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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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V. Laienbrief an die HH. DD. loci -- Elementarunterricht.
angewiesen, so hätten sämmtliche Zimmer für Stadtgäste mehr
Anziehungskraft und brächten höhere Miethe; ebenso, wenn
Balcons oder vorspringende Holzgalerien angebracht wären,
auf denen auch bei feuchtem Wetter trockenen Fußes zu sitzen
ist. Möglicherweise gelingt es, den Unternehmer rechtzeitig
davon zu überzeugen. Mehr als Einen habe ich gesprochen,
der bedauerte, derlei nicht früher gewußt zu haben. Fehlt es
an einem Garten, fehlt es sogar an einem Rasenplatze, so
läßt sich doch vielleicht an der geeigneten Seite dicht am Hause
durch einige Bohnenstangen und ein Stück Sackleinen eine
Laube herstellen, in welcher Tisch und Stuhl stehen können.
Ist es auch nur eine Bank im Freien, so liegt selbst darin
schon ein Magnet für den nach Unterkunft im Dorfe umher-
spähenden Sommerfrischling, vorausgesetzt freilich, daß diese
Bank weder von landwirthschaftlichen oder industriellen Ge-
rüchen umweht, noch von einem Bullenbeißer bewacht wird,
der, sobald der Fremde sich von ferne zeigt, ihm mit weithin
dröhnendem Wuthgebell entgegenrast, so weit die Kette reicht.

Eine Belehrung über das Ganze des modernen Bettes
wäre auch nicht überflüssig, damit dem Bauernverstande ein-
leuchtet, daß nicht Jedermann befähigt ist, im Monat Juli
zwischen zwei dicken Schichten Federn zu schlafen, daß ferner
die Raumverhältnisse des Bettes nicht nach denen eines Sar-
ges bemessen sein dürfen, denn selbst Trappistenmönche unter-
ziehen sich derartigen Sargübungen nicht zum Heile ihres
Körpers, worauf es doch von Curgästen als solchen abgesehen
ist; daß ferner die Rouleaux nicht so angebracht sein dürfen,
daß die oberen Fenster, also gerade die besten Ventilatoren,
nicht zu öffnen sind. Ihre Gemahlinnen werden gewiß eine
Ehre darin suchen, als Lichtträgerinnen unter den Töchtern
der Wildniß aufzutreten und den Bauer- und Arbeiter-
weibern, die sich auf städtischen Besuch vorbereiten wollen,
mit gutem Rathe an die Hand gehen, ihnen auch erlauben,
die eigenen Wohn- und Schlafzimmer zu besichtigen, behufs
Nacheiferung.

V. Laienbrief an die HH. DD. loci — Elementarunterricht.
angewieſen, ſo hätten ſämmtliche Zimmer für Stadtgäſte mehr
Anziehungskraft und brächten höhere Miethe; ebenſo, wenn
Balcons oder vorſpringende Holzgalerien angebracht wären,
auf denen auch bei feuchtem Wetter trockenen Fußes zu ſitzen
iſt. Möglicherweiſe gelingt es, den Unternehmer rechtzeitig
davon zu überzeugen. Mehr als Einen habe ich geſprochen,
der bedauerte, derlei nicht früher gewußt zu haben. Fehlt es
an einem Garten, fehlt es ſogar an einem Raſenplatze, ſo
läßt ſich doch vielleicht an der geeigneten Seite dicht am Hauſe
durch einige Bohnenſtangen und ein Stück Sackleinen eine
Laube herſtellen, in welcher Tiſch und Stuhl ſtehen können.
Iſt es auch nur eine Bank im Freien, ſo liegt ſelbſt darin
ſchon ein Magnet für den nach Unterkunft im Dorfe umher-
ſpähenden Sommerfriſchling, vorausgeſetzt freilich, daß dieſe
Bank weder von landwirthſchaftlichen oder induſtriellen Ge-
rüchen umweht, noch von einem Bullenbeißer bewacht wird,
der, ſobald der Fremde ſich von ferne zeigt, ihm mit weithin
dröhnendem Wuthgebell entgegenrast, ſo weit die Kette reicht.

