men und in Ausführung gebracht, was dadurch geschah, daß der fette Lehmboden ungefähr drei Fuß tiefer, als der steinerne Unterbau zu liegen kommen, und an der Stelle wo eine Säule errichtet werden sollte, ausgegraben wurde; diese 3 Fuß wurden mit Sand ausge- füllt, den man sehr fest in die ausgestochnen Oeffnungen einrammte. Ueber diesen Sand wurden zwei Lagen Bruchsteinmauerwerk gelegt, und darüber eine Lage von behauenen Bausteinen, welche die Unterlage bil- deten, auf welcher die Säule erhoben wurde. Bevor man die Säulen oberhalb beendigte, wurde eine derselben zum Versuche mit einem Gewicht von 20,000 Pfund beladen, wodurch gar keine bemerkbare Störung im Fundamente erzeugt wurde. Der Bau war im Oktober 1830 vollen- det, und auch noch bis jetzt hat sich kein Sinken oder Verschieben des Fundamentes bemerkbar gemacht, obgleich jede Säule ein Gewicht, das man auf 20,000 Pfd. annehmen kann, trägt. Eine Mauer desselben Wachthauses, auf gewöhnliche Art gegründet, hat sich bereits nicht unbedeutend gesenkt.
Dieselbe Gründungsart auf Sandschüttung ist mit Erfolg bei einigen Festungsbauten in Bayonne befolgt worden, wo die zu er- richtenden Bauten auf weichem, nachgiebigen Boden zu stehen kom- men mußten.
Jm Jahre 1836 wurde eine Sandgründung von ungefähr 21/2 Fuß Dicke, mit gleich befriedigendem Erfolge, für ein Bollwerk eines kleinen englischen Hafens ausgeführt. Für die Erbauung des Artil- leriearsenals in Bayonne wurde eine andere Art der Sandgründung angenommen. Der Boden bestand gleichfalls aus sehr fettem Lehm und Thon wie vorhin. Es war unmöglich einen Holzrost hier an- zuwenden, denn einestheils ist das Holz in dortigen Gegenden sehr theuer, anderntheils dringt bei hohem Wasserstande eine Menge Was- ser in den Boden und mußte dann auch das Fundament erreichen, wodurch die Holzpfähle oder Holzdecken schnell verfault wären; der Oberst Durbach schlug daher vor: sich der Pfähle, die man Sand- pfähle nannte, zu bedienen. Der Theil des Gebäudes der für die Schmiede bestimmt ist, ist von viereckigen Pfeilern umgeben, die durch eine Mauer verbunden sind; jeder Pfeiler, mit der Zimmerarbeit die er trägt, hat ungefähr ein Gewicht von 35 Tonnen oder 70,000 Pfd. Die Sandpfähle sind so vertheilt, daß jeder nur ungefähr eine Last von 4000 Pfund zu tragen hat. Das Verfahren diese Sandpfähle anzulegen war folgendes: Man trieb in den Boden einen gewöhnli- chen Holzpfahl von ungefähr sieben Zoll im Quadrat und 61/2 Fuß lang, sodann zog man denselben wieder heraus und füllte das Loch,
men und in Ausführung gebracht, was dadurch geſchah, daß der fette Lehmboden ungefähr drei Fuß tiefer, als der ſteinerne Unterbau zu liegen kommen, und an der Stelle wo eine Säule errichtet werden ſollte, ausgegraben wurde; dieſe 3 Fuß wurden mit Sand ausge- füllt, den man ſehr feſt in die ausgeſtochnen Oeffnungen einrammte. Ueber dieſen Sand wurden zwei Lagen Bruchſteinmauerwerk gelegt, und darüber eine Lage von behauenen Bauſteinen, welche die Unterlage bil- deten, auf welcher die Säule erhoben wurde. Bevor man die Säulen oberhalb beendigte, wurde eine derſelben zum Verſuche mit einem Gewicht von 20,000 Pfund beladen, wodurch gar keine bemerkbare Störung im Fundamente erzeugt wurde. Der Bau war im Oktober 1830 vollen- det, und auch noch bis jetzt hat ſich kein Sinken oder Verſchieben des Fundamentes bemerkbar gemacht, obgleich jede Säule ein Gewicht, das man auf 20,000 Pfd. annehmen kann, trägt. Eine Mauer deſſelben Wachthauſes, auf gewöhnliche Art gegründet, hat ſich bereits nicht unbedeutend geſenkt.
Dieſelbe Gründungsart auf Sandſchüttung iſt mit Erfolg bei einigen Feſtungsbauten in Bayonne befolgt worden, wo die zu er- richtenden Bauten auf weichem, nachgiebigen Boden zu ſtehen kom- men mußten.
