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Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.

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Staat sich allmählig zum Herrn des Gewerbfleißes machen; und
anstatt des Monopols würden wir als erfolgreiches Ergebniß
die Niederlage der Concurrenz, die Gesellschaft erlangt haben.
Zwischen den verschiedenen Werkstätten eines und desselben Fa-
brikzweiges müßte dasselbe Gesetz der Vergesellschaftung eingeführt
werden; denn es würde abgeschmackt sein, die Concurrenz zwischen
Gewerkschaften fortbestehen zu lassen, nachdem man sie zwischen
den einzelnen Vereinen aufgehoben hat. Jn jeder Arbeitssphäre
würde die Regierung daher eine Haupt-Werkstätte errichten, von
welcher alle anderen als ergänzende Werkstätten abhingen, wie ein
Rothschild in vielen Ländern der Welt Zweighäuser hat. Die
Töchter-Werkstätten würden nicht mehr unter einander, noch mit
dem Mittelpunkt eifersüchteln. Jndem nach dem ersten Jahre jede
Werkstätte für sich selbst würde sorgen können, so hätte das Ge-
schäft der Regierung sich darauf zu beschränken, die gegenseitige
Beziehung zwischen den Mittelpunkten der Erzeugung von einerlei
Art zu erhalten und die Verletzung der gemeinsamen Satzungen
zu verhüten.

Nachdem Louis Blanc in dem so eben Angegebenen die
Grundzüge seiner Lehre niedergelegt hat, führt er nun zu ihrer
Vervollständigung noch Folgendes an: Es muß die gegen-
seitige Verpflichtung
aller Werkstätten in Einem Gewerb-
zweige und der verschiedenen Gewerbzweige eingeführt werden.
Vom reinen Gewinn eines jeden Gewerbzweiges muß eine
Summe abgegeben werden, mittelst welcher der Staat jedem Ge-
werbzweige zu Hülfe kommen könnte, der durch unvorhergesehene und
außerordentliche Umstände in Nachtheil gekommen ist. Auch wer-
den Krisen weit seltener sein; denn ist erst die Concurrenz erstickt,
so können sie nur von Außen kommen. Statt der Diplomatie
würde ein Bündnißsystem zwischen allen Völkern eingeführt wer-
den, welches auf den gegenseitigen Vortheil der arbeitenden
Klassen in allen Theilen der Welt begründet wäre. An die
Stelle der Erfindungspatente und des Monopols würde eine
Staatsbelohnung treten, bei der die Entdeckung sogleich Allen
zu gute kommen kann. Der Handel muß in der Mitte zwischen
dem Arbeiter und Verzehrer stehen, der Kaufmann der Geschäfts-
führer der Erzeugung sein, und alle Gewinne und Verluste der-

Staat ſich allmählig zum Herrn des Gewerbfleißes machen; und
anſtatt des Monopols würden wir als erfolgreiches Ergebniß
die Niederlage der Concurrenz, die Geſellſchaft erlangt haben.
Zwiſchen den verſchiedenen Werkſtätten eines und deſſelben Fa-
brikzweiges müßte daſſelbe Geſetz der Vergeſellſchaftung eingeführt
werden; denn es würde abgeſchmackt ſein, die Concurrenz zwiſchen
Gewerkſchaften fortbeſtehen zu laſſen, nachdem man ſie zwiſchen
den einzelnen Vereinen aufgehoben hat. Jn jeder Arbeitsſphäre
würde die Regierung daher eine Haupt-Werkſtätte errichten, von
welcher alle anderen als ergänzende Werkſtätten abhingen, wie ein
Rothſchild in vielen Ländern der Welt Zweighäuſer hat. Die
Töchter-Werkſtätten würden nicht mehr unter einander, noch mit
dem Mittelpunkt eiferſüchteln. Jndem nach dem erſten Jahre jede
Werkſtätte für ſich ſelbſt würde ſorgen können, ſo hätte das Ge-
ſchäft der Regierung ſich darauf zu beſchränken, die gegenſeitige
Beziehung zwiſchen den Mittelpunkten der Erzeugung von einerlei
Art zu erhalten und die Verletzung der gemeinſamen Satzungen
zu verhüten.