Eine Belehrung über das Ganze des modernen Bettes
wäre auch nicht überflüſſig, damit dem Bauernverſtande ein-
leuchtet, daß nicht Jedermann befähigt iſt, im Monat Juli
zwiſchen zwei dicken Schichten Federn zu ſchlafen, daß ferner
die Raumverhältniſſe des Bettes nicht nach denen eines Sar-
ges bemeſſen ſein dürfen, denn ſelbſt Trappiſtenmönche unter-
ziehen ſich derartigen Sargübungen nicht zum Heile ihres
Körpers, worauf es doch von Curgäſten als ſolchen abgeſehen
iſt; daß ferner die Rouleaux nicht ſo angebracht ſein dürfen,
daß die oberen Fenſter, alſo gerade die beſten Ventilatoren,
nicht zu öffnen ſind. Ihre Gemahlinnen werden gewiß eine
Ehre darin ſuchen, als Lichtträgerinnen unter den Töchtern
der Wildniß aufzutreten und den Bauer- und Arbeiter-
weibern, die ſich auf ſtädtiſchen Beſuch vorbereiten wollen,
mit gutem Rathe an die Hand gehen, ihnen auch erlauben,
die eigenen Wohn- und Schlafzimmer zu beſichtigen, behufs
Nacheiferung.

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[124/0138] V. Laienbrief an die HH. DD. loci — Elementarunterricht. angewieſen, ſo hätten ſämmtliche Zimmer für Stadtgäſte mehr Anziehungskraft und brächten höhere Miethe; ebenſo, wenn Balcons oder vorſpringende Holzgalerien angebracht wären, auf denen auch bei feuchtem Wetter trockenen Fußes zu ſitzen iſt. Möglicherweiſe gelingt es, den Unternehmer rechtzeitig davon zu überzeugen. Mehr als Einen habe ich geſprochen, der bedauerte, derlei nicht früher gewußt zu haben. Fehlt es an einem Garten, fehlt es ſogar an einem Raſenplatze, ſo läßt ſich doch vielleicht an der geeigneten Seite dicht am Hauſe durch einige Bohnenſtangen und ein Stück Sackleinen eine Laube herſtellen, in welcher Tiſch und Stuhl ſtehen können. Iſt es auch nur eine Bank im Freien, ſo liegt ſelbſt darin ſchon ein Magnet für den nach Unterkunft im Dorfe umher- ſpähenden Sommerfriſchling, vorausgeſetzt freilich, daß dieſe Bank weder von landwirthſchaftlichen oder induſtriellen Ge- rüchen umweht, noch von einem Bullenbeißer bewacht wird, der, ſobald der Fremde ſich von ferne zeigt, ihm mit weithin dröhnendem Wuthgebell entgegenrast, ſo weit die Kette reicht. Eine Belehrung über das Ganze des modernen Bettes wäre auch nicht überflüſſig, damit dem Bauernverſtande ein- leuchtet, daß nicht Jedermann befähigt iſt, im Monat Juli zwiſchen zwei dicken Schichten Federn zu ſchlafen, daß ferner die Raumverhältniſſe des Bettes nicht nach denen eines Sar- ges bemeſſen ſein dürfen, denn ſelbſt Trappiſtenmönche unter- ziehen ſich derartigen Sargübungen nicht zum Heile ihres Körpers, worauf es doch von Curgäſten als ſolchen abgeſehen iſt; daß ferner die Rouleaux nicht ſo angebracht ſein dürfen, daß die oberen Fenſter, alſo gerade die beſten Ventilatoren, nicht zu öffnen ſind. Ihre Gemahlinnen werden gewiß eine Ehre darin ſuchen, als Lichtträgerinnen unter den Töchtern der Wildniß aufzutreten und den Bauer- und Arbeiter- weibern, die ſich auf ſtädtiſchen Beſuch vorbereiten wollen, mit gutem Rathe an die Hand gehen, ihnen auch erlauben, die eigenen Wohn- und Schlafzimmer zu beſichtigen, behufs Nacheiferung.

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/138>, abgerufen am 24.11.2024.