichung. Das Ganze beruht darauf, daß
man auf dem weichen Boden eine hinlänglich dicke und breite
Sandſchicht ſchüttet, damit ſie dem Drucke des aufzuführenden Gebäu-
des widerſtehe, und beſonders auch nach der Seite hin nicht aus-
weiche. Es muß alſo die Sandſchüttung nach allen Sei-
ten hin bedeutend breiter werden, als das darauf zu
errichtende Gebäude Flächenraum hat. Jn Gegenden am
Meere, in der Nähe großer Ströme, wo vielleicht vielfach Baggerun-
gen vorgenommen werden, kann man mit Vortheil die Baggererde zu
Aufſchüttungen benutzen, wenn ſie viel Sand enthält und außerdem
nicht zu muſchlig und ſchlammig iſt. Hier in Greifswald wurde vor
einigen Jahren ein maſſiver Theerſpeicher ein Stockwerk hoch, über
dem mittleren Theile mit einem hölzernen Aufbau, auf Sandſchüttung
erbaut. Der Ort worauf er zu ſtehen kam war weicher Wieſengrund,
auf dieſem war ſeit mehreren Jahren die Baggererde des vorbeiflie-
ßenden Ryckgrabens gehäuft worden, ſo daß ſie, nachdem ſich dieſelbe
geſetzt hatte, eine Dicke von etwa 6 Fuß betrug. Die Baggererde
beſtand aus feinem Meeresſande, viel kleinen Muſcheln und Schlamm.
Nichts deſto weniger hat ſich das genannte Gebäude gut gehalten.
Auf demſelben Terrain längs des Ryckgrabens ſtehen mehrere
große aber leichte Gebäude, welche zur Heringsräucherei dienen, auf
eben ſolcher ausgebaggerten Schüttung. Auch der Ballaſt, welchen
die Seeſchiffe mitbringen und der häufig in grobem Kiesgerölle beſteht,
kann mit Nutzen zu dergleichen Sandſchüttungen benutzt werden, da
er in der Regel wohlfeil zu haben iſt.
Jm Jahre 1830 gründete der franzöſiſche Jngenieur Gauzence
das Portal der Wache von Mouſſerolles zu Bayonne auf Sand-
ſchüttung.
Der Boden, auf dem dieſes Portal errichtet werden ſollte, be-
ſtand aus fettem, ſchlüpfrigen Lehm, der ſich auf eine bedeutende Tiefe
erſtreckte; man hatte anfänglich vorgeſchlagen, eine große Platteforme
aus Holz (liegenden Roſt) zur Aufnahme des Steinfundamentes zu
legen; es wurde jedoch der Vorſchlag des Herrn Gauzence angenom-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/101>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.