Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfter Gesang.
395Und drauf sprach der Erste der Menschen: Laß, himmlischer Fremder,
Dir von diesen Gaben bey uns zu kosten gefallen;
Sie hat unser Ernährer, der mit dem vollkommensten Guten
Ohne Maaß uns beschüttet, für uns zur Lust und zur Nahrung
Hier der wohlthätigen Erde hervorzubringen befohlen.
400Unschmackhafte Nahrung vielleicht für ge[i]stge Naturen,
Doch dies weis ich, uns allen giebt sie Ein himmlischer Vater.

Jhm versetzte der Engel: Weil Er, dem Lob und dem Ehre
E[w]ig gesungen werde, dem theils auch geistigen Menschen
Alles dieses geschenkt; so kann es den reinesten Ge[i]stern
405Nicht zu ganz widriger Nahrung dienen. Gehörige Nahrung
Brauchen sowohl die geistigen Wesen, als euer vernünftges.
Beyde besitzen in sich die niedrern Vermögen der Sinne,
Durch die sie hören, sehn, und riechen, und fühlen, und schmecken;
Was sie schmecken, verzehren, und alles, was körperlich, wieder
410Jn unkörperlichs in sich verwandeln. Denn alles Erschaffne,
Adam, hat nöthig, genähret und unterhalten zu werden.
Unter den Elementen gewähren die gröbern den reinern
Nahrung; die Erde der See; die See der Luft; und die Erde
Und die Luft, den himmlischen Feuern; zuerst dem Monden,
415Als der niedrigsten Kugel; daher entstehn ihm die Flecken
Auf dem runden Gesicht; noch nicht gereinigte Dünste,
Die er noch nicht in sein Wesen verwandelt. Aus wäßrichten Ländern
Dünstet der Mond selbst Nahrung aus für höhere Kugeln.
Selber die Sonne, die alles mit Lichte versorget, empfänget
Jhre
C c 2

Fuͤnfter Geſang.
395Und drauf ſprach der Erſte der Menſchen: Laß, himmliſcher Fremder,
Dir von dieſen Gaben bey uns zu koſten gefallen;
Sie hat unſer Ernaͤhrer, der mit dem vollkommenſten Guten
Ohne Maaß uns beſchuͤttet, fuͤr uns zur Luſt und zur Nahrung
Hier der wohlthaͤtigen Erde hervorzubringen befohlen.
400Unſchmackhafte Nahrung vielleicht fuͤr ge[i]ſtge Naturen,
Doch dies weis ich, uns allen giebt ſie Ein himmliſcher Vater.

Jhm verſetzte der Engel: Weil Er, dem Lob und dem Ehre
E[w]ig geſungen werde, dem theils auch geiſtigen Menſchen
Alles dieſes geſchenkt; ſo kann es den reineſten Ge[i]ſtern
405Nicht zu ganz widriger Nahrung dienen. Gehoͤrige Nahrung
Brauchen ſowohl die geiſtigen Weſen, als euer vernuͤnftges.
Beyde beſitzen in ſich die niedrern Vermoͤgen der Sinne,
Durch die ſie hoͤren, ſehn, und riechen, und fuͤhlen, und ſchmecken;
Was ſie ſchmecken, verzehren, und alles, was koͤrperlich, wieder
410Jn unkoͤrperlichs in ſich verwandeln. Denn alles Erſchaffne,
Adam, hat noͤthig, genaͤhret und unterhalten zu werden.
Unter den Elementen gewaͤhren die groͤbern den reinern
Nahrung; die Erde der See; die See der Luft; und die Erde
Und die Luft, den himmliſchen Feuern; zuerſt dem Monden,
415Als der niedrigſten Kugel; daher entſtehn ihm die Flecken
Auf dem runden Geſicht; noch nicht gereinigte Duͤnſte,
Die er noch nicht in ſein Weſen verwandelt. Aus waͤßrichten Laͤndern
Duͤnſtet der Mond ſelbſt Nahrung aus fuͤr hoͤhere Kugeln.
Selber die Sonne, die alles mit Lichte verſorget, empfaͤnget
Jhre
C c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="29">
            <pb facs="#f0225" n="203"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <l><note place="left">395</note>Und drauf &#x017F;prach der Er&#x017F;te der Men&#x017F;chen: Laß, himmli&#x017F;cher Fremder,</l><lb/>
            <l>Dir von die&#x017F;en Gaben bey uns zu ko&#x017F;ten gefallen;</l><lb/>
            <l>Sie hat un&#x017F;er Erna&#x0364;hrer, der mit dem vollkommen&#x017F;ten Guten</l><lb/>
            <l>Ohne Maaß uns be&#x017F;chu&#x0364;ttet, fu&#x0364;r uns zur Lu&#x017F;t und zur Nahrung</l><lb/>
            <l>Hier der wohltha&#x0364;tigen Erde hervorzubringen befohlen.</l><lb/>
            <l><note place="left">400</note>Un&#x017F;chmackhafte Nahrung vielleicht fu&#x0364;r ge<supplied>i</supplied>&#x017F;tge Naturen,</l><lb/>
            <l>Doch dies weis ich, uns allen giebt &#x017F;ie Ein himmli&#x017F;cher Vater.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>Jhm ver&#x017F;etzte der Engel: Weil Er, dem Lob und dem Ehre</l><lb/>
            <l>E<supplied>w</supplied>ig ge&#x017F;ungen werde, dem theils auch gei&#x017F;tigen Men&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>Alles die&#x017F;es ge&#x017F;chenkt; &#x017F;o kann es den reine&#x017F;ten Ge<supplied>i</supplied>&#x017F;tern</l><lb/>
            <l><note place="left">405</note>Nicht zu ganz widriger Nahrung dienen. Geho&#x0364;rige Nahrung</l><lb/>
            <l>Brauchen &#x017F;owohl die gei&#x017F;tigen We&#x017F;en, als euer vernu&#x0364;nftges.</l><lb/>
            <l>Beyde be&#x017F;itzen in &#x017F;ich die niedrern Vermo&#x0364;gen der Sinne,</l><lb/>
            <l>Durch die &#x017F;ie ho&#x0364;ren, &#x017F;ehn, und riechen, und fu&#x0364;hlen, und &#x017F;chmecken;</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;ie &#x017F;chmecken, verzehren, und alles, was ko&#x0364;rperlich, wieder</l><lb/>
            <l><note place="left">410</note>Jn unko&#x0364;rperlichs in &#x017F;ich verwandeln. Denn alles Er&#x017F;chaffne,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Adam,</hi> hat no&#x0364;thig, gena&#x0364;hret und unterhalten zu werden.</l><lb/>
            <l>Unter den Elementen gewa&#x0364;hren die gro&#x0364;bern den reinern</l><lb/>
            <l>Nahrung; die Erde der See; die See der Luft; und die Erde</l><lb/>
            <l>Und die Luft, den himmli&#x017F;chen Feuern; zuer&#x017F;t dem Monden,</l><lb/>
            <l><note place="left">415</note>Als der niedrig&#x017F;ten Kugel; daher ent&#x017F;tehn ihm die Flecken</l><lb/>
            <l>Auf dem runden Ge&#x017F;icht; noch nicht gereinigte Du&#x0364;n&#x017F;te,</l><lb/>
            <l>Die er noch nicht in &#x017F;ein We&#x017F;en verwandelt. Aus wa&#x0364;ßrichten La&#x0364;ndern</l><lb/>
            <l>Du&#x0364;n&#x017F;tet der Mond &#x017F;elb&#x017F;t Nahrung aus fu&#x0364;r ho&#x0364;here Kugeln.</l><lb/>
            <l>Selber die Sonne, die alles mit Lichte ver&#x017F;orget, empfa&#x0364;nget</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Jhre</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0225] Fuͤnfter Geſang. Und drauf ſprach der Erſte der Menſchen: Laß, himmliſcher Fremder, Dir von dieſen Gaben bey uns zu koſten gefallen; Sie hat unſer Ernaͤhrer, der mit dem vollkommenſten Guten Ohne Maaß uns beſchuͤttet, fuͤr uns zur Luſt und zur Nahrung Hier der wohlthaͤtigen Erde hervorzubringen befohlen. Unſchmackhafte Nahrung vielleicht fuͤr geiſtge Naturen, Doch dies weis ich, uns allen giebt ſie Ein himmliſcher Vater. Jhm verſetzte der Engel: Weil Er, dem Lob und dem Ehre Ewig geſungen werde, dem theils auch geiſtigen Menſchen Alles dieſes geſchenkt; ſo kann es den reineſten Geiſtern Nicht zu ganz widriger Nahrung dienen. Gehoͤrige Nahrung Brauchen ſowohl die geiſtigen Weſen, als euer vernuͤnftges. Beyde beſitzen in ſich die niedrern Vermoͤgen der Sinne, Durch die ſie hoͤren, ſehn, und riechen, und fuͤhlen, und ſchmecken; Was ſie ſchmecken, verzehren, und alles, was koͤrperlich, wieder Jn unkoͤrperlichs in ſich verwandeln. Denn alles Erſchaffne, Adam, hat noͤthig, genaͤhret und unterhalten zu werden. Unter den Elementen gewaͤhren die groͤbern den reinern Nahrung; die Erde der See; die See der Luft; und die Erde Und die Luft, den himmliſchen Feuern; zuerſt dem Monden, Als der niedrigſten Kugel; daher entſtehn ihm die Flecken Auf dem runden Geſicht; noch nicht gereinigte Duͤnſte, Die er noch nicht in ſein Weſen verwandelt. Aus waͤßrichten Laͤndern Duͤnſtet der Mond ſelbſt Nahrung aus fuͤr hoͤhere Kugeln. Selber die Sonne, die alles mit Lichte verſorget, empfaͤnget Jhre C c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/225
Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/225>, abgerufen am 29.04.2024.