und der Kerl ist groß; denen sieht man schon nach, wenn sie Weiber haben; sie gehen dann auch weniger durch. --
Nach anderthalb Stunden trafen sie den Hauptmann auf einem Spatzierritt an. Kron- helm trug ihm sogleich seine Bitte wegen Hanns vor. Jch habe den Kerl dort angetroffen, und sein Mensch auch, sagte der Hauptmann. Sie fiel mir gleich zu Füssen, und bat, daß sie mit in Krieg dürfte. Jch versprach ihr nichts Gewisses, denn man sieht die Weibsleute im Feld nicht gern; sie hindern nur auf dem Marsch. Aber zuweilen macht man wol eine Ausnahme; und weil Sie auch für den Kerl bitten, und er schön und groß ist, so will ichs so mit hingehen lassen. Wenn ich einmal auf Jhr Schloß komme, so beding' ich mir eine Bouteille Burgunder dafür aus. Herzlich gerne, sagte Kronhelm, und nahm von dem Hauptmann Abschied. -- Er war nun recht froh, daß er et- was zur Vereinigung dieser beyden Leute mit bey- getragen hatte, und dachte nun mit desto grösserm Vergnügen, aber auch mit größrer Wehmuth an seine Therese. Siegwart mußte ihm tausenderley kleine Geschichten von Theresens Kindheit erzäh-
und der Kerl iſt groß; denen ſieht man ſchon nach, wenn ſie Weiber haben; ſie gehen dann auch weniger durch. —
Nach anderthalb Stunden trafen ſie den Hauptmann auf einem Spatzierritt an. Kron- helm trug ihm ſogleich ſeine Bitte wegen Hanns vor. Jch habe den Kerl dort angetroffen, und ſein Menſch auch, ſagte der Hauptmann. Sie fiel mir gleich zu Fuͤſſen, und bat, daß ſie mit in Krieg duͤrfte. Jch verſprach ihr nichts Gewiſſes, denn man ſieht die Weibsleute im Feld nicht gern; ſie hindern nur auf dem Marſch. Aber zuweilen macht man wol eine Ausnahme; und weil Sie auch fuͤr den Kerl bitten, und er ſchoͤn und groß iſt, ſo will ichs ſo mit hingehen laſſen. Wenn ich einmal auf Jhr Schloß komme, ſo beding’ ich mir eine Bouteille Burgunder dafuͤr aus. Herzlich gerne, ſagte Kronhelm, und nahm von dem Hauptmann Abſchied. — Er war nun recht froh, daß er et- was zur Vereinigung dieſer beyden Leute mit bey- getragen hatte, und dachte nun mit deſto groͤſſerm Vergnuͤgen, aber auch mit groͤßrer Wehmuth an ſeine Thereſe. Siegwart mußte ihm tauſenderley kleine Geſchichten von Thereſens Kindheit erzaͤh-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0015"n="435"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
und der Kerl iſt groß; denen ſieht man ſchon nach,<lb/>
wenn ſie Weiber haben; ſie gehen dann auch<lb/>
weniger durch. —</p><lb/><p>Nach anderthalb Stunden trafen ſie den<lb/>
Hauptmann auf einem Spatzierritt an. <hirendition="#fr">Kron-<lb/>
helm</hi> trug ihm ſogleich ſeine Bitte wegen <hirendition="#fr">Hanns</hi><lb/>
vor. Jch habe den Kerl dort angetroffen, und<lb/>ſein Menſch auch, ſagte der Hauptmann. Sie<lb/>
fiel mir gleich zu Fuͤſſen, und bat, daß ſie mit in<lb/>
Krieg duͤrfte. Jch verſprach ihr nichts Gewiſſes,<lb/>
denn man ſieht die Weibsleute im Feld nicht gern;<lb/>ſie hindern nur auf dem Marſch. Aber zuweilen<lb/>
macht man wol eine Ausnahme; und weil Sie auch<lb/>
fuͤr den Kerl bitten, und er ſchoͤn und groß iſt, ſo will<lb/>
ichs ſo mit hingehen laſſen. Wenn ich einmal<lb/>
auf Jhr Schloß komme, ſo beding’ ich mir eine<lb/>
Bouteille Burgunder dafuͤr aus. Herzlich gerne,<lb/>ſagte <hirendition="#fr">Kronhelm,</hi> und nahm von dem Hauptmann<lb/>
Abſchied. — Er war nun recht froh, daß er et-<lb/>
was zur Vereinigung dieſer beyden Leute mit bey-<lb/>
getragen hatte, und dachte nun mit deſto groͤſſerm<lb/>
Vergnuͤgen, aber auch mit groͤßrer Wehmuth an<lb/>ſeine <hirendition="#fr">Thereſe</hi>. <hirendition="#fr">Siegwart</hi> mußte ihm tauſenderley<lb/>
kleine Geſchichten von <hirendition="#fr">Thereſens</hi> Kindheit erzaͤh-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[435/0015]
und der Kerl iſt groß; denen ſieht man ſchon nach,
wenn ſie Weiber haben; ſie gehen dann auch
weniger durch. —
Nach anderthalb Stunden trafen ſie den
Hauptmann auf einem Spatzierritt an. Kron-
helm trug ihm ſogleich ſeine Bitte wegen Hanns
vor. Jch habe den Kerl dort angetroffen, und
ſein Menſch auch, ſagte der Hauptmann. Sie
fiel mir gleich zu Fuͤſſen, und bat, daß ſie mit in
Krieg duͤrfte. Jch verſprach ihr nichts Gewiſſes,
denn man ſieht die Weibsleute im Feld nicht gern;
ſie hindern nur auf dem Marſch. Aber zuweilen
macht man wol eine Ausnahme; und weil Sie auch
fuͤr den Kerl bitten, und er ſchoͤn und groß iſt, ſo will
ichs ſo mit hingehen laſſen. Wenn ich einmal
auf Jhr Schloß komme, ſo beding’ ich mir eine
Bouteille Burgunder dafuͤr aus. Herzlich gerne,
ſagte Kronhelm, und nahm von dem Hauptmann
Abſchied. — Er war nun recht froh, daß er et-
was zur Vereinigung dieſer beyden Leute mit bey-
getragen hatte, und dachte nun mit deſto groͤſſerm
Vergnuͤgen, aber auch mit groͤßrer Wehmuth an
ſeine Thereſe. Siegwart mußte ihm tauſenderley
kleine Geſchichten von Thereſens Kindheit erzaͤh-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/15>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.