zu können, dienen, wie wir bereits bei den Gewölben erwähnt haben, die sogenannten Lösekeile; keilförmige Klötzchen, deren Höhe noch etwas mehr als die Senkung des Gewölbes betragen muß. Man verfährt dabei auf zweierlei Art. Entweder man setzt die Rüstungen auf die Lösekeile, oder man legt diese auf die Rüstung. Jm er- sten Falle legt man sie bei angelehnten Rüstbogen da unter, wo sich dieselben an- oder auflehnen, bei gestützten aber unter die Langschwel- len, worauf die Lehrbogen stehen. (Man legt sie aber auch auf die Langschwellen unmittelbar unter die Lehrbogen selbst.) Legt man sie auf die Rüstung, so werden die Rippen zuerst nur durch Latten leicht verbunden. Jn die Zwischenräume derselben legt man die Löse- keile in hinlänglicher Anzahl, und auf diese die Lagerbalken als Ver- schalung. Nur bei Brückengewölben kommt diese Lösungsart in An- wendung. Bei Gewölben in geschlossenen Räumen müssen die Löse- keile unter die Lehrbogen kommen. Durch das Setzen öffnen sich die Fugen des Bogens unterwärts, und zwar in der Gegend des Scheitels, in der Gegend der Widerlager aber und weiter hinauf, oberwärts. Auch hierauf muß bei dem Wölben Rücksicht genom- men werden, dadurch daß man die Fugen in der Gegend vom Schei- tel oberwärts, und in den Gegenden der Widerlager und weiter herauf unterwärts etwas locker läßt. Das Setzen der Lehrbogen während des Wölbens läßt sich am leichtesten dadurch beseitigen, daß man sie vorher gleichmäßig eben so stark belastet, wie das Gewölbe auf sie drückt. Die Belastung kann beim Vorrücken der Wölbung nach und nach weggenommen werden, jedoch von derselben nur immer so viel, als durch das Gewölbe hinzukommt. Weil aber die Bogengerüste durch das Setzen ihre ursprüngliche Form verlieren, so muß an jeder Seite der Wölbung ein unbelasteter Lehrbogen stehen bleiben, nach welchem dann das gesenkte Bogengerüst, vor dem Setzen einer jeden Schicht, ausgeglichen wird. Dies Verfahren gilt namentlich bei Brücken von Quadern.
§. 55. Die Hebezeuge.
Man bedient sich ihrer, um Baumaterialien auf die Gerüste etc. zu schaffen.
Die gewöhnlichste Art ist die, daß Handlanger Kalk, Steine etc. auf die Gerüste hinauftragen, oder daß die Arbeiter, auf Leitern über- einander sitzend, sich die Mauersteine zureichen.
Hierbei werden aber unter allen Umständen viele Menschen- kräfte erfordert, und da bei dem Zureichen der Mauersteine die auf
zu können, dienen, wie wir bereits bei den Gewölben erwähnt haben, die ſogenannten Löſekeile; keilförmige Klötzchen, deren Höhe noch etwas mehr als die Senkung des Gewölbes betragen muß. Man verfährt dabei auf zweierlei Art. Entweder man ſetzt die Rüſtungen auf die Löſekeile, oder man legt dieſe auf die Rüſtung. Jm er- ſten Falle legt man ſie bei angelehnten Rüſtbogen da unter, wo ſich dieſelben an- oder auflehnen, bei geſtützten aber unter die Langſchwel- len, worauf die Lehrbogen ſtehen. (Man legt ſie aber auch auf die Langſchwellen unmittelbar unter die Lehrbogen ſelbſt.) Legt man ſie auf die Rüſtung, ſo werden die Rippen zuerſt nur durch Latten leicht verbunden. Jn die Zwiſchenräume derſelben legt man die Löſe- keile in hinlänglicher Anzahl, und auf dieſe die Lagerbalken als Ver- ſchalung. Nur bei Brückengewölben kommt dieſe Löſungsart in An- wendung. Bei Gewölben in geſchloſſenen Räumen müſſen die Löſe- keile unter die Lehrbogen kommen. Durch das Setzen öffnen ſich die Fugen des Bogens unterwärts, und zwar in der Gegend des Scheitels, in der Gegend der Widerlager aber und weiter hinauf, oberwärts. Auch hierauf muß bei dem Wölben Rückſicht genom- men werden, dadurch daß man die Fugen in der Gegend vom Schei- tel oberwärts, und in den Gegenden der Widerlager und weiter herauf unterwärts etwas locker läßt. Das Setzen der Lehrbogen während des Wölbens läßt ſich am leichteſten dadurch beſeitigen, daß man ſie vorher gleichmäßig eben ſo ſtark belaſtet, wie das Gewölbe auf ſie drückt. Die Belaſtung kann beim Vorrücken der Wölbung nach und nach weggenommen werden, jedoch von derſelben nur immer ſo viel, als durch das Gewölbe hinzukommt. Weil aber die Bogengerüſte durch das Setzen ihre urſprüngliche Form verlieren, ſo muß an jeder Seite der Wölbung ein unbelaſteter Lehrbogen ſtehen bleiben, nach welchem dann das geſenkte Bogengerüſt, vor dem Setzen einer jeden Schicht, ausgeglichen wird. Dies Verfahren gilt namentlich bei Brücken von Quadern.
