Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.fernt, und das leiblicher Wohl Aller ist gesichert. Aber hier ist So tritt uns Fourier an die Stelle der Saint-Simonisten, fernt, und das leiblicher Wohl Aller iſt geſichert. Aber hier iſt So tritt uns Fourier an die Stelle der Saint-Simoniſten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0083" n="73"/> fernt, und das leiblicher Wohl Aller iſt geſichert. Aber hier iſt<lb/> es Zeit zu ſagen, der Menſch lebt nicht vom Brod allein. Jn-<lb/> dem auch hier alle Thätigkeit in den Staat, in die Geſammtheit<lb/> fällt, ſo iſt der Einzelne zwar keine Maſchine mehr, wie bei<lb/> Cabet; aber ein Kind bleibt er dem Vater gegenüber, und ganz<lb/> abgeſehen von der Verletzung des Eigenthums, iſt auch hier der<lb/> Freiheit des Einzelnen nicht genügende Rechnung getragen. Wie<lb/> im Platoniſchen Staate, beſtimmen die Herrſcher den Stand der<lb/> Einzelnen, mit Ausſchluß der freien Wahl. Jn dem Sohne<lb/> kommt die Perſönlichkeit des Vaters zu einem über den Tod hin-<lb/> ausreichenden Daſein, und auch dieſe Unendlichkeit der Perſon wird<lb/> in dem Abſchneiden der Erbſchaft aufgehoben; außerdem, daß alles<lb/> Eigenthum in todte Hand geräth, und dadurch, wie die Erfahrung<lb/> lehrt, viel träger wird.</p><lb/> <p>So tritt uns <hi rendition="#g">Fourier</hi> an die Stelle der Saint-Simoniſten,<lb/> der, indem er das Eigenthum durch die Erbſchaft beſtehen ließ,<lb/> nicht mehr als ein Gemeinſchaftslehrer gelten kann, ſondern zu<lb/> den <hi rendition="#g">Vereinslehrern</hi> gerechnet werden muß. Auch er ging<lb/> davon aus, wie die Saint-Simoniſten, eine Anweiſung zum<lb/> Glück zu geben, das er in dem Einklang der Triebe und ihrer<lb/> Befriedigung erblickte; und da er den Trieb Anziehung, ſeine Be-<lb/> friedigung die Beſtimmung des Menſchen nennt, ſo ſtellt er als<lb/> oberſten Grundſatz des Glücks auf, daß Anziehung und Beſtim-<lb/> mung in harmoniſchem Verhältniſſe ſtehen müſſen. Den Reihen<lb/> der menſchlichen Triebe ſollen hierbei immer die Reihen der vor-<lb/> zunehmenden Arbeiten entſprechen; und Fourier hat hier den ſehr<lb/> richtigen Gedanken ausgeſprochen, daß der Menſch durch die Ar-<lb/> beit den Gegenſatz des Geiſtes und der Natur überwindet, darin<lb/> ſeine wahre Freiheit darſtellt und ſein Einzelleben in Einklang<lb/> mit dem Leben des Alls bringt. Dieſen Gedanken, der in der<lb/> Natur in ſeiner vollen Wahrheit daſteht, läßt Fourier aber auch<lb/> in der menſchlichen Geſellſchaft in ſolcher Unbeſchränktheit ſtehen,<lb/> daß damit eben die Freiheit des Einzelnen unverträglich erſcheint.<lb/> Die menſchlichen Triebe ordnet er in Reihen und Gruppen ein.<lb/> Jede Gruppe habe wieder ihre Unterabtheilungen, wie z. B. der<lb/> Bienenbau eine ſolche Unterabtheilung im Ackerbau ſei. Die<lb/> Gruppe ſei freiwillig gebildet durch mehrere Arbeiter, welche der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0083]
fernt, und das leiblicher Wohl Aller iſt geſichert. Aber hier iſt
es Zeit zu ſagen, der Menſch lebt nicht vom Brod allein. Jn-
dem auch hier alle Thätigkeit in den Staat, in die Geſammtheit
fällt, ſo iſt der Einzelne zwar keine Maſchine mehr, wie bei
Cabet; aber ein Kind bleibt er dem Vater gegenüber, und ganz
abgeſehen von der Verletzung des Eigenthums, iſt auch hier der
Freiheit des Einzelnen nicht genügende Rechnung getragen. Wie
im Platoniſchen Staate, beſtimmen die Herrſcher den Stand der
Einzelnen, mit Ausſchluß der freien Wahl. Jn dem Sohne
kommt die Perſönlichkeit des Vaters zu einem über den Tod hin-
ausreichenden Daſein, und auch dieſe Unendlichkeit der Perſon wird
in dem Abſchneiden der Erbſchaft aufgehoben; außerdem, daß alles
Eigenthum in todte Hand geräth, und dadurch, wie die Erfahrung
lehrt, viel träger wird.
So tritt uns Fourier an die Stelle der Saint-Simoniſten,
der, indem er das Eigenthum durch die Erbſchaft beſtehen ließ,
nicht mehr als ein Gemeinſchaftslehrer gelten kann, ſondern zu
den Vereinslehrern gerechnet werden muß. Auch er ging
davon aus, wie die Saint-Simoniſten, eine Anweiſung zum
Glück zu geben, das er in dem Einklang der Triebe und ihrer
Befriedigung erblickte; und da er den Trieb Anziehung, ſeine Be-
friedigung die Beſtimmung des Menſchen nennt, ſo ſtellt er als
oberſten Grundſatz des Glücks auf, daß Anziehung und Beſtim-
mung in harmoniſchem Verhältniſſe ſtehen müſſen. Den Reihen
der menſchlichen Triebe ſollen hierbei immer die Reihen der vor-
zunehmenden Arbeiten entſprechen; und Fourier hat hier den ſehr
richtigen Gedanken ausgeſprochen, daß der Menſch durch die Ar-
beit den Gegenſatz des Geiſtes und der Natur überwindet, darin
ſeine wahre Freiheit darſtellt und ſein Einzelleben in Einklang
mit dem Leben des Alls bringt. Dieſen Gedanken, der in der
Natur in ſeiner vollen Wahrheit daſteht, läßt Fourier aber auch
in der menſchlichen Geſellſchaft in ſolcher Unbeſchränktheit ſtehen,
daß damit eben die Freiheit des Einzelnen unverträglich erſcheint.
Die menſchlichen Triebe ordnet er in Reihen und Gruppen ein.
Jede Gruppe habe wieder ihre Unterabtheilungen, wie z. B. der
Bienenbau eine ſolche Unterabtheilung im Ackerbau ſei. Die
Gruppe ſei freiwillig gebildet durch mehrere Arbeiter, welche der
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