Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Und entsetzlichen Funken, umflossen ihn rundum. So zog er,Von zehntausendmal tausend der Heiligen Gottes [Spaltenumbruch] a) begleitet, 730Durch die Himmel, und zwanzig tausend der Kriegswagen Gottes, Denn ich hörte die Zahl, umgaben auf jeglicher Seit' ihn. Also fuhr er daher auf der Cherubim stürmischen Flügeln Unter dem hellen krystallnen Himmel, auf Saphir gethronet, Und ward weit in die Ferne gesehn; doch entdeckten die Seinen 735Jhn zuerst; unerwartete Freud' ergriff sie, da itzo Hoch in der Luft das große Panier des Messias, sein Zeichen Jn dem Himmel, von Engeln erhoben weitflammend dahinströmt. Michael zog sich sogleich mit seinen gehorchenden Schaaren Unter seinem Befehl an beyde Flügel. Sie stunden 740Alle durch ihn, ihr mächtiges Haupt, unauflöslich vereinet. Vor ihm her hatte die göttliche Macht den Weg ihm bereitet; Jeder der ausgerissenen Berge begab sich itzt wieder Auf sein Wort zu der ersten Stelle. Sie folgten gehorsam Seiner Stimme. Die Himmel erneuten ihr voriges Antlitz, 745Und nun lächelten Thäler und Hügel mit frischeren Blumen. Dies sahn seine verlassenen Feinde; doch standen sie trotzig Und verhärtet; sie sammeln aufs neu zum rebellischen Treffen Jhre Schaaren, die Thoren! sie schöpften noch einige Hoffnung Aus a) Jud. 14. Siehe der Herr
kommt mit viel tausend Heiligen. Ps. LXVIII. 18. Der Wagen Got- tes ist viel tausendmal tausend. [Spaltenumbruch] Offenb. VII. 4. Und ich hörte die Zahl. Jst Milton nicht die erhaben- sten Stellen seines Gedichts der heili- gen Schrift schuldig. N. Das verlohrne Paradies. Und entſetzlichen Funken, umfloſſen ihn rundum. So zog er,Von zehntauſendmal tauſend der Heiligen Gottes [Spaltenumbruch] a) begleitet, 730Durch die Himmel, und zwanzig tauſend der Kriegswagen Gottes, Denn ich hoͤrte die Zahl, umgaben auf jeglicher Seit’ ihn. Alſo fuhr er daher auf der Cherubim ſtuͤrmiſchen Fluͤgeln Unter dem hellen kryſtallnen Himmel, auf Saphir gethronet, Und ward weit in die Ferne geſehn; doch entdeckten die Seinen 735Jhn zuerſt; unerwartete Freud’ ergriff ſie, da itzo Hoch in der Luft das große Panier des Meſſias, ſein Zeichen Jn dem Himmel, von Engeln erhoben weitflammend dahinſtroͤmt. Michael zog ſich ſogleich mit ſeinen gehorchenden Schaaren Unter ſeinem Befehl an beyde Fluͤgel. Sie ſtunden 740Alle durch ihn, ihr maͤchtiges Haupt, unaufloͤslich vereinet. Vor ihm her hatte die goͤttliche Macht den Weg ihm bereitet; Jeder der ausgeriſſenen Berge begab ſich itzt wieder Auf ſein Wort zu der erſten Stelle. Sie folgten gehorſam Seiner Stimme. Die Himmel erneuten ihr voriges Antlitz, 745Und nun laͤchelten Thaͤler und Huͤgel mit friſcheren Blumen. Dies ſahn ſeine verlaſſenen Feinde; doch ſtanden ſie trotzig Und verhaͤrtet; ſie ſammeln aufs neu zum rebelliſchen Treffen Jhre Schaaren, die Thoren! ſie ſchoͤpften noch einige Hoffnung Aus a) Jud. 14. Siehe der Herr
kommt mit viel tauſend Heiligen. Pſ. LXVIII. 18. Der Wagen Got- tes iſt viel tauſendmal tauſend. [Spaltenumbruch] Offenb. VII. 4. Und ich hörte die Zahl. Jſt Milton nicht die erhaben- ſten Stellen ſeines Gedichts der heili- gen Schrift ſchuldig. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="31"> <pb facs="#f0284" n="260"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Und entſetzlichen Funken, umfloſſen ihn rundum. So zog er,</l><lb/> <l>Von zehntauſendmal tauſend der Heiligen Gottes <cb/> <note place="foot" n="a)">Jud. 14. <hi rendition="#fr">Siehe der Herr<lb/> kommt mit viel tauſend Heiligen.</hi><lb/> Pſ. <hi rendition="#aq">LXVIII.</hi> 18. <hi rendition="#fr">Der Wagen Got-<lb/> tes iſt viel tauſendmal tauſend.</hi><lb/><cb/> Offenb. <hi rendition="#aq">VII.</hi> 4. <hi rendition="#fr">Und ich hörte die<lb/> Zahl.</hi> Jſt Milton nicht die erhaben-<lb/> ſten Stellen ſeines Gedichts der heili-<lb/> gen Schrift ſchuldig. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">N.</hi></hi></note> begleitet,</l><lb/> <l><note place="left">730</note>Durch die Himmel, und zwanzig tauſend der Kriegswagen Gottes,</l><lb/> <l>Denn ich hoͤrte die Zahl, umgaben auf jeglicher Seit’ ihn.</l><lb/> <l>Alſo fuhr er daher auf der Cherubim ſtuͤrmiſchen Fluͤgeln</l><lb/> <l>Unter dem hellen kryſtallnen Himmel, auf Saphir gethronet,</l><lb/> <l>Und ward weit in die Ferne geſehn; doch entdeckten die Seinen</l><lb/> <l><note place="left">735</note>Jhn zuerſt; unerwartete Freud’ ergriff ſie, da itzo</l><lb/> <l>Hoch in der Luft das große Panier des Meſſias, ſein Zeichen</l><lb/> <l>Jn dem Himmel, von Engeln erhoben weitflammend dahinſtroͤmt.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Michael</hi> zog ſich ſogleich mit ſeinen gehorchenden Schaaren</l><lb/> <l>Unter ſeinem Befehl an beyde Fluͤgel. Sie ſtunden</l><lb/> <l><note place="left">740</note>Alle durch ihn, ihr maͤchtiges Haupt, unaufloͤslich vereinet.</l><lb/> <l>Vor ihm her hatte die goͤttliche Macht den Weg ihm bereitet;</l><lb/> <l>Jeder der ausgeriſſenen Berge begab ſich itzt wieder</l><lb/> <l>Auf ſein Wort zu der erſten Stelle. Sie folgten gehorſam</l><lb/> <l>Seiner Stimme. Die Himmel erneuten ihr voriges Antlitz,</l><lb/> <l><note place="left">745</note>Und nun laͤchelten Thaͤler und Huͤgel mit friſcheren Blumen.</l> </lg><lb/> <lg n="32"> <l>Dies ſahn ſeine verlaſſenen Feinde; doch ſtanden ſie trotzig</l><lb/> <l>Und verhaͤrtet; ſie ſammeln aufs neu zum rebelliſchen Treffen</l><lb/> <l>Jhre Schaaren, die Thoren! ſie ſchoͤpften noch einige Hoffnung</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [260/0284]
Das verlohrne Paradies.
Und entſetzlichen Funken, umfloſſen ihn rundum. So zog er,
Von zehntauſendmal tauſend der Heiligen Gottes
a) begleitet,
Durch die Himmel, und zwanzig tauſend der Kriegswagen Gottes,
Denn ich hoͤrte die Zahl, umgaben auf jeglicher Seit’ ihn.
Alſo fuhr er daher auf der Cherubim ſtuͤrmiſchen Fluͤgeln
Unter dem hellen kryſtallnen Himmel, auf Saphir gethronet,
Und ward weit in die Ferne geſehn; doch entdeckten die Seinen
Jhn zuerſt; unerwartete Freud’ ergriff ſie, da itzo
Hoch in der Luft das große Panier des Meſſias, ſein Zeichen
Jn dem Himmel, von Engeln erhoben weitflammend dahinſtroͤmt.
Michael zog ſich ſogleich mit ſeinen gehorchenden Schaaren
Unter ſeinem Befehl an beyde Fluͤgel. Sie ſtunden
Alle durch ihn, ihr maͤchtiges Haupt, unaufloͤslich vereinet.
Vor ihm her hatte die goͤttliche Macht den Weg ihm bereitet;
Jeder der ausgeriſſenen Berge begab ſich itzt wieder
Auf ſein Wort zu der erſten Stelle. Sie folgten gehorſam
Seiner Stimme. Die Himmel erneuten ihr voriges Antlitz,
Und nun laͤchelten Thaͤler und Huͤgel mit friſcheren Blumen.
Dies ſahn ſeine verlaſſenen Feinde; doch ſtanden ſie trotzig
Und verhaͤrtet; ſie ſammeln aufs neu zum rebelliſchen Treffen
Jhre Schaaren, die Thoren! ſie ſchoͤpften noch einige Hoffnung
Aus
a) Jud. 14. Siehe der Herr
kommt mit viel tauſend Heiligen.
Pſ. LXVIII. 18. Der Wagen Got-
tes iſt viel tauſendmal tauſend.
Offenb. VII. 4. Und ich hörte die
Zahl. Jſt Milton nicht die erhaben-
ſten Stellen ſeines Gedichts der heili-
gen Schrift ſchuldig. N.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |