Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Fünfter Gesang. Bey uns ein Gast zu seyn uns Erdengebohrene würdigt.Eile du also, und alles, was dein gesammleter Vorrath 320Aufbehalten, das bringe hervor; im Ueberfluß bring es, Um den erhabnen himmlischen Fremdling geziemend zu ehren, Und zu empfangen. Wir können gar wohl den himmlischen Gebern Jhre Geschenke zurücke geben, und mittheilen, was uns Selber so reichlich mitgetheilt ist; hier wo die Natur sich 325Stets an fruchtbarem Wachsthum vermehrt, und je mehr sie der Bürde Sich entlediget, fruchtbar wird, und dadurch uns lehret, Daß wir nicht sparen sollen. -- Jhm gab drauf Eva zur Antwort. Adam, geheiligter Theil der Erde, vom Schöpfer begeistert! Hier ist ein kleiner Vorrath genug, wo der reicheste Vorrath 330Alle Jahrszeiten, reif zum Gebrauch, von den Stielen herabhängt; Außer was durch ein häuslichs Verwahren mehr Festigkeit annimmt, Und die überflüßigen Säfte verzehrt. -- Doch ich eile, Und von jeglichem Zweige, von allen Stauden und Pflanzen Will ich die saftigsten Früchte, das auserlesenste, pflücken, 335Unsern englischen Gast zu unterhalten, damit er, Wenn er es sieht, bekenne, daß Gott auch hier auf der Erde Seine Gnaden eben sowohl, als im Himmel, vertheilet. Also sprach sie, und wandte sich um mit ausrichtsamen Blicken, Voll von Wirthschaftsgedanken, die niedlichsten Früchte zu wählen, 340Und in der besten Ordnung die ungleichen Arten Geschmackes Ungeschickt nicht zu vermengen; vielmehr mit der schönsten Verändrung Jm-
Fuͤnfter Geſang. Bey uns ein Gaſt zu ſeyn uns Erdengebohrene wuͤrdigt.Eile du alſo, und alles, was dein geſammleter Vorrath 320Aufbehalten, das bringe hervor; im Ueberfluß bring es, Um den erhabnen himmliſchen Fremdling geziemend zu ehren, Und zu empfangen. Wir koͤnnen gar wohl den himmliſchen Gebern Jhre Geſchenke zuruͤcke geben, und mittheilen, was uns Selber ſo reichlich mitgetheilt iſt; hier wo die Natur ſich 325Stets an fruchtbarem Wachsthum vermehrt, und je mehr ſie der Buͤrde Sich entlediget, fruchtbar wird, und dadurch uns lehret, Daß wir nicht ſparen ſollen. — Jhm gab drauf Eva zur Antwort. Adam, geheiligter Theil der Erde, vom Schoͤpfer begeiſtert! Hier iſt ein kleiner Vorrath genug, wo der reicheſte Vorrath 330Alle Jahrszeiten, reif zum Gebrauch, von den Stielen herabhaͤngt; Außer was durch ein haͤuslichs Verwahren mehr Feſtigkeit annimmt, Und die uͤberfluͤßigen Saͤfte verzehrt. — Doch ich eile, Und von jeglichem Zweige, von allen Stauden und Pflanzen Will ich die ſaftigſten Fruͤchte, das auserleſenſte, pfluͤcken, 335Unſern engliſchen Gaſt zu unterhalten, damit er, Wenn er es ſieht, bekenne, daß Gott auch hier auf der Erde Seine Gnaden eben ſowohl, als im Himmel, vertheilet. Alſo ſprach ſie, und wandte ſich um mit ausrichtſamen Blicken, Voll von Wirthſchaftsgedanken, die niedlichſten Fruͤchte zu waͤhlen, 340Und in der beſten Ordnung die ungleichen Arten Geſchmackes Ungeſchickt nicht zu vermengen; vielmehr mit der ſchoͤnſten Veraͤndrung Jm-
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Fuͤnfter Geſang.
Bey uns ein Gaſt zu ſeyn uns Erdengebohrene wuͤrdigt.
Eile du alſo, und alles, was dein geſammleter Vorrath
Aufbehalten, das bringe hervor; im Ueberfluß bring es,
Um den erhabnen himmliſchen Fremdling geziemend zu ehren,
Und zu empfangen. Wir koͤnnen gar wohl den himmliſchen Gebern
Jhre Geſchenke zuruͤcke geben, und mittheilen, was uns
Selber ſo reichlich mitgetheilt iſt; hier wo die Natur ſich
Stets an fruchtbarem Wachsthum vermehrt, und je mehr ſie der Buͤrde
Sich entlediget, fruchtbar wird, und dadurch uns lehret,
Daß wir nicht ſparen ſollen. — Jhm gab drauf Eva zur Antwort.
Adam, geheiligter Theil der Erde, vom Schoͤpfer begeiſtert!
Hier iſt ein kleiner Vorrath genug, wo der reicheſte Vorrath
Alle Jahrszeiten, reif zum Gebrauch, von den Stielen herabhaͤngt;
Außer was durch ein haͤuslichs Verwahren mehr Feſtigkeit annimmt,
Und die uͤberfluͤßigen Saͤfte verzehrt. — Doch ich eile,
Und von jeglichem Zweige, von allen Stauden und Pflanzen
Will ich die ſaftigſten Fruͤchte, das auserleſenſte, pfluͤcken,
Unſern engliſchen Gaſt zu unterhalten, damit er,
Wenn er es ſieht, bekenne, daß Gott auch hier auf der Erde
Seine Gnaden eben ſowohl, als im Himmel, vertheilet.
Alſo ſprach ſie, und wandte ſich um mit ausrichtſamen Blicken,
Voll von Wirthſchaftsgedanken, die niedlichſten Fruͤchte zu waͤhlen,
Und in der beſten Ordnung die ungleichen Arten Geſchmackes
Ungeſchickt nicht zu vermengen; vielmehr mit der ſchoͤnſten Veraͤndrung
Jm-
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