heben und uneben werden. Unterdessen daß man das Feld dergestalt zubereitet, wird der Gyps mit Wasser in einer Wanne vermittelst Kalkhaken und Mistgabeln zu einem dünnen Brei gerührt, welcher alsdann mit einem Eimer ausgeschöpft und dergestalt mit einem Kunst- griffe über das Feld gegossen wird, daß der Sand sich nicht damit vermenge; hierauf streicht der Maurer die Gypsmasse nach der Lehr- latte gerade, nimmt diese Latte nach einer Viertelstunde hinweg und ordnet wieder das angränzende Feld, welches eben so wie das erste ausgegossen wird. Etwa 24 Stunden nach dem Guß hat der Gyps- guß schon so viele Festigkeit erlangt, daß man Bretter darüber legen und auf selbigen stehen kann; alsdann wird der Guß mit sogenann- ten Gypshölzern, die wie halbe Cylinder gestaltet und an einem Ende mit einem Stiel versehen sind, mit der geraden Fläche dieser Gyps- hölzer überall sorgfältig geschlagen, welches in einem Zeitraume von 5 bis 6 Stunden wiederholt wird. Endlich glättet man den Boden mit kleinen eisernen Maurerkellen, um alle Unebenheiten fortzuschaffen.
Jm neuen Museum zu Berlin wurden auch dergleichen Gyps- estriche gelegt, nur zierlicher. Man verfuhr im Ganzen eben so, wie eben beschrieben. Ueber den unteren Gewölben wurde erst die ge- wöhnliche Auffüllung von trockner Erde geschüttet, hierauf wurde eine Unterlage etwa 1 Zoll hoch von trocknem reinem Sande ge- legt. Auf diesen wurde der Gyps etwas dick aufgetragen und ge- schlagen. Es kommt hierbei besonders darauf an, denjenigen Zeit- punkt abzupassen, wenn der Gyps anfängt zu binden; verfehlt man dies, so geräth der Estrich nicht. Um diesem Fußboden ein gefällige- res Ansehen zu geben, wurden farbige Streifen und in der Mitte der Felder Verzierungen angebracht, etwa wie Taf. XIII. Fig. 329. zeigt. Die Streifen wurden auf folgende Art gemacht. Die dazu erforder- liche Gypsmasse wurde beliebig gefärbt. Wo die Streifen hinkommen sollten, legte man Zoll starke Leisten, so breit wie die Streifen werden sollten. Eben so schnitt man die in der Mitte befindliche Verzierung aus zölligen Brettern aus, und legte sie, bevor der Guß begann, oben auf die wagerecht abgeglichene Sandschicht. Als- dann wurde der Guß der ganzen Felder begonnen, die Leisten aber blieben liegen. Wenn der Guß halb trocken war, wurden die Leisten und die in Holz geschnittene Verzierung herausgenommen, wodurch diese Formen leere Räume zeigten, diese wurden alsdann mit der far- bigen Gypsmasse vollgegossen. Wenn auch der farbige Gyps ange- zogen hatte, wurde das Ganze geschlagen und dann, nachdem der Estrich trocken war, jede Unebenheit mit gewöhnlichen Tischlerhobeln
Menzel, der praktische Maurer. 19
heben und uneben werden. Unterdeſſen daß man das Feld dergeſtalt zubereitet, wird der Gyps mit Waſſer in einer Wanne vermittelſt Kalkhaken und Miſtgabeln zu einem dünnen Brei gerührt, welcher alsdann mit einem Eimer ausgeſchöpft und dergeſtalt mit einem Kunſt- griffe über das Feld gegoſſen wird, daß der Sand ſich nicht damit vermenge; hierauf ſtreicht der Maurer die Gypsmaſſe nach der Lehr- latte gerade, nimmt dieſe Latte nach einer Viertelſtunde hinweg und ordnet wieder das angränzende Feld, welches eben ſo wie das erſte ausgegoſſen wird. Etwa 24 Stunden nach dem Guß hat der Gyps- guß ſchon ſo viele Feſtigkeit erlangt, daß man Bretter darüber legen und auf ſelbigen ſtehen kann; alsdann wird der Guß mit ſogenann- ten Gypshölzern, die wie halbe Cylinder geſtaltet und an einem Ende mit einem Stiel verſehen ſind, mit der geraden Fläche dieſer Gyps- hölzer überall ſorgfältig geſchlagen, welches in einem Zeitraume von 5 bis 6 Stunden wiederholt wird. Endlich glättet man den Boden mit kleinen eiſernen Maurerkellen, um alle Unebenheiten fortzuſchaffen.
