Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.viel gleiche Theile wird nun auch die Länge des Grades NP. einge- Von den Lehrbogen für die Grade eines regelmäßigen Kreuz- Nur geübte Maurer können Kreuzkappen aus freier Hand ein- Die Lage der Steinschichten in den Kappen wird aus der Zeich- Will man die Richtungen des Seitenschubes beurtheilen, wel- viel gleiche Theile wird nun auch die Länge des Grades NP. einge- Von den Lehrbogen für die Grade eines regelmäßigen Kreuz- Nur geübte Maurer können Kreuzkappen aus freier Hand ein- Die Lage der Steinſchichten in den Kappen wird aus der Zeich- Will man die Richtungen des Seitenſchubes beurtheilen, wel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="200"/> viel gleiche Theile wird nun auch die Länge des Grades <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NP.</hi></hi> einge-<lb/> theilt, und in den Theilungspunkten die auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NP.</hi></hi> lothrechten Linien<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RR′ SS′ TT′ UU′ VV′ MQ.</hi></hi> ꝛc. errichtet, welche man eben ſo<lb/> lang macht, als die zuerſt genannten übereinſtimmenden Lothrechten<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">rr′ ss′</hi></hi> ꝛc. Durch die auf ſolche Weiſe gefundenen Punkte, <hi rendition="#aq">N′ R′<lb/> S′ T′ U′ V′ Q′</hi> bis <hi rendition="#aq">P.</hi> ziehe man eine ſtetige krumme Linie aus<lb/> freier Hand, ſo entſteht eine halbe Ellipſe, welche die innere Wölb-<lb/> linie des Gradbogens beſtimmt.</p><lb/> <p>Von den Lehrbogen für die Grade eines regelmäßigen Kreuz-<lb/> kappengewölbes wird einer in der Mitte durchſchnitten, der andere<lb/> aber bleibt ganz. Letzterer wird durch einen in der Mitte des Vier-<lb/> ecks aufgeſtellten Stiel (den Mönch) unterſtützt, und die beiden Hälf-<lb/> ten des andern lehnen ſich von beiden Seiten gegen den Erſteren,<lb/> und werden ebenfalls von dem Mönch getragen.</p><lb/> <p>Nur geübte Maurer können Kreuzkappen aus freier Hand ein-<lb/> wölben, ungeübte thun beſſer, das ganze Gewölbe vollſtändig zu<lb/> verſchalen.</p><lb/> <p>Die Lage der Steinſchichten in den Kappen wird aus der Zeich-<lb/> nung deutlich. Jn jeder Ecke unterhalb fängt der Maurer mit einem<lb/> kleinen dreieckig prismatiſchen Ziegelſtückchen die Kappen an; je wei-<lb/> ter die Schichten ſich dem Scheitel nähern, deſto mehr Steine erhal-<lb/> ten ſie, bis man ſie in der Scheitellinie des Gewölbes ſelbſt ſchwal-<lb/> benſchwanzförmig zuſammenwölbt. Außerdem werden die einzelnen<lb/> Kappenſchichten, um ihnen mehr Spannung und folglich Haltbarkeit<lb/> zu geben, in ſanften Bogen geſchweift angelegt, wie die Zeichnung zeigt.</p><lb/> <p>Will man die Richtungen des Seitenſchubes beurtheilen, wel-<lb/> chen ein ſolches Gewölbe ausüben wird, ſo darf man ſich nur daran<lb/> erinnern, daß es aus zwei ſich ſchneidenden Tonnengewölben entſtan-<lb/> den iſt. Das Tonnengewölbe übt ſeinen Seitenſchub nach den Mauern<lb/> hin, worauf das Gewölbe ruht. Die Kappen ruhen hier lediglich auf<lb/> den Gradgurten, folglich müſſen dieſe den ganzen Seitenſchub der<lb/> Kappen aufnehmen, da aber dieſer Schub auf die Grade im Gleich-<lb/> gewicht