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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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gung schon gewiß. Es sey blos um des Ceremo-
niels willen. -- Sie sassen da bis in die Dämme-
rung, und trafen Karolinen mit ihrer Tante an
einem Nosenstrauch sitzend an, der seine Düfte um
sie her verbreitete. Es kam unsern Siegwart
schwer an, schon zu gehen, ob er gleich verspre-
chen muste, morgen wieder zu kommen. Auf dem
Wege nach der Stadt sann er hin und her, wie
er ein Mittel aussündig machte, nicht immer in der
schönsten Zeit weggehn zu dürfen. Endlich beschloß
er, auf dem benachbarten Dorf einen Bauren zu
suchen, in dessen Haus er übernachten könnte.
Den Ring von Marianen drehte er immer am
Finger hin und her; besah und küßte ihn alle Au-
genblicke. Seine Seele war ausserordentlich ent-
wölkt, und ruhig; die Zukunft lag wie ein Früh-
lingsgefild vor ihm da; seine Phantasie zauberte
sich und Marianen und alles Angenehme hin-
ein.

Den andern Tag gieng er schon um zwey Uhr
wieder hinaus, in der Absicht, auf das Dorf zu
gehn, und sich einen Aufenthalt aufzusuchen. Un-
terwegs traf er einen Bauren an, der eben auf
das Dorf zugieng. Siegwart redete ihn an, frag-

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gung ſchon gewiß. Es ſey blos um des Ceremo-
niels willen. — Sie ſaſſen da bis in die Daͤmme-
rung, und trafen Karolinen mit ihrer Tante an
einem Noſenſtrauch ſitzend an, der ſeine Duͤfte um
ſie her verbreitete. Es kam unſern Siegwart
ſchwer an, ſchon zu gehen, ob er gleich verſpre-
chen muſte, morgen wieder zu kommen. Auf dem
Wege nach der Stadt ſann er hin und her, wie
er ein Mittel ausſuͤndig machte, nicht immer in der
ſchoͤnſten Zeit weggehn zu duͤrfen. Endlich beſchloß
er, auf dem benachbarten Dorf einen Bauren zu
ſuchen, in deſſen Haus er uͤbernachten koͤnnte.
Den Ring von Marianen drehte er immer am
Finger hin und her; beſah und kuͤßte ihn alle Au-
genblicke. Seine Seele war auſſerordentlich ent-
woͤlkt, und ruhig; die Zukunft lag wie ein Fruͤh-
lingsgefild vor ihm da; ſeine Phantaſie zauberte
ſich und Marianen und alles Angenehme hin-
ein.

Den andern Tag gieng er ſchon um zwey Uhr
wieder hinaus, in der Abſicht, auf das Dorf zu
gehn, und ſich einen Aufenthalt aufzuſuchen. Un-
terwegs traf er einen Bauren an, der eben auf
das Dorf zugieng. Siegwart redete ihn an, frag-

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[841/0421] gung ſchon gewiß. Es ſey blos um des Ceremo- niels willen. — Sie ſaſſen da bis in die Daͤmme- rung, und trafen Karolinen mit ihrer Tante an einem Noſenſtrauch ſitzend an, der ſeine Duͤfte um ſie her verbreitete. Es kam unſern Siegwart ſchwer an, ſchon zu gehen, ob er gleich verſpre- chen muſte, morgen wieder zu kommen. Auf dem Wege nach der Stadt ſann er hin und her, wie er ein Mittel ausſuͤndig machte, nicht immer in der ſchoͤnſten Zeit weggehn zu duͤrfen. Endlich beſchloß er, auf dem benachbarten Dorf einen Bauren zu ſuchen, in deſſen Haus er uͤbernachten koͤnnte. Den Ring von Marianen drehte er immer am Finger hin und her; beſah und kuͤßte ihn alle Au- genblicke. Seine Seele war auſſerordentlich ent- woͤlkt, und ruhig; die Zukunft lag wie ein Fruͤh- lingsgefild vor ihm da; ſeine Phantaſie zauberte ſich und Marianen und alles Angenehme hin- ein. Den andern Tag gieng er ſchon um zwey Uhr wieder hinaus, in der Abſicht, auf das Dorf zu gehn, und ſich einen Aufenthalt aufzuſuchen. Un- terwegs traf er einen Bauren an, der eben auf das Dorf zugieng. Siegwart redete ihn an, frag- H h h

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/421>, abgerufen am 22.11.2024.