gekommen. Bedauerlicherweise traf mich Priolo schon diesseits der Berge im Dorfe Splügen."
"Priolo hat sich gestern bei mir beurlaubt," er¬ wiederte der Herzog achselzuckend, "ich kann ihn nicht zur Rede stellen. Von einem zweiten, die Ordre zum Abmarsche widerrufenden Befehle, der durch meine Ver¬ mittlung an Euch gesandt worden wäre, weiß ich nichts."
Lecques öffnete seine Brieftasche und legte dem Herzog eine vom König und Richelieu unterzeichnete, in sehr bestimmte Ausdrücke gefaßte Weisung vor, die ihm befahl, das Veltlin mit seinen Truppen zu halten, und die französische Ehre mit seinen tapfern Waffen um jeden Preis herzustellen.
Die Furche des Grams auf der durchsichtigen Stirne des Herzogs zeichnete sich schärfer. Er öffnete ein Portefeuille, das auf dem Tische lag, und entfaltete die an ihn gelangte Vollmacht zum Abschlusse des von den Bündnern ihm aufgenöthigten Vertrags. -- Sie war St. Germain den 30. März datirt und von Ludwig XIII. und Richelieu unterzeichnet. Er hielt sie mit der Ordre zusammen, die ihm Lecques über¬ reicht hatte.
"Beide Dokumente tragen die Namenszüge des Königs und des Cardinals," sagte er ernst. "Vergleicht.
gekommen. Bedauerlicherweiſe traf mich Priolo ſchon dieſſeits der Berge im Dorfe Splügen.“
„Priolo hat ſich geſtern bei mir beurlaubt,“ er¬ wiederte der Herzog achſelzuckend, „ich kann ihn nicht zur Rede ſtellen. Von einem zweiten, die Ordre zum Abmarſche widerrufenden Befehle, der durch meine Ver¬ mittlung an Euch geſandt worden wäre, weiß ich nichts.“
Lecques öffnete ſeine Brieftaſche und legte dem Herzog eine vom König und Richelieu unterzeichnete, in ſehr beſtimmte Ausdrücke gefaßte Weiſung vor, die ihm befahl, das Veltlin mit ſeinen Truppen zu halten, und die franzöſiſche Ehre mit ſeinen tapfern Waffen um jeden Preis herzuſtellen.
Die Furche des Grams auf der durchſichtigen Stirne des Herzogs zeichnete ſich ſchärfer. Er öffnete ein Portefeuille, das auf dem Tiſche lag, und entfaltete die an ihn gelangte Vollmacht zum Abſchluſſe des von den Bündnern ihm aufgenöthigten Vertrags. — Sie war St. Germain den 30. März datirt und von Ludwig XIII. und Richelieu unterzeichnet. Er hielt ſie mit der Ordre zuſammen, die ihm Lecques über¬ reicht hatte.
„Beide Dokumente tragen die Namenszüge des Königs und des Cardinals,“ ſagte er ernſt. „Vergleicht.
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gekommen. Bedauerlicherweiſe traf mich Priolo ſchon
dieſſeits der Berge im Dorfe Splügen.“
„Priolo hat ſich geſtern bei mir beurlaubt,“ er¬
wiederte der Herzog achſelzuckend, „ich kann ihn nicht
zur Rede ſtellen. Von einem zweiten, die Ordre zum
Abmarſche widerrufenden Befehle, der durch meine Ver¬
mittlung an Euch geſandt worden wäre, weiß ich
nichts.“
Lecques öffnete ſeine Brieftaſche und legte dem
Herzog eine vom König und Richelieu unterzeichnete,
in ſehr beſtimmte Ausdrücke gefaßte Weiſung vor, die
ihm befahl, das Veltlin mit ſeinen Truppen zu halten,
und die franzöſiſche Ehre mit ſeinen tapfern Waffen
um jeden Preis herzuſtellen.
Die Furche des Grams auf der durchſichtigen
Stirne des Herzogs zeichnete ſich ſchärfer. Er öffnete
ein Portefeuille, das auf dem Tiſche lag, und entfaltete
die an ihn gelangte Vollmacht zum Abſchluſſe des von
den Bündnern ihm aufgenöthigten Vertrags. — Sie
war St. Germain den 30. März datirt und von
Ludwig XIII. und Richelieu unterzeichnet. Er hielt
ſie mit der Ordre zuſammen, die ihm Lecques über¬
reicht hatte.
„Beide Dokumente tragen die Namenszüge des
Königs und des Cardinals,“ ſagte er ernſt. „Vergleicht.
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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