Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.VI. Wohlfeilste schweizer Reise. nicht allzu große Herren, auch geschmeidige Geschäftsleute,die ihren Vortheil zu wohl verstehen, um nicht auf billige Anerbieten einzugehen. Der Mann sieht, daß mit Ihnen ent- weder ein kleines Geschäft oder keines zu machen ist, hat er also nicht gerade sein Haus sehr gefüllt, so wird er wohl Ersteres vorziehen. Deshalb verlegen Sie eine Reise der Art nicht auf die hohe Saison, sondern etwas vorher oder nachher, treffen in den Morgen- oder Nachmittagsstunden ein, nur mit Reisetasche, ohne Koffer, welcher nachgeschickt wird oder anderswohin vorausgesandt ist. Gefällt Ihnen der Wirth nicht, so ist nichts verloren, Sie zahlen Ihren Schop- pen und setzen den Wanderstab fürbaß. Nebenvortheile dieser Reisemethode: Sie sind auch bei Schon S. 12 wurde auf die Verdienste der Schweiz vom VI. Wohlfeilſte ſchweizer Reiſe. nicht allzu große Herren, auch geſchmeidige Geſchäftsleute,die ihren Vortheil zu wohl verſtehen, um nicht auf billige Anerbieten einzugehen. Der Mann ſieht, daß mit Ihnen ent- weder ein kleines Geſchäft oder keines zu machen iſt, hat er alſo nicht gerade ſein Haus ſehr gefüllt, ſo wird er wohl Erſteres vorziehen. Deshalb verlegen Sie eine Reiſe der Art nicht auf die hohe Saiſon, ſondern etwas vorher oder nachher, treffen in den Morgen- oder Nachmittagsſtunden ein, nur mit Reiſetaſche, ohne Koffer, welcher nachgeſchickt wird oder anderswohin vorausgeſandt iſt. Gefällt Ihnen der Wirth nicht, ſo iſt nichts verloren, Sie zahlen Ihren Schop- pen und ſetzen den Wanderſtab fürbaß. Nebenvortheile dieſer Reiſemethode: Sie ſind auch bei Schon S. 12 wurde auf die Verdienſte der Schweiz vom <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Wohlfeilſte ſchweizer Reiſe.</fw><lb/> nicht allzu große Herren, auch geſchmeidige Geſchäftsleute,<lb/> die ihren Vortheil zu wohl verſtehen, um nicht auf billige<lb/> Anerbieten einzugehen. Der Mann ſieht, daß mit Ihnen ent-<lb/> weder ein kleines Geſchäft oder keines zu machen iſt, hat er alſo<lb/> nicht gerade ſein Haus ſehr gefüllt, ſo wird er wohl Erſteres<lb/> vorziehen. Deshalb verlegen Sie eine Reiſe der Art nicht<lb/> auf die hohe Saiſon, ſondern etwas vorher oder nachher,<lb/> treffen in den Morgen- oder Nachmittagsſtunden ein, nur<lb/> mit Reiſetaſche, ohne Koffer, welcher nachgeſchickt wird<lb/> oder anderswohin vorausgeſandt iſt. Gefällt Ihnen der<lb/> Wirth nicht, ſo iſt nichts verloren, Sie zahlen Ihren Schop-<lb/> pen und ſetzen den Wanderſtab fürbaß.</p><lb/> <p>Nebenvortheile dieſer Reiſemethode: Sie ſind auch bei<lb/> ſpätem Eintreffen von einem Ausfluge Ihres Nachtquartiers<lb/> ſicher, brauchen nicht zu gaſthauſiren; ſparen an Gefährt,<lb/> Führern, Trägern; werden häufig durch Vermittelung des<lb/> Wirths und ſeiner Leute, deren Theilnahme für Sie von Tag<lb/> zu Tag wächſt, Gelegenheit finden, ſich Geſellſchaften zu Par-<lb/> tien anzuſchließen, angenehme Bekanntſchaften machen, viel-<lb/> fach von der Ortskenntniß des Perſonals Nutzen ziehen, end-<lb/> lich friſcher zu Ihren Examenvorbereitungen zurückkehren.<lb/> Derſelbe brave Wirth, der Sie beköſtigte, bis Sie ſeinen Be-<lb/> zirk touriſtiſch ausgebeutet, iſt auch der Rechte, um Sie für<lb/> Ihr nächſtes Hauptquartier an einen paſſenden Collegen zu<lb/> adreſſiren. Bei dieſem können Sie dann, geſtützt auf dieſe<lb/> gewichtige Empfehlung (das Wirthsgewerbe iſt in der <placeName>Schweiz</placeName><lb/> höher angeſehen, als irgendwo anders) mit noch mehr Sicher-<lb/> heit auftreten. — Endlich — aber dies fällt nicht unter die<lb/> Nebenvortheile, ſondern überwiegt alles Andere — Sie<lb/> ſehen, was Sie ſehen, gut (vergl. S. 131).</p><lb/> <p>Schon S. 12 wurde auf die Verdienſte der <placeName>Schweiz</placeName> vom<lb/> touriſtiſchen Geſichtspunkte hingewieſen. Hier mag noch bei-<lb/> befügt werden, daß in ihr allerdings neben den höchſten<lb/> Bergen die höchſten Preiſe finden kann, wer ſie ſucht oder<lb/> nicht ſcheut, dennoch meine ich nicht, daß die „ärgſte Ueber-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0211]
VI. Wohlfeilſte ſchweizer Reiſe.
nicht allzu große Herren, auch geſchmeidige Geſchäftsleute,
die ihren Vortheil zu wohl verſtehen, um nicht auf billige
Anerbieten einzugehen. Der Mann ſieht, daß mit Ihnen ent-
weder ein kleines Geſchäft oder keines zu machen iſt, hat er alſo
nicht gerade ſein Haus ſehr gefüllt, ſo wird er wohl Erſteres
vorziehen. Deshalb verlegen Sie eine Reiſe der Art nicht
auf die hohe Saiſon, ſondern etwas vorher oder nachher,
treffen in den Morgen- oder Nachmittagsſtunden ein, nur
mit Reiſetaſche, ohne Koffer, welcher nachgeſchickt wird
oder anderswohin vorausgeſandt iſt. Gefällt Ihnen der
Wirth nicht, ſo iſt nichts verloren, Sie zahlen Ihren Schop-
pen und ſetzen den Wanderſtab fürbaß.
Nebenvortheile dieſer Reiſemethode: Sie ſind auch bei
ſpätem Eintreffen von einem Ausfluge Ihres Nachtquartiers
ſicher, brauchen nicht zu gaſthauſiren; ſparen an Gefährt,
Führern, Trägern; werden häufig durch Vermittelung des
Wirths und ſeiner Leute, deren Theilnahme für Sie von Tag
zu Tag wächſt, Gelegenheit finden, ſich Geſellſchaften zu Par-
tien anzuſchließen, angenehme Bekanntſchaften machen, viel-
fach von der Ortskenntniß des Perſonals Nutzen ziehen, end-
lich friſcher zu Ihren Examenvorbereitungen zurückkehren.
Derſelbe brave Wirth, der Sie beköſtigte, bis Sie ſeinen Be-
zirk touriſtiſch ausgebeutet, iſt auch der Rechte, um Sie für
Ihr nächſtes Hauptquartier an einen paſſenden Collegen zu
adreſſiren. Bei dieſem können Sie dann, geſtützt auf dieſe
gewichtige Empfehlung (das Wirthsgewerbe iſt in der Schweiz
höher angeſehen, als irgendwo anders) mit noch mehr Sicher-
heit auftreten. — Endlich — aber dies fällt nicht unter die
Nebenvortheile, ſondern überwiegt alles Andere — Sie
ſehen, was Sie ſehen, gut (vergl. S. 131).
Schon S. 12 wurde auf die Verdienſte der Schweiz vom
touriſtiſchen Geſichtspunkte hingewieſen. Hier mag noch bei-
befügt werden, daß in ihr allerdings neben den höchſten
Bergen die höchſten Preiſe finden kann, wer ſie ſucht oder
nicht ſcheut, dennoch meine ich nicht, daß die „ärgſte Ueber-
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