Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Der grossen und seligen augenscheinlichen Hülfe und Offenbarungseiner Gnade in Anfechtung, Angst und Furcht. So merke, o Seele! daß es eine zweyfache Versicherung giebt, einige versi- chert der HErr von seiner Gnade und der Vergebung ihrer Sünden, auf eine mittel- bare, andere aber auf eine unmittelbare Wei- se: Der heilige Geist würket die mittelba- re Versicherung in denen Herzen der Gläu- bigen, wenn er ihnen in seinem Licht zeiget, daß die Kennzeichen, die die göttliche Of- fenbarung von der Seligkeit giebet, durch die Gnade in ihren Seelen sich befinden, sie also deutlich und klar die Veränderung ih- rer Herzen, den Glauben an den Heyland und andere Gnadengaben mehr in ihnen ge- wahr werden. Davon redet Paulus 2. Cor. 1:22. Welcher uns auch versiegelt hat, und in unsere Herzen das Pfand des Geistes gegeben hat. Diese Versicherung von dem Gnadenstande der Gläubigen ge- schiehet nicht so geschwind und plötzlich, son- dern langsam und stafelsweise; sie ist vielen Abwechslungen und Veränderungen unter- worfen, und weißt von wenigen gar em- pfindlichen und durchdringenden Süßigkei- ten und Freuden; sie ist aber dennoch hin- länglich, eine aufmerksame gläubige Seele zu beruhigen, und sie zur Danksagung und Lob
Der groſſen und ſeligen augenſcheinlichen Huͤlfe und Offenbarungſeiner Gnade in Anfechtung, Angſt und Furcht. So merke, o Seele! daß es eine zweyfache Verſicherung giebt, einige verſi- chert der HErr von ſeiner Gnade und der Vergebung ihrer Suͤnden, auf eine mittel- bare, andere aber auf eine unmittelbare Wei- ſe: Der heilige Geiſt wuͤrket die mittelba- re Verſicherung in denen Herzen der Glaͤu- bigen, wenn er ihnen in ſeinem Licht zeiget, daß die Kennzeichen, die die goͤttliche Of- fenbarung von der Seligkeit giebet, durch die Gnade in ihren Seelen ſich befinden, ſie alſo deutlich und klar die Veraͤnderung ih- rer Herzen, den Glauben an den Heyland und andere Gnadengaben mehr in ihnen ge- wahr werden. Davon redet Paulus 2. Cor. 1:22. Welcher uns auch verſiegelt hat, und in unſere Herzen das Pfand des Geiſtes gegeben hat. Dieſe Verſicherung von dem Gnadenſtande der Glaͤubigen ge- ſchiehet nicht ſo geſchwind und ploͤtzlich, ſon- dern langſam und ſtafelsweiſe; ſie iſt vielen Abwechslungen und Veraͤnderungen unter- worfen, und weißt von wenigen gar em- pfindlichen und durchdringenden Suͤßigkei- ten und Freuden; ſie iſt aber dennoch hin- laͤnglich, eine aufmerkſame glaͤubige Seele zu beruhigen, und ſie zur Dankſagung und Lob
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Der groſſen und ſeligen
augenſcheinlichen Huͤlfe und Offenbarung
ſeiner Gnade in Anfechtung, Angſt und
Furcht. So merke, o Seele! daß es eine
zweyfache Verſicherung giebt, einige verſi-
chert der HErr von ſeiner Gnade und der
Vergebung ihrer Suͤnden, auf eine mittel-
bare, andere aber auf eine unmittelbare Wei-
ſe: Der heilige Geiſt wuͤrket die mittelba-
re Verſicherung in denen Herzen der Glaͤu-
bigen, wenn er ihnen in ſeinem Licht zeiget,
daß die Kennzeichen, die die goͤttliche Of-
fenbarung von der Seligkeit giebet, durch
die Gnade in ihren Seelen ſich befinden, ſie
alſo deutlich und klar die Veraͤnderung ih-
rer Herzen, den Glauben an den Heyland
und andere Gnadengaben mehr in ihnen ge-
wahr werden. Davon redet Paulus 2. Cor.
1:22. Welcher uns auch verſiegelt hat,
und in unſere Herzen das Pfand des
Geiſtes gegeben hat. Dieſe Verſicherung
von dem Gnadenſtande der Glaͤubigen ge-
ſchiehet nicht ſo geſchwind und ploͤtzlich, ſon-
dern langſam und ſtafelsweiſe; ſie iſt vielen
Abwechslungen und Veraͤnderungen unter-
worfen, und weißt von wenigen gar em-
pfindlichen und durchdringenden Suͤßigkei-
ten und Freuden; ſie iſt aber dennoch hin-
laͤnglich, eine aufmerkſame glaͤubige Seele
zu beruhigen, und ſie zur Dankſagung und
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Zitationshilfe: | Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/330>, abgerufen am 16.07.2024. |