Jm Jahre 1836 wurde eine Sandgründung von ungefähr 2½ Fuß Dicke, mit gleich befriedigendem Erfolge, für ein Bollwerk eines kleinen engliſchen Hafens ausgeführt. Für die Erbauung des Artil- leriearſenals in Bayonne wurde eine andere Art der Sandgründung angenommen. Der Boden beſtand gleichfalls aus ſehr fettem Lehm und Thon wie vorhin. Es war unmöglich einen Holzroſt hier an- zuwenden, denn einestheils iſt das Holz in dortigen Gegenden ſehr theuer, anderntheils dringt bei hohem Waſſerſtande eine Menge Waſ- ſer in den Boden und mußte dann auch das Fundament erreichen, wodurch die Holzpfähle oder Holzdecken ſchnell verfault wären; der Oberſt Durbach ſchlug daher vor: ſich der Pfähle, die man Sand- pfähle nannte, zu bedienen. Der Theil des Gebäudes der für die Schmiede beſtimmt iſt, iſt von viereckigen Pfeilern umgeben, die durch eine Mauer verbunden ſind; jeder Pfeiler, mit der Zimmerarbeit die er trägt, hat ungefähr ein Gewicht von 35 Tonnen oder 70,000 Pfd. Die Sandpfähle ſind ſo vertheilt, daß jeder nur ungefähr eine Laſt von 4000 Pfund zu tragen hat. Das Verfahren dieſe Sandpfähle anzulegen war folgendes: Man trieb in den Boden einen gewöhnli- chen Holzpfahl von ungefähr ſieben Zoll im Quadrat und 6½ Fuß lang, ſodann zog man denſelben wieder heraus und füllte das Loch,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0102"n="92"/>
men und in Ausführung gebracht, was dadurch geſchah, daß der fette<lb/>
Lehmboden ungefähr <hirendition="#g">drei</hi> Fuß tiefer, als der ſteinerne Unterbau zu<lb/>
liegen kommen, und an der Stelle wo eine Säule errichtet werden<lb/>ſollte, ausgegraben wurde; dieſe 3 Fuß wurden mit Sand ausge-<lb/>
füllt, den man ſehr feſt in die ausgeſtochnen Oeffnungen <hirendition="#g">einrammte.</hi><lb/>
Ueber dieſen Sand wurden zwei Lagen Bruchſteinmauerwerk gelegt, und<lb/>
darüber eine Lage von behauenen Bauſteinen, welche die Unterlage bil-<lb/>
deten, auf welcher die Säule erhoben wurde. Bevor man die Säulen<lb/>
oberhalb beendigte, wurde eine derſelben zum Verſuche mit einem Gewicht<lb/>
von 20,000 Pfund beladen, wodurch gar keine bemerkbare Störung im<lb/>
Fundamente erzeugt wurde. Der Bau war im Oktober 1830 vollen-<lb/>
det, und auch noch bis jetzt hat ſich kein Sinken oder Verſchieben des<lb/>
Fundamentes bemerkbar gemacht, obgleich jede Säule ein Gewicht, das<lb/>
man auf 20,000 Pfd. annehmen kann, trägt. Eine Mauer deſſelben<lb/>
Wachthauſes, auf gewöhnliche Art gegründet, hat ſich bereits nicht<lb/>
unbedeutend geſenkt.</p><lb/><p>Dieſelbe Gründungsart auf Sandſchüttung iſt mit Erfolg bei<lb/>
einigen Feſtungsbauten in Bayonne befolgt worden, wo die zu er-<lb/>
richtenden Bauten auf weichem, nachgiebigen Boden zu ſtehen kom-<lb/>
men mußten.</p><lb/><p>Jm Jahre 1836 wurde eine Sandgründung von ungefähr 2½<lb/>
Fuß Dicke, mit gleich befriedigendem Erfolge, für ein Bollwerk eines<lb/>
kleinen engliſchen Hafens ausgeführt. Für die Erbauung des Artil-<lb/>
leriearſenals in Bayonne wurde eine andere Art der Sandgründung<lb/>
angenommen. Der Boden beſtand gleichfalls aus ſehr fettem Lehm<lb/>
und Thon wie vorhin. Es war unmöglich einen Holzroſt hier an-<lb/>
zuwenden, denn einestheils iſt das Holz in dortigen Gegenden ſehr<lb/>
theuer, anderntheils dringt bei hohem Waſſerſtande eine Menge Waſ-<lb/>ſer in den Boden und mußte dann auch das Fundament erreichen,<lb/>
wodurch die Holzpfähle oder Holzdecken ſchnell verfault wären; der<lb/>
