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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
hingieng und nicht tief genug ins Herze
drang, und dieses Exempel wurde von ihr
nicht so angewendet, daß der Seele ein wah-
rer Segen daraus hätte zufliessen können.
Denn kaum setzte sich bey jener die Anfech-
tung, so gieng auch diese wieder in der vo-
rigen Unbesonnenheit, Leichtsinnigkeit und
Finsterniß fort.

So wecket GOtt öfters eine Seele auf,
bekehret sie, und macht sie durch den Glau-
ben an JEsum selig. Da ist nun die Ab-
sicht des HErrn bey der Bekehrung eines
Menschen diese: anderen in solchen Exem-
peln zu zeigen, wie willig und geneigt er
sey, die Menschen in der Ordnung der Be-
kehrung und des rechtschaffenen Glaubens
in seine selige Gemeinschaft und zum Leben
zu ziehen, jedermann, der sich noch in sei-
nem unbekehrten Stande befindet, zu er-
wecken, solchen Beyspielen unter der Gnade
in der Bekehrung ähnlich zu werden, und
solche endlich zu reitzen, wenn sie selber die
Liebe GOttes an ihren eigenen Seelen er-
fahren, auch für die Begnadigung anderer
unabläßig zu beten. Findet Andreas den
Heyland, so muß er seinem Bruder Simon
zurufen: Wir haben den Meßiam funden,
und ihn zu JEsu führen. Philippus muß
dem Nathanael sagen, komm! und siehe es!
und dieser muß sich bewegen lassen zu gehen,

zu

Der groſſen und ſeligen
hingieng und nicht tief genug ins Herze
drang, und dieſes Exempel wurde von ihr
nicht ſo angewendet, daß der Seele ein wah-
rer Segen daraus haͤtte zuflieſſen koͤnnen.
Denn kaum ſetzte ſich bey jener die Anfech-
tung, ſo gieng auch dieſe wieder in der vo-
rigen Unbeſonnenheit, Leichtſinnigkeit und
Finſterniß fort.

So wecket GOtt oͤfters eine Seele auf,
bekehret ſie, und macht ſie durch den Glau-
ben an JEſum ſelig. Da iſt nun die Ab-
ſicht des HErrn bey der Bekehrung eines
Menſchen dieſe: anderen in ſolchen Exem-
peln zu zeigen, wie willig und geneigt er
ſey, die Menſchen in der Ordnung der Be-
kehrung und des rechtſchaffenen Glaubens
in ſeine ſelige Gemeinſchaft und zum Leben
zu ziehen, jedermann, der ſich noch in ſei-
nem unbekehrten Stande befindet, zu er-
wecken, ſolchen Beyſpielen unter der Gnade
in der Bekehrung aͤhnlich zu werden, und
ſolche endlich zu reitzen, wenn ſie ſelber die
Liebe GOttes an ihren eigenen Seelen er-
fahren, auch fuͤr die Begnadigung anderer
unablaͤßig zu beten. Findet Andreas den
Heyland, ſo muß er ſeinem Bruder Simon
zurufen: Wir haben den Meßiam funden,
und ihn zu JEſu fuͤhren. Philippus muß
dem Nathanael ſagen, komm! und ſiehe es!
und dieſer muß ſich bewegen laſſen zu gehen,

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[206/0258] Der groſſen und ſeligen hingieng und nicht tief genug ins Herze drang, und dieſes Exempel wurde von ihr nicht ſo angewendet, daß der Seele ein wah- rer Segen daraus haͤtte zuflieſſen koͤnnen. Denn kaum ſetzte ſich bey jener die Anfech- tung, ſo gieng auch dieſe wieder in der vo- rigen Unbeſonnenheit, Leichtſinnigkeit und Finſterniß fort. So wecket GOtt oͤfters eine Seele auf, bekehret ſie, und macht ſie durch den Glau- ben an JEſum ſelig. Da iſt nun die Ab- ſicht des HErrn bey der Bekehrung eines Menſchen dieſe: anderen in ſolchen Exem- peln zu zeigen, wie willig und geneigt er ſey, die Menſchen in der Ordnung der Be- kehrung und des rechtſchaffenen Glaubens in ſeine ſelige Gemeinſchaft und zum Leben zu ziehen, jedermann, der ſich noch in ſei- nem unbekehrten Stande befindet, zu er- wecken, ſolchen Beyſpielen unter der Gnade in der Bekehrung aͤhnlich zu werden, und ſolche endlich zu reitzen, wenn ſie ſelber die Liebe GOttes an ihren eigenen Seelen er- fahren, auch fuͤr die Begnadigung anderer unablaͤßig zu beten. Findet Andreas den Heyland, ſo muß er ſeinem Bruder Simon zurufen: Wir haben den Meßiam funden, und ihn zu JEſu fuͤhren. Philippus muß dem Nathanael ſagen, komm! und ſiehe es! und dieſer muß ſich bewegen laſſen zu gehen, zu

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/258>, abgerufen am 21.11.2024.