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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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IV. Seile.
risten zu sein pflegen, so wird sich schwerlich ein passendes
Paar Sporen vorräthig finden, man läßt deshalb eins eigens
anfertigen und bestellt es etwas leichter als die landesüblichen.
Die Schuhsohle darf, wie bemerkt, an der Stelle, wo sie im
Bügel sitzt, keine Nägel haben. Vorn soll das Gestell etwas
über die Zehen hinausreichen, mit dem hinteren kurzen Theile
jedoch gerade unter dem Absatz abschließen. Von den vielen
verschiedenen Arten Steigeisen scheint mir die entsprechendste
die beschriebene, und zwar nur oberflächlich zum Zweck der
Unterscheidung beschriebene, nicht um einen Leitfaden zur An-
fertigung an Schmiede zu geben.

Das wichtigste Schutzmittel gegen die Gefahr des Aus-
gleitens oder bei Einbrechen von sogenannten Schneebrücken,
Weheten (Schneevorsprüngen) und Sturz in Schründe --
nach der Versicherung aller Alpenkenner leider immer noch
nicht häufig genug angewandt -- sind Stricke, mittels
deren sich Führer und Geführte in Zwischenräumen von vier
Schritten anbinden. Das Alpine Journal warnt nachdrück-
lich vor dem "Leichtsinn, mit welchem Manche, ohne mit dem
Führer vermittelst eines soliden Stricks das einigende Band
herzustellen, der höchsten Lebensgefahr trotzend, über trüge-
rische Schneefelder, die tiefe Eisspalten verdecken, hinwegeilen,
um -- zehn Minuten früher bei Tische anzukommen." Auch
dem Journal gilt das Seil als einzig mögliches, freilich nicht
immer wirksames Mittel bei der "Hauptgefahr, dem Ueber-
steigen steiler Eisfelder, falls sie nicht mit Schnee bedeckt sind.
Hier hängt Alles von der Festigkeit des Tritts auf der ge-
hauenen Stufe und dem Bewußtsein des Einzelnen ab, daß
sein Fall alle Anderen in die Tiefe reißen kann. In solchen
Lagen verhütet das Seil Hast und Eilfertigkeit und bewirkt
wie eine Brüstung das Gefühl der Sicherheit. Ist die Leine
straff gespannt, so hat sie den Nutzen, einen Strauchelnden
durch das Gegengewicht des Vor- und Hintermannes vor dem
Fallen zu bewahren, vermehrt also nicht blos das Gefühl der

IV. Seile.
riſten zu ſein pflegen, ſo wird ſich ſchwerlich ein paſſendes
Paar Sporen vorräthig finden, man läßt deshalb eins eigens
anfertigen und beſtellt es etwas leichter als die landesüblichen.
Die Schuhſohle darf, wie bemerkt, an der Stelle, wo ſie im
Bügel ſitzt, keine Nägel haben. Vorn ſoll das Geſtell etwas
über die Zehen hinausreichen, mit dem hinteren kurzen Theile
jedoch gerade unter dem Abſatz abſchließen. Von den vielen
verſchiedenen Arten Steigeiſen ſcheint mir die entſprechendſte
die beſchriebene, und zwar nur oberflächlich zum Zweck der
Unterſcheidung beſchriebene, nicht um einen Leitfaden zur An-
fertigung an Schmiede zu geben.

Das wichtigſte Schutzmittel gegen die Gefahr des Aus-
gleitens oder bei Einbrechen von ſogenannten Schneebrücken,
Weheten (Schneevorſprüngen) und Sturz in Schründe —
nach der Verſicherung aller Alpenkenner leider immer noch
nicht häufig genug angewandt — ſind Stricke, mittels
deren ſich Führer und Geführte in Zwiſchenräumen von vier
Schritten anbinden. Das Alpine Journal warnt nachdrück-
lich vor dem „Leichtſinn, mit welchem Manche, ohne mit dem
Führer vermittelſt eines ſoliden Stricks das einigende Band
herzuſtellen, der höchſten Lebensgefahr trotzend, über trüge-
riſche Schneefelder, die tiefe Eisſpalten verdecken, hinwegeilen,
um — zehn Minuten früher bei Tiſche anzukommen.“ Auch
dem Journal gilt das Seil als einzig mögliches, freilich nicht
immer wirkſames Mittel bei der „Hauptgefahr, dem Ueber-
ſteigen ſteiler Eisfelder, falls ſie nicht mit Schnee bedeckt ſind.
Hier hängt Alles von der Feſtigkeit des Tritts auf der ge-
hauenen Stufe und dem Bewußtſein des Einzelnen ab, daß
ſein Fall alle Anderen in die Tiefe reißen kann. In ſolchen
Lagen verhütet das Seil Haſt und Eilfertigkeit und bewirkt
wie eine Brüſtung das Gefühl der Sicherheit. Iſt die Leine
ſtraff geſpannt, ſo hat ſie den Nutzen, einen Strauchelnden
durch das Gegengewicht des Vor- und Hintermannes vor dem
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[77/0091] IV. Seile. riſten zu ſein pflegen, ſo wird ſich ſchwerlich ein paſſendes Paar Sporen vorräthig finden, man läßt deshalb eins eigens anfertigen und beſtellt es etwas leichter als die landesüblichen. Die Schuhſohle darf, wie bemerkt, an der Stelle, wo ſie im Bügel ſitzt, keine Nägel haben. Vorn ſoll das Geſtell etwas über die Zehen hinausreichen, mit dem hinteren kurzen Theile jedoch gerade unter dem Abſatz abſchließen. Von den vielen verſchiedenen Arten Steigeiſen ſcheint mir die entſprechendſte die beſchriebene, und zwar nur oberflächlich zum Zweck der Unterſcheidung beſchriebene, nicht um einen Leitfaden zur An- fertigung an Schmiede zu geben. Das wichtigſte Schutzmittel gegen die Gefahr des Aus- gleitens oder bei Einbrechen von ſogenannten Schneebrücken, Weheten (Schneevorſprüngen) und Sturz in Schründe — nach der Verſicherung aller Alpenkenner leider immer noch nicht häufig genug angewandt — ſind Stricke, mittels deren ſich Führer und Geführte in Zwiſchenräumen von vier Schritten anbinden. Das Alpine Journal warnt nachdrück- lich vor dem „Leichtſinn, mit welchem Manche, ohne mit dem Führer vermittelſt eines ſoliden Stricks das einigende Band herzuſtellen, der höchſten Lebensgefahr trotzend, über trüge- riſche Schneefelder, die tiefe Eisſpalten verdecken, hinwegeilen, um — zehn Minuten früher bei Tiſche anzukommen.“ Auch dem Journal gilt das Seil als einzig mögliches, freilich nicht immer wirkſames Mittel bei der „Hauptgefahr, dem Ueber- ſteigen ſteiler Eisfelder, falls ſie nicht mit Schnee bedeckt ſind. Hier hängt Alles von der Feſtigkeit des Tritts auf der ge- hauenen Stufe und dem Bewußtſein des Einzelnen ab, daß ſein Fall alle Anderen in die Tiefe reißen kann. In ſolchen Lagen verhütet das Seil Haſt und Eilfertigkeit und bewirkt wie eine Brüſtung das Gefühl der Sicherheit. Iſt die Leine ſtraff geſpannt, ſo hat ſie den Nutzen, einen Strauchelnden durch das Gegengewicht des Vor- und Hintermannes vor dem Fallen zu bewahren, vermehrt alſo nicht blos das Gefühl der

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/91>, abgerufen am 24.11.2024.