Oberſt Durbach ſchlug daher vor: ſich der Pfähle, die man <hirendition="#g">Sand-<lb/>
pfähle</hi> nannte, zu bedienen. Der Theil des Gebäudes der für die<lb/>
Schmiede beſtimmt iſt, iſt von viereckigen Pfeilern umgeben, die durch<lb/>
eine Mauer verbunden ſind; jeder Pfeiler, mit der Zimmerarbeit die<lb/>
er trägt, hat ungefähr ein Gewicht von 35 Tonnen oder 70,000 Pfd.<lb/>
Die Sandpfähle ſind ſo vertheilt, daß jeder nur ungefähr eine Laſt<lb/>
von 4000 Pfund zu tragen hat. Das Verfahren dieſe Sandpfähle<lb/>
anzulegen war folgendes: Man trieb in den Boden einen gewöhnli-<lb/>
chen Holzpfahl von ungefähr ſieben Zoll im Quadrat und 6½ Fuß<lb/>
lang, ſodann zog man denſelben wieder heraus und füllte das Loch,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[92/0102]
men und in Ausführung gebracht, was dadurch geſchah, daß der fette
Lehmboden ungefähr drei Fuß tiefer, als der ſteinerne Unterbau zu
liegen kommen, und an der Stelle wo eine Säule errichtet werden
ſollte, ausgegraben wurde; dieſe 3 Fuß wurden mit Sand ausge-
füllt, den man ſehr feſt in die ausgeſtochnen Oeffnungen einrammte.
Ueber dieſen Sand wurden zwei Lagen Bruchſteinmauerwerk gelegt, und
darüber eine Lage von behauenen Bauſteinen, welche die Unterlage bil-
deten, auf welcher die Säule erhoben wurde. Bevor man die Säulen
oberhalb beendigte, wurde eine derſelben zum Verſuche mit einem Gewicht
von 20,000 Pfund beladen, wodurch gar keine bemerkbare Störung im
Fundamente erzeugt wurde. Der Bau war im Oktober 1830 vollen-
det, und auch noch bis jetzt hat ſich kein Sinken oder Verſchieben des
Fundamentes bemerkbar gemacht, obgleich jede Säule ein Gewicht, das
man auf 20,000 Pfd. annehmen kann, trägt. Eine Mauer deſſelben
Wachthauſes, auf gewöhnliche Art gegründet, hat ſich bereits nicht
unbedeutend geſenkt.
Dieſelbe Gründungsart auf Sandſchüttung iſt mit Erfolg bei
einigen Feſtungsbauten in Bayonne befolgt worden, wo die zu er-
richtenden Bauten auf weichem, nachgiebigen Boden zu ſtehen kom-
men mußten.
Jm Jahre 1836 wurde eine Sandgründung von ungefähr 2½
Fuß Dicke, mit gleich befriedigendem Erfolge, für ein Bollwerk eines
kleinen engliſchen Hafens ausgeführt. Für die Erbauung des Artil-
leriearſenals in Bayonne wurde eine andere Art der Sandgründung
angenommen. Der Boden beſtand gleichfalls aus ſehr fettem Lehm
und Thon wie vorhin. Es war unmöglich einen Holzroſt hier an-
zuwenden, denn einestheils iſt das Holz in dortigen Gegenden ſehr
theuer, anderntheils dringt bei hohem Waſſerſtande eine Menge Waſ-
ſer in den Boden und mußte dann auch das Fundament erreichen,
wodurch die Holzpfähle oder Holzdecken ſchnell verfault wären; der
Oberſt Durbach ſchlug daher vor: ſich der Pfähle, die man Sand-
pfähle nannte, zu bedienen. Der Theil des Gebäudes der für die
Schmiede beſtimmt iſt, iſt von viereckigen Pfeilern umgeben, die durch
eine Mauer verbunden ſind; jeder Pfeiler, mit der Zimmerarbeit die
er trägt, hat ungefähr ein Gewicht von 35 Tonnen oder 70,000 Pfd.
Die Sandpfähle ſind ſo vertheilt, daß jeder nur ungefähr eine Laſt
von 4000 Pfund zu tragen hat. Das Verfahren dieſe Sandpfähle
anzulegen war folgendes: Man trieb in den Boden einen gewöhnli-
chen Holzpfahl von ungefähr ſieben Zoll im Quadrat und 6½ Fuß
lang, ſodann zog man denſelben wieder heraus und füllte das Loch,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/102>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.