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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
oder sich durchkämpfen müsse, ihre Geduld,
Anhalten und Harren, daß sie unbeweglich
mit Jacob range, und nicht ablassen wollte,
bis sie von dem Bundes-Engel gesegnet
wäre.

So müssen es Aufgeweckte machen, so
bald sie von der Gnade ergriffen sind, da
muß das Gebet recht ernstlich getrieben wer-
den, damit der Gnade dadurch Luft, und
Raum im Herze gemacht werde. Es ist
aber ein solches Buß-Gebet, von allen Na-
tur-Gebetern sehr unterschieden, da betet
man nicht aus blosser Gewohnheit, sondern
aus dringender Noth, man ruft mit David
aus der Tiefe zu dem HErrn, man redet
nicht alles weg, es mag die Seele etwas an-
gehen, und auf die Umstände derselben sich
schicken, oder nicht; sondern man trägt
dem HErrn sein eigentliches Anliegen vor,
man redet, wie es einem um das Herze ist,
man sagt was man fühlt, man schüttet die
Schmerzen aus, die die Seele drücken. Jst
man Anfangs wegen der Untüchtigkeit und
Unvermögen zu einem solchen Herzens-
Gebet schon verlegen, so fange man nur
mit wenigen Worten an, ja seufze nur in
Redlichkeit, so wird man sich immer ge-
schickter und fertiger finden vor dem HErrn
seine Noth auszuschütten. Der Heyland

hat

Der groſſen und ſeligen
oder ſich durchkaͤmpfen muͤſſe, ihre Geduld,
Anhalten und Harren, daß ſie unbeweglich
mit Jacob range, und nicht ablaſſen wollte,
bis ſie von dem Bundes-Engel geſegnet
waͤre.

So muͤſſen es Aufgeweckte machen, ſo
bald ſie von der Gnade ergriffen ſind, da
muß das Gebet recht ernſtlich getrieben wer-
den, damit der Gnade dadurch Luft, und
Raum im Herze gemacht werde. Es iſt
aber ein ſolches Buß-Gebet, von allen Na-
tur-Gebetern ſehr unterſchieden, da betet
man nicht aus bloſſer Gewohnheit, ſondern
aus dringender Noth, man ruft mit David
aus der Tiefe zu dem HErrn, man redet
nicht alles weg, es mag die Seele etwas an-
gehen, und auf die Umſtaͤnde derſelben ſich
ſchicken, oder nicht; ſondern man traͤgt
dem HErrn ſein eigentliches Anliegen vor,
man redet, wie es einem um das Herze iſt,
man ſagt was man fuͤhlt, man ſchuͤttet die
Schmerzen aus, die die Seele druͤcken. Jſt
man Anfangs wegen der Untuͤchtigkeit und
Unvermoͤgen zu einem ſolchen Herzens-
Gebet ſchon verlegen, ſo fange man nur
mit wenigen Worten an, ja ſeufze nur in
Redlichkeit, ſo wird man ſich immer ge-
ſchickter und fertiger finden vor dem HErrn
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[340/0392] Der groſſen und ſeligen oder ſich durchkaͤmpfen muͤſſe, ihre Geduld, Anhalten und Harren, daß ſie unbeweglich mit Jacob range, und nicht ablaſſen wollte, bis ſie von dem Bundes-Engel geſegnet waͤre. So muͤſſen es Aufgeweckte machen, ſo bald ſie von der Gnade ergriffen ſind, da muß das Gebet recht ernſtlich getrieben wer- den, damit der Gnade dadurch Luft, und Raum im Herze gemacht werde. Es iſt aber ein ſolches Buß-Gebet, von allen Na- tur-Gebetern ſehr unterſchieden, da betet man nicht aus bloſſer Gewohnheit, ſondern aus dringender Noth, man ruft mit David aus der Tiefe zu dem HErrn, man redet nicht alles weg, es mag die Seele etwas an- gehen, und auf die Umſtaͤnde derſelben ſich ſchicken, oder nicht; ſondern man traͤgt dem HErrn ſein eigentliches Anliegen vor, man redet, wie es einem um das Herze iſt, man ſagt was man fuͤhlt, man ſchuͤttet die Schmerzen aus, die die Seele druͤcken. Jſt man Anfangs wegen der Untuͤchtigkeit und Unvermoͤgen zu einem ſolchen Herzens- Gebet ſchon verlegen, ſo fange man nur mit wenigen Worten an, ja ſeufze nur in Redlichkeit, ſo wird man ſich immer ge- ſchickter und fertiger finden vor dem HErrn ſeine Noth auszuſchuͤtten. Der Heyland hat

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/392>, abgerufen am 22.11.2024.