Nachdem Louis Blanc in dem ſo eben Angegebenen die
Grundzüge ſeiner Lehre niedergelegt hat, führt er nun zu ihrer
Vervollſtändigung noch Folgendes an: Es muß die gegen-
ſeitige Verpflichtung
aller Werkſtätten in Einem Gewerb-
zweige und der verſchiedenen Gewerbzweige eingeführt werden.
Vom reinen Gewinn eines jeden Gewerbzweiges muß eine
Summe abgegeben werden, mittelſt welcher der Staat jedem Ge-
werbzweige zu Hülfe kommen könnte, der durch unvorhergeſehene und
außerordentliche Umſtände in Nachtheil gekommen iſt. Auch wer-
den Kriſen weit ſeltener ſein; denn iſt erſt die Concurrenz erſtickt,
ſo können ſie nur von Außen kommen. Statt der Diplomatie
würde ein Bündnißſyſtem zwiſchen allen Völkern eingeführt wer-
den, welches auf den gegenſeitigen Vortheil der arbeitenden
Klaſſen in allen Theilen der Welt begründet wäre. An die
Stelle der Erfindungspatente und des Monopols würde eine
Staatsbelohnung treten, bei der die Entdeckung ſogleich Allen
zu gute kommen kann. Der Handel muß in der Mitte zwiſchen
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führer der Erzeugung ſein, und alle Gewinne und Verluſte der-

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[78/0088] Staat ſich allmählig zum Herrn des Gewerbfleißes machen; und anſtatt des Monopols würden wir als erfolgreiches Ergebniß die Niederlage der Concurrenz, die Geſellſchaft erlangt haben. Zwiſchen den verſchiedenen Werkſtätten eines und deſſelben Fa- brikzweiges müßte daſſelbe Geſetz der Vergeſellſchaftung eingeführt werden; denn es würde abgeſchmackt ſein, die Concurrenz zwiſchen Gewerkſchaften fortbeſtehen zu laſſen, nachdem man ſie zwiſchen den einzelnen Vereinen aufgehoben hat. Jn jeder Arbeitsſphäre würde die Regierung daher eine Haupt-Werkſtätte errichten, von welcher alle anderen als ergänzende Werkſtätten abhingen, wie ein Rothſchild in vielen Ländern der Welt Zweighäuſer hat. Die Töchter-Werkſtätten würden nicht mehr unter einander, noch mit dem Mittelpunkt eiferſüchteln. Jndem nach dem erſten Jahre jede Werkſtätte für ſich ſelbſt würde ſorgen können, ſo hätte das Ge- ſchäft der Regierung ſich darauf zu beſchränken, die gegenſeitige Beziehung zwiſchen den Mittelpunkten der Erzeugung von einerlei Art zu erhalten und die Verletzung der gemeinſamen Satzungen zu verhüten. Nachdem Louis Blanc in dem ſo eben Angegebenen die Grundzüge ſeiner Lehre niedergelegt hat, führt er nun zu ihrer Vervollſtändigung noch Folgendes an: Es muß die gegen- ſeitige Verpflichtung aller Werkſtätten in Einem Gewerb- zweige und der verſchiedenen Gewerbzweige eingeführt werden. Vom reinen Gewinn eines jeden Gewerbzweiges muß eine Summe abgegeben werden, mittelſt welcher der Staat jedem Ge- werbzweige zu Hülfe kommen könnte, der durch unvorhergeſehene und außerordentliche Umſtände in Nachtheil gekommen iſt. Auch wer- den Kriſen weit ſeltener ſein; denn iſt erſt die Concurrenz erſtickt, ſo können ſie nur von Außen kommen. Statt der Diplomatie würde ein Bündnißſyſtem zwiſchen allen Völkern eingeführt wer- den, welches auf den gegenſeitigen Vortheil der arbeitenden Klaſſen in allen Theilen der Welt begründet wäre. An die Stelle der Erfindungspatente und des Monopols würde eine Staatsbelohnung treten, bei der die Entdeckung ſogleich Allen zu gute kommen kann. Der Handel muß in der Mitte zwiſchen dem Arbeiter und Verzehrer ſtehen, der Kaufmann der Geſchäfts- führer der Erzeugung ſein, und alle Gewinne und Verluſte der-

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Zitationshilfe: Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelet_loesung_1849/88>, abgerufen am 24.11.2024.