§. 55. Die Hebezeuge.
Man bedient ſich ihrer, um Baumaterialien auf die Gerüſte ꝛc. zu ſchaffen.
Die gewöhnlichſte Art iſt die, daß Handlanger Kalk, Steine ꝛc. auf die Gerüſte hinauftragen, oder daß die Arbeiter, auf Leitern über- einander ſitzend, ſich die Mauerſteine zureichen.
Hierbei werden aber unter allen Umſtänden viele Menſchen- kräfte erfordert, und da bei dem Zureichen der Mauerſteine die auf
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zu können, dienen, wie wir bereits bei den Gewölben erwähnt haben,
die ſogenannten Löſekeile; keilförmige Klötzchen, deren Höhe noch
etwas mehr als die Senkung des Gewölbes betragen muß. Man
verfährt dabei auf zweierlei Art. Entweder man ſetzt die Rüſtungen
auf die Löſekeile, oder man legt dieſe auf die Rüſtung. Jm er-
ſten Falle legt man ſie bei angelehnten Rüſtbogen da unter, wo ſich
dieſelben an- oder auflehnen, bei geſtützten aber unter die Langſchwel-
len, worauf die Lehrbogen ſtehen. (Man legt ſie aber auch auf die
Langſchwellen unmittelbar unter die Lehrbogen ſelbſt.) Legt man ſie
auf die Rüſtung, ſo werden die Rippen zuerſt nur durch Latten
leicht verbunden. Jn die Zwiſchenräume derſelben legt man die Löſe-
keile in hinlänglicher Anzahl, und auf dieſe die Lagerbalken als Ver-
ſchalung. Nur bei Brückengewölben kommt dieſe Löſungsart in An-
wendung. Bei Gewölben in geſchloſſenen Räumen müſſen die Löſe-
keile unter die Lehrbogen kommen. Durch das Setzen öffnen ſich die
Fugen des Bogens unterwärts, und zwar in der Gegend des
Scheitels, in der Gegend der Widerlager aber und weiter hinauf,
oberwärts. Auch hierauf muß bei dem Wölben Rückſicht genom-
men werden, dadurch daß man die Fugen in der Gegend vom Schei-
tel oberwärts, und in den Gegenden der Widerlager und weiter herauf
unterwärts etwas locker läßt. Das Setzen der Lehrbogen während
des Wölbens läßt ſich am leichteſten dadurch beſeitigen, daß man ſie
vorher gleichmäßig eben ſo ſtark belaſtet, wie das Gewölbe auf ſie
drückt. Die Belaſtung kann beim Vorrücken der Wölbung nach und
nach weggenommen werden, jedoch von derſelben nur immer ſo viel,
als durch das Gewölbe hinzukommt. Weil aber die Bogengerüſte
durch das Setzen ihre urſprüngliche Form verlieren, ſo muß an jeder
Seite der Wölbung ein unbelaſteter Lehrbogen ſtehen bleiben, nach
welchem dann das geſenkte Bogengerüſt, vor dem Setzen einer jeden
Schicht, ausgeglichen wird. Dies Verfahren gilt namentlich bei
Brücken von Quadern.
§. 55. Die Hebezeuge.
Man bedient ſich ihrer, um Baumaterialien auf die Gerüſte ꝛc.
zu ſchaffen.
Die gewöhnlichſte Art iſt die, daß Handlanger Kalk, Steine ꝛc.
auf die Gerüſte hinauftragen, oder daß die Arbeiter, auf Leitern über-
einander ſitzend, ſich die Mauerſteine zureichen.
Hierbei werden aber unter allen Umſtänden viele Menſchen-
kräfte erfordert, und da bei dem Zureichen der Mauerſteine die auf
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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