Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.sagt dir gewiß nie. Mit den Mädels laß dich nicht ein! Denk an deinen Vater und ans Zip- perlein! Nun kannst du gehen! Weiter weiß ich nichts. -- Und dir, Siegwart, dank ich, daß du bey mir eing'sprochen hast. Du hast mir viel Freud gemacht, weil du mehr verstehst, als man- cher Junker. Wenn du von Adel wärest, Jun- ge, solltest meine Tochter haben; aber so ists nichts! Adies! -- Sie musten noch ein Glas Quetschen- wasser trinken, und setzten sich zu Pferde. Kuni- gunde ließ sich nicht sehen; aber Sibylle war zugegen; küste und herzte ihren Bruder, und nahm mit Thränen Abschied. -- Der Reitknecht Jakob ritt wieder mit ihnen. Als sie durch den Wald kamen, wo er den Hirsch geschossen hatte, fieng er wieder an: Sapperment, Jun- ker, den Streich kann ich noch nicht vergessen, den sie mir auf diesem nehmlichen Platz g'spielt haben. Der Hirsch war gar zu schön! Jch mocht meinem gnädigen Herrn nur nichts sagen, um Jhnen keinen Verdruß an den Hals zu werfen; denn ich will drauf schwören, daß er g'wettert haben würd! Kronhelm hieß ihn schweigen, und gab ihm die Erlaubnis, seinem Vater die ganze Geschichte zu erzälen. ſagt dir gewiß nie. Mit den Maͤdels laß dich nicht ein! Denk an deinen Vater und ans Zip- perlein! Nun kannſt du gehen! Weiter weiß ich nichts. — Und dir, Siegwart, dank ich, daß du bey mir eing’ſprochen haſt. Du haſt mir viel Freud gemacht, weil du mehr verſtehſt, als man- cher Junker. Wenn du von Adel waͤreſt, Jun- ge, ſollteſt meine Tochter haben; aber ſo iſts nichts! Adies! — Sie muſten noch ein Glas Quetſchen- waſſer trinken, und ſetzten ſich zu Pferde. Kuni- gunde ließ ſich nicht ſehen; aber Sibylle war zugegen; kuͤſte und herzte ihren Bruder, und nahm mit Thraͤnen Abſchied. — Der Reitknecht Jakob ritt wieder mit ihnen. Als ſie durch den Wald kamen, wo er den Hirſch geſchoſſen hatte, fieng er wieder an: Sapperment, Jun- ker, den Streich kann ich noch nicht vergeſſen, den ſie mir auf dieſem nehmlichen Platz g’ſpielt haben. Der Hirſch war gar zu ſchoͤn! Jch mocht meinem gnaͤdigen Herrn nur nichts ſagen, um Jhnen keinen Verdruß an den Hals zu werfen; denn ich will drauf ſchwoͤren, daß er g’wettert haben wuͤrd! Kronhelm hieß ihn ſchweigen, und gab ihm die Erlaubnis, ſeinem Vater die ganze Geſchichte zu erzaͤlen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0307" n="303"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſagt dir gewiß nie. Mit den Maͤdels laß dich<lb/> nicht ein! Denk an deinen Vater und ans Zip-<lb/> perlein! Nun kannſt du gehen! Weiter weiß ich<lb/> nichts. — Und dir, <hi rendition="#fr">Siegwart,</hi> dank ich, daß du<lb/> bey mir eing’ſprochen haſt. Du haſt mir viel<lb/> Freud gemacht, weil du mehr verſtehſt, als man-<lb/> cher Junker. Wenn du von Adel waͤreſt, Jun-<lb/> ge, ſollteſt meine Tochter haben; aber ſo iſts nichts!<lb/> Adies! — Sie muſten noch ein Glas Quetſchen-<lb/> waſſer trinken, und ſetzten ſich zu Pferde. <hi rendition="#fr">Kuni-<lb/> gunde</hi> ließ ſich nicht ſehen; aber <hi rendition="#fr">Sibylle</hi> war<lb/> zugegen; kuͤſte und herzte ihren Bruder, und<lb/> nahm mit Thraͤnen Abſchied. — Der Reitknecht<lb/><hi rendition="#fr">Jakob</hi> ritt wieder mit ihnen. Als ſie durch<lb/> den Wald kamen, wo er den Hirſch geſchoſſen<lb/> hatte, fieng er wieder an: Sapperment, Jun-<lb/> ker, den Streich kann ich noch nicht vergeſſen,<lb/> den ſie mir auf dieſem nehmlichen Platz g’ſpielt<lb/> haben. Der Hirſch war gar zu ſchoͤn! Jch mocht<lb/> meinem gnaͤdigen Herrn nur nichts ſagen, um<lb/> Jhnen keinen Verdruß an den Hals zu werfen;<lb/> denn ich will drauf ſchwoͤren, daß er g’wettert<lb/> haben wuͤrd! <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> hieß ihn ſchweigen, und<lb/> gab ihm die Erlaubnis, ſeinem Vater die ganze<lb/> Geſchichte zu erzaͤlen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [303/0307]
ſagt dir gewiß nie. Mit den Maͤdels laß dich
nicht ein! Denk an deinen Vater und ans Zip-
perlein! Nun kannſt du gehen! Weiter weiß ich
nichts. — Und dir, Siegwart, dank ich, daß du
bey mir eing’ſprochen haſt. Du haſt mir viel
Freud gemacht, weil du mehr verſtehſt, als man-
cher Junker. Wenn du von Adel waͤreſt, Jun-
ge, ſollteſt meine Tochter haben; aber ſo iſts nichts!
Adies! — Sie muſten noch ein Glas Quetſchen-
waſſer trinken, und ſetzten ſich zu Pferde. Kuni-
gunde ließ ſich nicht ſehen; aber Sibylle war
zugegen; kuͤſte und herzte ihren Bruder, und
nahm mit Thraͤnen Abſchied. — Der Reitknecht
Jakob ritt wieder mit ihnen. Als ſie durch
den Wald kamen, wo er den Hirſch geſchoſſen
hatte, fieng er wieder an: Sapperment, Jun-
ker, den Streich kann ich noch nicht vergeſſen,
den ſie mir auf dieſem nehmlichen Platz g’ſpielt
haben. Der Hirſch war gar zu ſchoͤn! Jch mocht
meinem gnaͤdigen Herrn nur nichts ſagen, um
Jhnen keinen Verdruß an den Hals zu werfen;
denn ich will drauf ſchwoͤren, daß er g’wettert
haben wuͤrd! Kronhelm hieß ihn ſchweigen, und
gab ihm die Erlaubnis, ſeinem Vater die ganze
Geſchichte zu erzaͤlen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |