Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Sechster Gesang. Diesen gewaltigen Krieg im Himmel geendigt zu haben,665Dein sey, weil niemand, als du, ihn enden kann. Solche Stärke Hab ich in dich gelegt, mit solcher unendlichen Gnade Dich überschüttet, daß alles im Himmel so wohl als der Hölle Deine göttliche Kraft erkenn'; und hab ich so lange Diesen scheußlichen Zwiespalt verhängt, daß offenbar werde, 670Wie du am würdigsten seyst, von allen Dingen der Erbe, Erb, und König zu seyn, durch meine heilige Salbung, Dein erworbnes gebührendes Recht. Du Mächtigster, geh denn x)! Du in deines Vaters Allmacht der mächtigste, geh du, Schwing dich auf meinen Wagen, und fahr auf den reißenden Rädern, 675Welchen die Festen des Himmels erschüttern. Nimm alles mein Kriegszeug, Meinen Bogen und Donner; zeuch an die Waffen der Allmacht; Gürte mein rächendes Schwerdt an deine mächtige Seite, Und verfolge der Finsterniß Söhne durch alle Himmel; Treib sie hinaus aus der Seligkeit Sitz in die äußerste Tiefe, 680Und daselbst laß sie lernen im Orte der ewigen Quaalen, Die sie verdienet, Gott, und seinen Gesalbten verachten. Also sprach er, und leuchtete sanft mit geraden Stralen Auf den ewigen Sohn; der fieng im göttlichen Antlitz Seinen Vater ganz ausgedrückt auf, unaussprechlich; worauf ihm 685Also mit tiefem Gehorsam die Gottheit drs Sohnes erwiedert: Ober- x) Nach Ps. XLV. 3. 4. Gürte dein Schwerdt an deine Seite, du Held, etc. K k
Sechſter Geſang. Dieſen gewaltigen Krieg im Himmel geendigt zu haben,665Dein ſey, weil niemand, als du, ihn enden kann. Solche Staͤrke Hab ich in dich gelegt, mit ſolcher unendlichen Gnade Dich uͤberſchuͤttet, daß alles im Himmel ſo wohl als der Hoͤlle Deine goͤttliche Kraft erkenn’; und hab ich ſo lange Dieſen ſcheußlichen Zwieſpalt verhaͤngt, daß offenbar werde, 670Wie du am wuͤrdigſten ſeyſt, von allen Dingen der Erbe, Erb, und Koͤnig zu ſeyn, durch meine heilige Salbung, Dein erworbnes gebuͤhrendes Recht. Du Maͤchtigſter, geh denn x)! Du in deines Vaters Allmacht der maͤchtigſte, geh du, Schwing dich auf meinen Wagen, und fahr auf den reißenden Raͤdern, 675Welchen die Feſten des Himmels erſchuͤttern. Nimm alles mein Kriegszeug, Meinen Bogen und Donner; zeuch an die Waffen der Allmacht; Guͤrte mein raͤchendes Schwerdt an deine maͤchtige Seite, Und verfolge der Finſterniß Soͤhne durch alle Himmel; Treib ſie hinaus aus der Seligkeit Sitz in die aͤußerſte Tiefe, 680Und daſelbſt laß ſie lernen im Orte der ewigen Quaalen, Die ſie verdienet, Gott, und ſeinen Geſalbten verachten. Alſo ſprach er, und leuchtete ſanft mit geraden Stralen Auf den ewigen Sohn; der fieng im goͤttlichen Antlitz Seinen Vater ganz ausgedruͤckt auf, unausſprechlich; worauf ihm 685Alſo mit tiefem Gehorſam die Gottheit drs Sohnes erwiedert: Ober- x) Nach Pſ. XLV. 3. 4. Gürte dein Schwerdt an deine Seite, du Held, ꝛc. K k
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Sechſter Geſang.
Dieſen gewaltigen Krieg im Himmel geendigt zu haben,
Dein ſey, weil niemand, als du, ihn enden kann. Solche Staͤrke
Hab ich in dich gelegt, mit ſolcher unendlichen Gnade
Dich uͤberſchuͤttet, daß alles im Himmel ſo wohl als der Hoͤlle
Deine goͤttliche Kraft erkenn’; und hab ich ſo lange
Dieſen ſcheußlichen Zwieſpalt verhaͤngt, daß offenbar werde,
Wie du am wuͤrdigſten ſeyſt, von allen Dingen der Erbe,
Erb, und Koͤnig zu ſeyn, durch meine heilige Salbung,
Dein erworbnes gebuͤhrendes Recht. Du Maͤchtigſter, geh denn x)!
Du in deines Vaters Allmacht der maͤchtigſte, geh du,
Schwing dich auf meinen Wagen, und fahr auf den reißenden Raͤdern,
Welchen die Feſten des Himmels erſchuͤttern. Nimm alles mein Kriegszeug,
Meinen Bogen und Donner; zeuch an die Waffen der Allmacht;
Guͤrte mein raͤchendes Schwerdt an deine maͤchtige Seite,
Und verfolge der Finſterniß Soͤhne durch alle Himmel;
Treib ſie hinaus aus der Seligkeit Sitz in die aͤußerſte Tiefe,
Und daſelbſt laß ſie lernen im Orte der ewigen Quaalen,
Die ſie verdienet, Gott, und ſeinen Geſalbten verachten.
Alſo ſprach er, und leuchtete ſanft mit geraden Stralen
Auf den ewigen Sohn; der fieng im goͤttlichen Antlitz
Seinen Vater ganz ausgedruͤckt auf, unausſprechlich; worauf ihm
Alſo mit tiefem Gehorſam die Gottheit drs Sohnes erwiedert:
Ober-
x) Nach Pſ. XLV. 3. 4. Gürte dein Schwerdt an deine Seite, du
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