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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
folg[e]nden Worten: Ein Sohn von so
vielen Thränen und Gebetern könne
unmöglich verlohren gehen
. Welches
nachwärts auch auf die seligste Weise erfül-
let worden. Folgen doch alle Eltern dieser
erleuchteten, und um die wahre Glückselig-
keit ihres Sohns bekümmerten Monica, so
wird der HErr ihnen auch an ihren Kin-
dern Segen und Freude zeigen.

So viele und gute Gelegenheit unsere
Selige hatte von Jugend an, den HErrn
und seine Wege kennen zu lernen, und so
viele Aufmunterungen sie ohne Zweifel ge-
nosse, sich der Gottseligkeit zu wiedmen, so
wenig Anschein hatte es, daß diese Bemü-
hungen jemahlen eine Frucht zum Leben in
ihr hervorbringen würden. Sie gieng bey
allen Gnadenwohlthaten, die der HErr ihr
in Ansehen des Geistlichen schenkte, nach der
Weise dieser Welt hin, ohne mit Ernst an
die Errettung ihrer Seele zu gedenken.
Sie machte sich in ihren jüngeren Jahren
mit der eiteln Jugend lustig, und suchte sich
in denen Freuden der Welt, und dem Ge-
nusse der Eitelkeit zu ergötzen. Sie dachte
ohne Zweifel mit jenen jungen leichtsinnigen
Leuthen: Wohl her nun, und laßt uns
wohl leben, weils da ist, und unsers
Leibes brauchen, weil er jung ist.
Wir wollen uns mit dem besten Wein

und

Der groſſen und ſeligen
folg[e]nden Worten: Ein Sohn von ſo
vielen Thraͤnen und Gebetern koͤnne
unmoͤglich verlohren gehen
. Welches
nachwaͤrts auch auf die ſeligſte Weiſe erfuͤl-
let worden. Folgen doch alle Eltern dieſer
erleuchteten, und um die wahre Gluͤckſelig-
keit ihres Sohns bekuͤmmerten Monica, ſo
wird der HErr ihnen auch an ihren Kin-
dern Segen und Freude zeigen.

So viele und gute Gelegenheit unſere
Selige hatte von Jugend an, den HErrn
und ſeine Wege kennen zu lernen, und ſo
viele Aufmunterungen ſie ohne Zweifel ge-
noſſe, ſich der Gottſeligkeit zu wiedmen, ſo
wenig Anſchein hatte es, daß dieſe Bemuͤ-
hungen jemahlen eine Frucht zum Leben in
ihr hervorbringen wuͤrden. Sie gieng bey
allen Gnadenwohlthaten, die der HErr ihr
in Anſehen des Geiſtlichen ſchenkte, nach der
Weiſe dieſer Welt hin, ohne mit Ernſt an
die Errettung ihrer Seele zu gedenken.
Sie machte ſich in ihren juͤngeren Jahren
mit der eiteln Jugend luſtig, und ſuchte ſich
in denen Freuden der Welt, und dem Ge-
nuſſe der Eitelkeit zu ergoͤtzen. Sie dachte
ohne Zweifel mit jenen jungen leichtſinnigen
Leuthen: Wohl her nun, und laßt uns
wohl leben, weils da iſt, und unſers
Leibes brauchen, weil er jung iſt.
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[298/0350] Der groſſen und ſeligen folgenden Worten: Ein Sohn von ſo vielen Thraͤnen und Gebetern koͤnne unmoͤglich verlohren gehen. Welches nachwaͤrts auch auf die ſeligſte Weiſe erfuͤl- let worden. Folgen doch alle Eltern dieſer erleuchteten, und um die wahre Gluͤckſelig- keit ihres Sohns bekuͤmmerten Monica, ſo wird der HErr ihnen auch an ihren Kin- dern Segen und Freude zeigen. So viele und gute Gelegenheit unſere Selige hatte von Jugend an, den HErrn und ſeine Wege kennen zu lernen, und ſo viele Aufmunterungen ſie ohne Zweifel ge- noſſe, ſich der Gottſeligkeit zu wiedmen, ſo wenig Anſchein hatte es, daß dieſe Bemuͤ- hungen jemahlen eine Frucht zum Leben in ihr hervorbringen wuͤrden. Sie gieng bey allen Gnadenwohlthaten, die der HErr ihr in Anſehen des Geiſtlichen ſchenkte, nach der Weiſe dieſer Welt hin, ohne mit Ernſt an die Errettung ihrer Seele zu gedenken. Sie machte ſich in ihren juͤngeren Jahren mit der eiteln Jugend luſtig, und ſuchte ſich in denen Freuden der Welt, und dem Ge- nuſſe der Eitelkeit zu ergoͤtzen. Sie dachte ohne Zweifel mit jenen jungen leichtſinnigen Leuthen: Wohl her nun, und laßt uns wohl leben, weils da iſt, und unſers Leibes brauchen, weil er jung iſt. Wir wollen uns mit dem beſten Wein und

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/350>, abgerufen am 21.11.2024.