Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. 55Die sie umhüllen; und weihe sie dir; damit ich, gereinigt,Dinge seh, und erzehle, der Sterblichen Augen unsichtbar! Und der allmächtige Vater wandt itzo vom stralenden Throne, (Wo er im reinesten Empyreum hoch über den Himmeln, Ueber alle Hoheit erhöht sitzt; die Augen hernieder, 60Seine Werk', und ihre, mit Einem Blick zu beschauen [Spaltenumbruch] f). Um ihn her standen die Heilgen des Himmels, so dicht als die Sterne, Und genossen von ihm und seinem göttlichen Anschaun Wonn' ohn' Ende. Sein einziger Sohn, als seiner Ehre Stralendes Ebenbild g), saß ihm zur Rechten; Er sah auf der Erde 65Unsre beyden Stammeltern erst, die einzigen Zwey noch Von dem Menschengeschlecht; in jenem glücklichen Garten, Wo sie unsterbliche Früchte von Lieb' und von Freuden genossen; Ununterbrochne Freuden, und unbeneidete Liebe, Jn glückseeliger Einsamkeit. Dann sah er die Hölle, 70Und den Golfo dazwischen; sah, wie dort Satan des Himmels Mauren von dieser Seite der Nacht bestrich, in der hohen Dunkeln Luft; und bereit itzt war mit ermüdeten Schwingen, Und mit willigen Füßen sich auf der unfruchtbaren Seite Dieser f) Das ist, die Werke seiner eignen Werke, die Verrichtungen seiner eignen Geschöpfe, der Engel, Menschen, Teu- fel. N. g) Nach Paulus Hebr. I. 3. Durch
den Sohn -- welcher ist der Glanz seiner Herrlichkeit, und das Eben- [Spaltenumbruch] bild seines Wesens -- und sich gesetzt hat zu der Rechten der Majestät in der Höhe. Einsichts- volle Sprachverständige wollen die vorhergehende Beschreibung Gottes mit des Taßo seiner vergleichen, Cant. 9. St. 55. 56. 57. Hume. Das verlohrne Paradies. 55Die ſie umhuͤllen; und weihe ſie dir; damit ich, gereinigt,Dinge ſeh, und erzehle, der Sterblichen Augen unſichtbar! Und der allmaͤchtige Vater wandt itzo vom ſtralenden Throne, (Wo er im reineſten Empyreum hoch uͤber den Himmeln, Ueber alle Hoheit erhoͤht ſitzt; die Augen hernieder, 60Seine Werk’, und ihre, mit Einem Blick zu beſchauen [Spaltenumbruch] f). Um ihn her ſtanden die Heilgen des Himmels, ſo dicht als die Sterne, Und genoſſen von ihm und ſeinem goͤttlichen Anſchaun Wonn’ ohn’ Ende. Sein einziger Sohn, als ſeiner Ehre Stralendes Ebenbild g), ſaß ihm zur Rechten; Er ſah auf der Erde 65Unſre beyden Stammeltern erſt, die einzigen Zwey noch Von dem Menſchengeſchlecht; in jenem gluͤcklichen Garten, Wo ſie unſterbliche Fruͤchte von Lieb’ und von Freuden genoſſen; Ununterbrochne Freuden, und unbeneidete Liebe, Jn gluͤckſeeliger Einſamkeit. Dann ſah er die Hoͤlle, 70Und den Golfo dazwiſchen; ſah, wie dort Satan des Himmels Mauren von dieſer Seite der Nacht beſtrich, in der hohen Dunkeln Luft; und bereit itzt war mit ermuͤdeten Schwingen, Und mit willigen Fuͤßen ſich auf der unfruchtbaren Seite Dieſer f) Das iſt, die Werke ſeiner eignen Werke, die Verrichtungen ſeiner eignen Geſchoͤpfe, der Engel, Menſchen, Teu- fel. N. g) Nach Paulus Hebr. I. 3. Durch
den Sohn — welcher iſt der Glanz ſeiner Herrlichkeit, und das Eben- [Spaltenumbruch] bild ſeines Weſens — und ſich geſetzt hat zu der Rechten der Majeſtät in der Höhe. Einſichts- volle Sprachverſtaͤndige wollen die vorhergehende Beſchreibung Gottes mit des Taßo ſeiner vergleichen, Cant. 9. St. 55. 56. 57. Hume. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0120" n="102"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l><note place="left">55</note>Die ſie umhuͤllen; und weihe ſie dir; damit ich, gereinigt,</l><lb/> <l>Dinge ſeh, und erzehle, der Sterblichen Augen unſichtbar!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und der allmaͤchtige Vater wandt itzo vom ſtralenden Throne,</l><lb/> <l>(Wo er im reineſten Empyreum hoch uͤber den Himmeln,</l><lb/> <l>Ueber alle Hoheit erhoͤht ſitzt; die Augen hernieder,</l><lb/> <l><note place="left">60</note>Seine Werk’, und ihre, mit Einem Blick zu beſchauen <cb/> <note place="foot" n="f)">Das iſt, die Werke ſeiner eignen<lb/> Werke, die Verrichtungen ſeiner eignen<lb/> Geſchoͤpfe, der Engel, Menſchen, Teu-<lb/> fel. <hi rendition="#fr">N.</hi></note>.</l><lb/> <l>Um ihn her ſtanden die Heilgen des Himmels, ſo dicht als die Sterne,</l><lb/> <l>Und genoſſen von ihm und ſeinem goͤttlichen Anſchaun</l><lb/> <l>Wonn’ ohn’ Ende. Sein einziger Sohn, als ſeiner Ehre</l><lb/> <l>Stralendes Ebenbild <note place="foot" n="g)">Nach Paulus Hebr. <hi rendition="#aq">I.</hi> 3. <hi rendition="#fr">Durch<lb/> den Sohn — welcher iſt der Glanz<lb/> ſeiner Herrlichkeit, und das Eben-<lb/><cb/> bild ſeines Weſens — und ſich<lb/> geſetzt hat zu der Rechten der<lb/> Majeſtät in der Höhe.</hi> Einſichts-<lb/> volle Sprachverſtaͤndige wollen die<lb/> vorhergehende Beſchreibung Gottes<lb/> mit des Taßo ſeiner vergleichen, <hi rendition="#aq">Cant.<lb/> 9. St.</hi> 55. 56. 57. <hi rendition="#fr">Hume.</hi></note>, ſaß ihm zur Rechten; Er ſah auf der Erde</l><lb/> <l><note place="left">65</note>Unſre beyden Stammeltern erſt, die einzigen Zwey noch</l><lb/> <l>Von dem Menſchengeſchlecht; in jenem gluͤcklichen Garten,</l><lb/> <l>Wo ſie unſterbliche Fruͤchte von Lieb’ und von Freuden genoſſen;</l><lb/> <l>Ununterbrochne Freuden, und unbeneidete Liebe,</l><lb/> <l>Jn gluͤckſeeliger Einſamkeit. Dann ſah er die Hoͤlle,</l><lb/> <l><note place="left">70</note>Und den Golfo dazwiſchen; ſah, wie dort <hi rendition="#fr">Satan</hi> des Himmels</l><lb/> <l>Mauren von dieſer Seite der Nacht beſtrich, in der hohen</l><lb/> <l>Dunkeln Luft; und bereit itzt war mit ermuͤdeten Schwingen,</l><lb/> <l>Und mit willigen Fuͤßen ſich auf der unfruchtbaren Seite</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dieſer</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [102/0120]
Das verlohrne Paradies.
Die ſie umhuͤllen; und weihe ſie dir; damit ich, gereinigt,
Dinge ſeh, und erzehle, der Sterblichen Augen unſichtbar!
Und der allmaͤchtige Vater wandt itzo vom ſtralenden Throne,
(Wo er im reineſten Empyreum hoch uͤber den Himmeln,
Ueber alle Hoheit erhoͤht ſitzt; die Augen hernieder,
Seine Werk’, und ihre, mit Einem Blick zu beſchauen
f).
Um ihn her ſtanden die Heilgen des Himmels, ſo dicht als die Sterne,
Und genoſſen von ihm und ſeinem goͤttlichen Anſchaun
Wonn’ ohn’ Ende. Sein einziger Sohn, als ſeiner Ehre
Stralendes Ebenbild g), ſaß ihm zur Rechten; Er ſah auf der Erde
Unſre beyden Stammeltern erſt, die einzigen Zwey noch
Von dem Menſchengeſchlecht; in jenem gluͤcklichen Garten,
Wo ſie unſterbliche Fruͤchte von Lieb’ und von Freuden genoſſen;
Ununterbrochne Freuden, und unbeneidete Liebe,
Jn gluͤckſeeliger Einſamkeit. Dann ſah er die Hoͤlle,
Und den Golfo dazwiſchen; ſah, wie dort Satan des Himmels
Mauren von dieſer Seite der Nacht beſtrich, in der hohen
Dunkeln Luft; und bereit itzt war mit ermuͤdeten Schwingen,
Und mit willigen Fuͤßen ſich auf der unfruchtbaren Seite
Dieſer
f) Das iſt, die Werke ſeiner eignen
Werke, die Verrichtungen ſeiner eignen
Geſchoͤpfe, der Engel, Menſchen, Teu-
fel. N.
g) Nach Paulus Hebr. I. 3. Durch
den Sohn — welcher iſt der Glanz
ſeiner Herrlichkeit, und das Eben-
bild ſeines Weſens — und ſich
geſetzt hat zu der Rechten der
Majeſtät in der Höhe. Einſichts-
volle Sprachverſtaͤndige wollen die
vorhergehende Beſchreibung Gottes
mit des Taßo ſeiner vergleichen, Cant.
9. St. 55. 56. 57. Hume.
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