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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
spruch die Wort/ wie sie in dem vorgehenden
gelautet haben/ widerholet werden.
Zum Exempel. Vielleicht wirstu von vns et-
was/ etwas von dem Marien zuhören ha-
ben. Jtem: Vnsere Füsse werden stehen in
deinem Thoren Jerusalem: Jerusalem ist ge-
bawet das eine Stadt sey/ da man zusammen
kommen sol.

Augustinus: Wehe mir/ denn meine
Mietsässigkeit ist verlängert worden! Denn/
wem süsse ist das Vatterland/ ist die Bil-
gramschafft bitter: Jst die Bilgramschafft
bitter/ muß die Angst den gantzen Tag ver
bleiben.

Die Poeten wissen dieser Figur artlich
zugebrauchen. Wie thete Virgilius:

Bald der Tyrrhenen Heer thut mit gesambten Hanf-
fen
Durch das Streitmüde Feld aus tollen Grimme
lauffen/
Sie tringen hefftig zu/ zu tringen sie auff einen/
Auff einen allen Haß vnd alle Pfeil sie meinen.
Nach den Mann fliegen fort die Blutgetrenckte Waf-
fen:
Er aber vuverzagt gibt jhnen satt zuschaffen
Von seiner strengen Hand. Wie ein Felß in dem
Meere
Verhönet die Gewalt von den blutvollen Heere.
Der Wasserbergen/ die jetzt biß an Himmel steigen/
Jtzt jhrer Wellen Höh biß in die Helle neigen etc.
Virgi-
R

Teutſchen Rhetorica.
ſpruch die Wort/ wie ſie in dem vorgehendẽ
gelautet haben/ widerholet werden.
Zum Exempel. Vielleicht wirſtu von vns et-
was/ etwas von dem Marien zuhoͤren ha-
ben. Jtem: Vnſere Fuͤſſe werden ſtehen in
deinem Thoren Jeruſalem: Jeruſalem iſt ge-
bawet das eine Stadt ſey/ da man zuſammen
kommen ſol.

Auguſtinus: Wehe mir/ denn meine
Mietſaͤſſigkeit iſt verlaͤngert worden! Denn/
wem ſuͤſſe iſt das Vatterland/ iſt die Bil-
gramſchafft bitter: Jſt die Bilgramſchafft
bitter/ muß die Angſt den gantzen Tag ver
bleiben.

Die Poeten wiſſen dieſer Figur artlich
zugebrauchen. Wie thete Virgilius:

Bald der Tyrrhenen Heer thut mit geſambten Hanf-
fen
Durch das Streitmuͤde Feld aus tollen Grimme
lauffen/
Sie tringen hefftig zu/ zu tringen ſie auff einen/
Auff einen allen Haß vnd alle Pfeil ſie meinen.
Nach den Mañ fliegen fort die Blutgetrenckte Waf-
fen:
Er aber vuverzagt gibt jhnen ſatt zuſchaffen
Von ſeiner ſtrengen Hand. Wie ein Felß in dem
Meere
Verhoͤnet die Gewalt von den blutvollen Heere.
Der Waſſerbergen/ die jetzt biß an Himmel ſteigen/
Jtzt jhrer Wellen Hoͤh biß in die Helle neigen ꝛc.
Virgi-
R
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[257/0277] Teutſchen Rhetorica. ſpruch die Wort/ wie ſie in dem vorgehendẽ gelautet haben/ widerholet werden. Zum Exempel. Vielleicht wirſtu von vns et- was/ etwas von dem Marien zuhoͤren ha- ben. Jtem: Vnſere Fuͤſſe werden ſtehen in deinem Thoren Jeruſalem: Jeruſalem iſt ge- bawet das eine Stadt ſey/ da man zuſammen kommen ſol. Auguſtinus: Wehe mir/ denn meine Mietſaͤſſigkeit iſt verlaͤngert worden! Denn/ wem ſuͤſſe iſt das Vatterland/ iſt die Bil- gramſchafft bitter: Jſt die Bilgramſchafft bitter/ muß die Angſt den gantzen Tag ver bleiben. Die Poeten wiſſen dieſer Figur artlich zugebrauchen. Wie thete Virgilius: Bald der Tyrrhenen Heer thut mit geſambten Hanf- fen Durch das Streitmuͤde Feld aus tollen Grimme lauffen/ Sie tringen hefftig zu/ zu tringen ſie auff einen/ Auff einen allen Haß vnd alle Pfeil ſie meinen. Nach den Mañ fliegen fort die Blutgetrenckte Waf- fen: Er aber vuverzagt gibt jhnen ſatt zuſchaffen Von ſeiner ſtrengen Hand. Wie ein Felß in dem Meere Verhoͤnet die Gewalt von den blutvollen Heere. Der Waſſerbergen/ die jetzt biß an Himmel ſteigen/ Jtzt jhrer Wellen Hoͤh biß in die Helle neigen ꝛc. Virgi- R

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/277>, abgerufen am 22.11.2024.