Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.der Gemeinde mich zwingt, so ist das um nichts besser, als wenn der Gemeinde mich zwingt, ſo iſt das um nichts beſſer, als wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="77"/> der Gemeinde mich zwingt, ſo iſt das um nichts beſſer, als wenn<lb/> der Staat es thäte. Louis Blanc wollte ſich daher nur vor-<lb/> läufig der Hülfe des Staats bedienen, bis die Gemeinden und<lb/> Vereine ſelbſt zur Einſicht ihrer Stärke gekommen wären, und<lb/> das Geſammtleben dem Einzelleben vorzögen: „Die Regierung<lb/> müßte als die höchſte Leiterin der Erzeugung betrachtet, und mit<lb/> einer großen Gewalt verſehen werden, um ihre Aufgabe erfüllen<lb/> zu können. Dieſe Aufgabe würde darin beſtehen, daß ſie ſich der<lb/> Waffe der Gewerbefreiheit bediente, um dadurch die Gewerbefrei-<lb/> heit ſelbſt aufzuheben.‟ Zu dem Ende ſchlägt Louis Blanc vor,<lb/> daß durch Anleihen der Regierung, als das urſprüngliche Capi-<lb/> tal, Vereins-Werkſtätten und Fabriken gebildet würden, deren<lb/> Satzungen durch die Regierung in derſelben Form, wie die Ge-<lb/> ſetze, zu erlaſſen wären. Jm erſten Jahre würde die Regierung<lb/> noch die Beamten anſtellen müſſen; ſpäter, wenn die Arbeiter<lb/> ſelbſt ſich unter einander würdigen gelernt hätten, könnte die freie<lb/> Wahl an die Stelle der Ernennung treten. Jährlich würde der<lb/> reine Gewinn berechnet und in drei Theile getheilt: der eine<lb/> würde in gleichem Verhältniſſe unter die Mitglieder der Geſell-<lb/> ſchaft vertheilt werden; der zweite diente zur Unterſtützung der<lb/> Greiſe, der Kranken und der Schwachen, ſo wie auch zur Er-<lb/> leichterung der Kriſen, welche andere Fabriken betroffen haben<lb/> möchten, da ſich alle unter einander Hülfe und Unterſtützung<lb/> ſchuldig wären; der dritte Theil endlich würde dazu verwandt,<lb/> denen Arbeitsgeräth anzuſchaffen, welche an dem Verein Theil<lb/> nehmen wollten, dergeſtalt, daß dieſer ſich bis ins Endloſe erwei-<lb/> tern könnte. Jedes Mitglied würde das Recht haben, über ſeinen<lb/> Lohn nach ſeinem Belieben zu verfügen; aber die unbeſtrittenen<lb/> Vorzüge, welche mit einem gemeinſamen Leben verbunden ſind,<lb/> würden bald aus der Verbindung zum Arbeiten eine freiwillige<lb/> Verbindung zur Beſorgung der Bedürfniſſe und zum Genuß der<lb/> Lebensfreuden machen. Die Capitaliſten würden bald ihr Geld<lb/> einzahlen, der Staat ihnen die Zinſen gewährleiſten; Antheil am<lb/> Gewinn würden ſie aber nur inſofern in Anſpruch nehmen kön-<lb/> nen, als ſie zugleich ſelbſt Arbeiter wären. Die Vereins-Werk-<lb/> ſtätten würden bald den Sieg über die Einzel-Werkſtätten davon<lb/> tragen. Die Regierung würde die Preiſe feſtſetzen können, der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0087]
der Gemeinde mich zwingt, ſo iſt das um nichts beſſer, als wenn
der Staat es thäte. Louis Blanc wollte ſich daher nur vor-
läufig der Hülfe des Staats bedienen, bis die Gemeinden und
Vereine ſelbſt zur Einſicht ihrer Stärke gekommen wären, und
das Geſammtleben dem Einzelleben vorzögen: „Die Regierung
müßte als die höchſte Leiterin der Erzeugung betrachtet, und mit
einer großen Gewalt verſehen werden, um ihre Aufgabe erfüllen
zu können. Dieſe Aufgabe würde darin beſtehen, daß ſie ſich der
Waffe der Gewerbefreiheit bediente, um dadurch die Gewerbefrei-
heit ſelbſt aufzuheben.‟ Zu dem Ende ſchlägt Louis Blanc vor,
daß durch Anleihen der Regierung, als das urſprüngliche Capi-
tal, Vereins-Werkſtätten und Fabriken gebildet würden, deren
Satzungen durch die Regierung in derſelben Form, wie die Ge-
ſetze, zu erlaſſen wären. Jm erſten Jahre würde die Regierung
noch die Beamten anſtellen müſſen; ſpäter, wenn die Arbeiter
ſelbſt ſich unter einander würdigen gelernt hätten, könnte die freie
Wahl an die Stelle der Ernennung treten. Jährlich würde der
reine Gewinn berechnet und in drei Theile getheilt: der eine
würde in gleichem Verhältniſſe unter die Mitglieder der Geſell-
ſchaft vertheilt werden; der zweite diente zur Unterſtützung der
Greiſe, der Kranken und der Schwachen, ſo wie auch zur Er-
leichterung der Kriſen, welche andere Fabriken betroffen haben
möchten, da ſich alle unter einander Hülfe und Unterſtützung
ſchuldig wären; der dritte Theil endlich würde dazu verwandt,
denen Arbeitsgeräth anzuſchaffen, welche an dem Verein Theil
nehmen wollten, dergeſtalt, daß dieſer ſich bis ins Endloſe erwei-
tern könnte. Jedes Mitglied würde das Recht haben, über ſeinen
Lohn nach ſeinem Belieben zu verfügen; aber die unbeſtrittenen
Vorzüge, welche mit einem gemeinſamen Leben verbunden ſind,
würden bald aus der Verbindung zum Arbeiten eine freiwillige
Verbindung zur Beſorgung der Bedürfniſſe und zum Genuß der
Lebensfreuden machen. Die Capitaliſten würden bald ihr Geld
einzahlen, der Staat ihnen die Zinſen gewährleiſten; Antheil am
Gewinn würden ſie aber nur inſofern in Anſpruch nehmen kön-
nen, als ſie zugleich ſelbſt Arbeiter wären. Die Vereins-Werk-
ſtätten würden bald den Sieg über die Einzel-Werkſtätten davon
tragen. Die Regierung würde die Preiſe feſtſetzen können, der
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