Jm neuen Muſeum zu Berlin wurden auch dergleichen Gyps- eſtriche gelegt, nur zierlicher. Man verfuhr im Ganzen eben ſo, wie eben beſchrieben. Ueber den unteren Gewölben wurde erſt die ge- wöhnliche Auffüllung von trockner Erde geſchüttet, hierauf wurde eine Unterlage etwa 1 Zoll hoch von trocknem reinem Sande ge- legt. Auf dieſen wurde der Gyps etwas dick aufgetragen und ge- ſchlagen. Es kommt hierbei beſonders darauf an, denjenigen Zeit- punkt abzupaſſen, wenn der Gyps anfängt zu binden; verfehlt man dies, ſo geräth der Eſtrich nicht. Um dieſem Fußboden ein gefällige- res Anſehen zu geben, wurden farbige Streifen und in der Mitte der Felder Verzierungen angebracht, etwa wie Taf. XIII. Fig. 329. zeigt. Die Streifen wurden auf folgende Art gemacht. Die dazu erforder- liche Gypsmaſſe wurde beliebig gefärbt. Wo die Streifen hinkommen ſollten, legte man Zoll ſtarke Leiſten, ſo breit wie die Streifen werden ſollten. Eben ſo ſchnitt man die in der Mitte befindliche Verzierung aus zölligen Brettern aus, und legte ſie, bevor der Guß begann, oben auf die wagerecht abgeglichene Sandſchicht. Als- dann wurde der Guß der ganzen Felder begonnen, die Leiſten aber blieben liegen. Wenn der Guß halb trocken war, wurden die Leiſten und die in Holz geſchnittene Verzierung herausgenommen, wodurch dieſe Formen leere Räume zeigten, dieſe wurden alsdann mit der far- bigen Gypsmaſſe vollgegoſſen. Wenn auch der farbige Gyps ange- zogen hatte, wurde das Ganze geſchlagen und dann, nachdem der Eſtrich trocken war, jede Unebenheit mit gewöhnlichen Tiſchlerhobeln
Menzel, der praktiſche Maurer. 19
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heben und uneben werden. Unterdeſſen daß man das Feld dergeſtalt
zubereitet, wird der Gyps mit Waſſer in einer Wanne vermittelſt
Kalkhaken und Miſtgabeln zu einem dünnen Brei gerührt, welcher
alsdann mit einem Eimer ausgeſchöpft und dergeſtalt mit einem Kunſt-
griffe über das Feld gegoſſen wird, daß der Sand ſich nicht damit
vermenge; hierauf ſtreicht der Maurer die Gypsmaſſe nach der Lehr-
latte gerade, nimmt dieſe Latte nach einer Viertelſtunde hinweg und
ordnet wieder das angränzende Feld, welches eben ſo wie das erſte
ausgegoſſen wird. Etwa 24 Stunden nach dem Guß hat der Gyps-
guß ſchon ſo viele Feſtigkeit erlangt, daß man Bretter darüber legen
und auf ſelbigen ſtehen kann; alsdann wird der Guß mit ſogenann-
ten Gypshölzern, die wie halbe Cylinder geſtaltet und an einem Ende
mit einem Stiel verſehen ſind, mit der geraden Fläche dieſer Gyps-
hölzer überall ſorgfältig geſchlagen, welches in einem Zeitraume von
5 bis 6 Stunden wiederholt wird. Endlich glättet man den Boden
mit kleinen eiſernen Maurerkellen, um alle Unebenheiten fortzuſchaffen.
Jm neuen Muſeum zu Berlin wurden auch dergleichen Gyps-
eſtriche gelegt, nur zierlicher. Man verfuhr im Ganzen eben ſo, wie
eben beſchrieben. Ueber den unteren Gewölben wurde erſt die ge-
wöhnliche Auffüllung von trockner Erde geſchüttet, hierauf wurde
eine Unterlage etwa 1 Zoll hoch von trocknem reinem Sande ge-
legt. Auf dieſen wurde der Gyps etwas dick aufgetragen und ge-
ſchlagen. Es kommt hierbei beſonders darauf an, denjenigen Zeit-
punkt abzupaſſen, wenn der Gyps anfängt zu binden; verfehlt man
dies, ſo geräth der Eſtrich nicht. Um dieſem Fußboden ein gefällige-
res Anſehen zu geben, wurden farbige Streifen und in der Mitte der
Felder Verzierungen angebracht, etwa wie Taf. XIII. Fig. 329. zeigt.
Die Streifen wurden auf folgende Art gemacht. Die dazu erforder-
liche Gypsmaſſe wurde beliebig gefärbt. Wo die Streifen hinkommen
ſollten, legte man [FORMEL] Zoll ſtarke Leiſten, ſo breit wie die Streifen
werden ſollten. Eben ſo ſchnitt man die in der Mitte befindliche
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Guß begann, oben auf die wagerecht abgeglichene Sandſchicht. Als-
dann wurde der Guß der ganzen Felder begonnen, die Leiſten aber
blieben liegen. Wenn der Guß halb trocken war, wurden die Leiſten
und die in Holz geſchnittene Verzierung herausgenommen, wodurch
dieſe Formen leere Räume zeigten, dieſe wurden alsdann mit der far-
bigen Gypsmaſſe vollgegoſſen. Wenn auch der farbige Gyps ange-
zogen hatte, wurde das Ganze geſchlagen und dann, nachdem der
Eſtrich trocken war, jede Unebenheit mit gewöhnlichen Tiſchlerhobeln
Menzel, der praktiſche Maurer. 19
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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