Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Jmmer Geschmack auf Geschmack zu vergnügen. So eilt sie, und sammeltVon den zartesten Stielen, was immer die Mutter Erde Jn den beyden Jndien giebt, und am Ufer des Pontus [Spaltenumbruch] q), 345An den Punischen Küsten, und da wo Alcinous herrschte; Früchte von allen Arten, in glatten und haarichten Schaalen, Bärtigen Hülsen und Rinden; ein reicher Tribut! Auf der Tafel Häuft sie ihn auf mit unsparsamer Hand. Zum Getränke zerknirscht sie Trauben, einen unschädlichen Most, und Meethe von allen 350Arten von Beeren; und zieht aus süßen gepreßten Kernen Einen lieblichen Rohm; ihr fehlts nicht an reinen Geschirren Um ihn aufzufassen; dann überstreut sie mit Rosen Und mit feinen Geruchen, von Sträuchern gesammelt, den Boden. Seinem göttlichen Gast gieng unser Stammvater itzo 355Voller Ehrfurcht entgegen; von keinem andern Gefolge, Als von seinen eignen Vollkommenheiten, begleitet. Jn ihm allein bestand sein Staat; doch war er viel prächtger, Als der verdrießliche Pomp, der um die Fürsten sich dränget, Wenn der lange Zug von Pferden und güldenen Dienern 360Weit um sie her den Pöbel, der starr sie angafft, verblendet. Adam kam itzt ihm näher, und bückte sich, zwar nicht erschrocken, Aber q) Jn Pontus, einem Theile von
Afrika; und an den Punischen Kü- sten, gleichfalls einem Theil von Afri- ka, und da wo Alcinous herrschte, in einer griechischen Jnsel auf dem Jo- nischen Meere (itzt der Venetianische Meerbusen) die vor Alters Phäacia [Spaltenumbruch] hieß, dann Corcyra, und heutiges Tages Corfu genannt wird, unter der Herr- schast der Republik Venedig. Diese Jnsel ist sehr fruchtbar an Oel, Wein, und den vortrefflichsten Früchten, und Homer hat den Alcinous wegen seiner Gärten sehr berühmt gemacht. Das verlohrne Paradies. Jmmer Geſchmack auf Geſchmack zu vergnuͤgen. So eilt ſie, und ſammeltVon den zarteſten Stielen, was immer die Mutter Erde Jn den beyden Jndien giebt, und am Ufer des Pontus [Spaltenumbruch] q), 345An den Puniſchen Kuͤſten, und da wo Alcinous herrſchte; Fruͤchte von allen Arten, in glatten und haarichten Schaalen, Baͤrtigen Huͤlſen und Rinden; ein reicher Tribut! Auf der Tafel Haͤuft ſie ihn auf mit unſparſamer Hand. Zum Getraͤnke zerknirſcht ſie Trauben, einen unſchaͤdlichen Moſt, und Meethe von allen 350Arten von Beeren; und zieht aus ſuͤßen gepreßten Kernen Einen lieblichen Rohm; ihr fehlts nicht an reinen Geſchirren Um ihn aufzufaſſen; dann uͤberſtreut ſie mit Roſen Und mit feinen Geruchen, von Straͤuchern geſammelt, den Boden. Seinem goͤttlichen Gaſt gieng unſer Stammvater itzo 355Voller Ehrfurcht entgegen; von keinem andern Gefolge, Als von ſeinen eignen Vollkommenheiten, begleitet. Jn ihm allein beſtand ſein Staat; doch war er viel praͤchtger, Als der verdrießliche Pomp, der um die Fuͤrſten ſich draͤnget, Wenn der lange Zug von Pferden und guͤldenen Dienern 360Weit um ſie her den Poͤbel, der ſtarr ſie angafft, verblendet. Adam kam itzt ihm naͤher, und buͤckte ſich, zwar nicht erſchrocken, Aber q) Jn Pontus, einem Theile von
Afrika; und an den Puniſchen Kü- ſten, gleichfalls einem Theil von Afri- ka, und da wo Alcinous herrſchte, in einer griechiſchen Jnſel auf dem Jo- niſchen Meere (itzt der Venetianiſche Meerbuſen) die vor Alters Phaͤacia [Spaltenumbruch] hieß, dann Corcyra, und heutiges Tages Corfu genannt wird, unter der Herr- ſchaſt der Republik Venedig. Dieſe Jnſel iſt ſehr fruchtbar an Oel, Wein, und den vortrefflichſten Fruͤchten, und Homer hat den Alcinous wegen ſeiner Gaͤrten ſehr beruͤhmt gemacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="24"> <pb facs="#f0222" n="200"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Jmmer Geſchmack auf Geſchmack zu vergnuͤgen. So eilt ſie, und ſammelt</l><lb/> <l>Von den zarteſten Stielen, was immer die Mutter Erde</l><lb/> <l>Jn den beyden <hi rendition="#fr">Jndien</hi> giebt, und am Ufer des <hi rendition="#fr">Pontus</hi> <cb/> <note place="foot" n="q)">Jn Pontus, einem Theile von<lb/> Afrika; und <hi rendition="#fr">an den Puniſchen Kü-<lb/> ſten,</hi> gleichfalls einem Theil von Afri-<lb/> ka, und <hi rendition="#fr">da wo Alcinous herrſchte,</hi><lb/> in einer griechiſchen Jnſel auf dem Jo-<lb/> niſchen Meere (itzt der Venetianiſche<lb/> Meerbuſen) die vor Alters Phaͤacia<lb/><cb/> hieß, dann Corcyra, und heutiges Tages<lb/> Corfu genannt wird, unter der Herr-<lb/> ſchaſt der Republik Venedig. Dieſe<lb/> Jnſel iſt ſehr fruchtbar an Oel, Wein,<lb/> und den vortrefflichſten Fruͤchten, und<lb/> Homer hat den Alcinous wegen ſeiner<lb/> Gaͤrten ſehr beruͤhmt gemacht.</note>,</l><lb/> <l><note place="left">345</note>An den <hi rendition="#fr">Puniſchen</hi> Kuͤſten, und da wo <hi rendition="#fr">Alcinous</hi> herrſchte;</l><lb/> <l>Fruͤchte von allen Arten, in glatten und haarichten Schaalen,</l><lb/> <l>Baͤrtigen Huͤlſen und Rinden; ein reicher Tribut! Auf der Tafel</l><lb/> <l>Haͤuft ſie ihn auf mit unſparſamer Hand. Zum Getraͤnke zerknirſcht ſie</l><lb/> <l>Trauben, einen unſchaͤdlichen Moſt, und Meethe von allen</l><lb/> <l><note place="left">350</note>Arten von Beeren; und zieht aus ſuͤßen gepreßten Kernen</l><lb/> <l>Einen lieblichen Rohm; ihr fehlts nicht an reinen Geſchirren</l><lb/> <l>Um ihn aufzufaſſen; dann uͤberſtreut ſie mit Roſen</l><lb/> <l>Und mit feinen Geruchen, von Straͤuchern geſammelt, den Boden.</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Seinem goͤttlichen Gaſt gieng unſer Stammvater itzo</l><lb/> <l><note place="left">355</note>Voller Ehrfurcht entgegen; von keinem andern Gefolge,</l><lb/> <l>Als von ſeinen eignen Vollkommenheiten, begleitet.</l><lb/> <l>Jn ihm allein beſtand ſein Staat; doch war er viel praͤchtger,</l><lb/> <l>Als der verdrießliche Pomp, der um die Fuͤrſten ſich draͤnget,</l><lb/> <l>Wenn der lange Zug von Pferden und guͤldenen Dienern</l><lb/> <l><note place="left">360</note>Weit um ſie her den Poͤbel, der ſtarr ſie angafft, verblendet.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Adam</hi> kam itzt ihm naͤher, und buͤckte ſich, zwar nicht erſchrocken,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [200/0222]
Das verlohrne Paradies.
Jmmer Geſchmack auf Geſchmack zu vergnuͤgen. So eilt ſie, und ſammelt
Von den zarteſten Stielen, was immer die Mutter Erde
Jn den beyden Jndien giebt, und am Ufer des Pontus
q),
An den Puniſchen Kuͤſten, und da wo Alcinous herrſchte;
Fruͤchte von allen Arten, in glatten und haarichten Schaalen,
Baͤrtigen Huͤlſen und Rinden; ein reicher Tribut! Auf der Tafel
Haͤuft ſie ihn auf mit unſparſamer Hand. Zum Getraͤnke zerknirſcht ſie
Trauben, einen unſchaͤdlichen Moſt, und Meethe von allen
Arten von Beeren; und zieht aus ſuͤßen gepreßten Kernen
Einen lieblichen Rohm; ihr fehlts nicht an reinen Geſchirren
Um ihn aufzufaſſen; dann uͤberſtreut ſie mit Roſen
Und mit feinen Geruchen, von Straͤuchern geſammelt, den Boden.
Seinem goͤttlichen Gaſt gieng unſer Stammvater itzo
Voller Ehrfurcht entgegen; von keinem andern Gefolge,
Als von ſeinen eignen Vollkommenheiten, begleitet.
Jn ihm allein beſtand ſein Staat; doch war er viel praͤchtger,
Als der verdrießliche Pomp, der um die Fuͤrſten ſich draͤnget,
Wenn der lange Zug von Pferden und guͤldenen Dienern
Weit um ſie her den Poͤbel, der ſtarr ſie angafft, verblendet.
Adam kam itzt ihm naͤher, und buͤckte ſich, zwar nicht erſchrocken,
Aber
q) Jn Pontus, einem Theile von
Afrika; und an den Puniſchen Kü-
ſten, gleichfalls einem Theil von Afri-
ka, und da wo Alcinous herrſchte,
in einer griechiſchen Jnſel auf dem Jo-
niſchen Meere (itzt der Venetianiſche
Meerbuſen) die vor Alters Phaͤacia
hieß, dann Corcyra, und heutiges Tages
Corfu genannt wird, unter der Herr-
ſchaſt der Republik Venedig. Dieſe
Jnſel iſt ſehr fruchtbar an Oel, Wein,
und den vortrefflichſten Fruͤchten, und
Homer hat den Alcinous wegen ſeiner
Gaͤrten ſehr beruͤhmt gemacht.
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