iſt, weil er immer von zwei Kappen auf einen Grad ausgeübt<lb/> wird, ſo frägt es ſich blos noch, wohin die Grade ihren Schub aus-<lb/> üben. Dieſe aber ſind wie zwei Gurtbogen zu betrachten, welche die<lb/> ganze Laſt des Gewölbes tragen. Der Schub des Ganzen geht alſo<lb/> nach den diagonalen Richtungslinien der Grade, und wenn man ſich<lb/> an den Endpunkten dieſer 4 Grade 4 Pfeiler als Widerlager denkt,<lb/> ſo werden dieſe den ganzen Seitenſchub auszuhalten haben. Die ſenk-<lb/> rechten Schild- oder Stirnmauern dagegen haben gar keinen Seiten-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0210]
viel gleiche Theile wird nun auch die Länge des Grades NP. einge-
theilt, und in den Theilungspunkten die auf NP. lothrechten Linien
RR′ SS′ TT′ UU′ VV′ MQ. ꝛc. errichtet, welche man eben ſo
lang macht, als die zuerſt genannten übereinſtimmenden Lothrechten
rr′ ss′ ꝛc. Durch die auf ſolche Weiſe gefundenen Punkte, N′ R′
S′ T′ U′ V′ Q′ bis P. ziehe man eine ſtetige krumme Linie aus
freier Hand, ſo entſteht eine halbe Ellipſe, welche die innere Wölb-
linie des Gradbogens beſtimmt.
Von den Lehrbogen für die Grade eines regelmäßigen Kreuz-
kappengewölbes wird einer in der Mitte durchſchnitten, der andere
aber bleibt ganz. Letzterer wird durch einen in der Mitte des Vier-
ecks aufgeſtellten Stiel (den Mönch) unterſtützt, und die beiden Hälf-
ten des andern lehnen ſich von beiden Seiten gegen den Erſteren,
und werden ebenfalls von dem Mönch getragen.
Nur geübte Maurer können Kreuzkappen aus freier Hand ein-
wölben, ungeübte thun beſſer, das ganze Gewölbe vollſtändig zu
verſchalen.
Die Lage der Steinſchichten in den Kappen wird aus der Zeich-
nung deutlich. Jn jeder Ecke unterhalb fängt der Maurer mit einem
kleinen dreieckig prismatiſchen Ziegelſtückchen die Kappen an; je wei-
ter die Schichten ſich dem Scheitel nähern, deſto mehr Steine erhal-
ten ſie, bis man ſie in der Scheitellinie des Gewölbes ſelbſt ſchwal-
benſchwanzförmig zuſammenwölbt. Außerdem werden die einzelnen
Kappenſchichten, um ihnen mehr Spannung und folglich Haltbarkeit
zu geben, in ſanften Bogen geſchweift angelegt, wie die Zeichnung zeigt.
Will man die Richtungen des Seitenſchubes beurtheilen, wel-
chen ein ſolches Gewölbe ausüben wird, ſo darf man ſich nur daran
erinnern, daß es aus zwei ſich ſchneidenden Tonnengewölben entſtan-
den iſt. Das Tonnengewölbe übt ſeinen Seitenſchub nach den Mauern
hin, worauf das Gewölbe ruht. Die Kappen ruhen hier lediglich auf
den Gradgurten, folglich müſſen dieſe den ganzen Seitenſchub der
Kappen aufnehmen, da aber dieſer Schub auf die Grade im Gleich-
gewicht iſt, weil er immer von zwei Kappen auf einen Grad ausgeübt
wird, ſo frägt es ſich blos noch, wohin die Grade ihren Schub aus-
üben. Dieſe aber ſind wie zwei Gurtbogen zu betrachten, welche die
ganze Laſt des Gewölbes tragen. Der Schub des Ganzen geht alſo
nach den diagonalen Richtungslinien der Grade, und wenn man ſich
an den Endpunkten dieſer 4 Grade 4 Pfeiler als Widerlager denkt,
ſo werden dieſe den ganzen Seitenſchub auszuhalten haben. Die ſenk-
rechten Schild- oder Stirnmauern dagegen haben gar keinen Seiten-
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