Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Nah auf der Ebene waren viel zubereitete Zellen Unterwerts hin mit Adern von flüßigem Feuer durchkreuzet, 695Aus dem See geleitet; in welchem ein anderer Haufen Mit verwundernswürdiger Kunst die Erzklumpen schmelzte; Schied denn jedwede Art von der andern, und schäumte die Schlacken Von dem fließenden Erz. Ein dritter Haufen indessen Hatte den Grund in mancherley Form mit Modellen durchgraben, 700Und aus den siedenden Zellen, durch manche seltsamen Gänge, Alle hohlen Winkel gefüllt. So wie in der Orgel Nur ein einziger Hauch durch verschiedene Reihen von Pfeifen Aus der Windlade bläst. Schnell stieg ein großes Gebäude Aus der Erde hervor, wie ein Nebel, unter dem Schalle 705Lieblicher Symphonien und Stimmen, gebaut wie ein Tempel. Säulen waren umher gesetzt, und Dorische Pfeiler, Ueberdeckt mit goldnen Gesimsen; auch fehlten daran nicht Friesen, oder Karnießen, mit herrlichem Schnitzwerk gezieret, Und die gewölbete Decke war ganz mit Goldblech bezogen. 710Babylon nicht, noch das große Cairo, im größesten Flore, Hat in Pracht dies erreicht, als ihren Göttern, dem Belus, Oder Serapis f), Tempel, und ihren Königen Schlösser Mit der größten Verschwendung sie bauten; und ehemals Assur Mit Aegypten in Pracht und Wollust und Reichthum geeifert. [Spaltenumbruch] Jtzt ramiden haben 36000. Menschen bey- nahe zwanzig Jahr gearbeitet. Nach dem Diodor. Sic. L. I. und Plin. L, 36. c. 12. N. f) Belus, der Sohn Nimrods,
der zweyte König von Babylon, und [Spaltenumbruch] der erste Mensch, welcher als ein Gott verehret worden. Er ward von den Chaldäern Bel, von den Phöniciern Baal genannt. Serapis ist mit dem Aegyptischen Gott Apis einer- ley. Hume. Das verlohrne Paradies. Nah auf der Ebene waren viel zubereitete Zellen Unterwerts hin mit Adern von fluͤßigem Feuer durchkreuzet, 695Aus dem See geleitet; in welchem ein anderer Haufen Mit verwundernswuͤrdiger Kunſt die Erzklumpen ſchmelzte; Schied denn jedwede Art von der andern, und ſchaͤumte die Schlacken Von dem fließenden Erz. Ein dritter Haufen indeſſen Hatte den Grund in mancherley Form mit Modellen durchgraben, 700Und aus den ſiedenden Zellen, durch manche ſeltſamen Gaͤnge, Alle hohlen Winkel gefuͤllt. So wie in der Orgel Nur ein einziger Hauch durch verſchiedene Reihen von Pfeifen Aus der Windlade blaͤſt. Schnell ſtieg ein großes Gebaͤude Aus der Erde hervor, wie ein Nebel, unter dem Schalle 705Lieblicher Symphonien und Stimmen, gebaut wie ein Tempel. Saͤulen waren umher geſetzt, und Doriſche Pfeiler, Ueberdeckt mit goldnen Geſimſen; auch fehlten daran nicht Frieſen, oder Karnießen, mit herrlichem Schnitzwerk gezieret, Und die gewoͤlbete Decke war ganz mit Goldblech bezogen. 710Babylon nicht, noch das große Cairo, im groͤßeſten Flore, Hat in Pracht dies erreicht, als ihren Goͤttern, dem Belus, Oder Serapis f), Tempel, und ihren Koͤnigen Schloͤſſer Mit der groͤßten Verſchwendung ſie bauten; und ehemals Aſſur Mit Aegypten in Pracht und Wolluſt und Reichthum geeifert. [Spaltenumbruch] Jtzt ramiden haben 36000. Menſchen bey- nahe zwanzig Jahr gearbeitet. Nach dem Diodor. Sic. L. I. und Plin. L, 36. c. 12. N. f) Belus, der Sohn Nimrods,
der zweyte Koͤnig von Babylon, und [Spaltenumbruch] der erſte Menſch, welcher als ein Gott verehret worden. Er ward von den Chaldaͤern Bel, von den Phoͤniciern Baal genannt. Serapis iſt mit dem Aegyptiſchen Gott Apis einer- ley. Hume. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0052" n="38"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <lg n="20"> <l>Nah auf der Ebene waren viel zubereitete Zellen</l><lb/> <l>Unterwerts hin mit Adern von fluͤßigem Feuer durchkreuzet,</l><lb/> <l><note place="left">695</note>Aus dem See geleitet; in welchem ein anderer Haufen</l><lb/> <l>Mit verwundernswuͤrdiger Kunſt die Erzklumpen ſchmelzte;</l><lb/> <l>Schied denn jedwede Art von der andern, und ſchaͤumte die Schlacken</l><lb/> <l>Von dem fließenden Erz. Ein dritter Haufen indeſſen</l><lb/> <l>Hatte den Grund in mancherley Form mit Modellen durchgraben,</l><lb/> <l><note place="left">700</note>Und aus den ſiedenden Zellen, durch manche ſeltſamen Gaͤnge,</l><lb/> <l>Alle hohlen Winkel gefuͤllt. So wie in der Orgel</l><lb/> <l>Nur ein einziger Hauch durch verſchiedene Reihen von Pfeifen</l><lb/> <l>Aus der Windlade blaͤſt. Schnell ſtieg ein großes Gebaͤude</l><lb/> <l>Aus der Erde hervor, wie ein Nebel, unter dem Schalle</l><lb/> <l><note place="left">705</note>Lieblicher Symphonien und Stimmen, gebaut wie ein Tempel.</l><lb/> <l>Saͤulen waren umher geſetzt, und Doriſche Pfeiler,</l><lb/> <l>Ueberdeckt mit goldnen Geſimſen; auch fehlten daran nicht</l><lb/> <l>Frieſen, oder Karnießen, mit herrlichem Schnitzwerk gezieret,</l><lb/> <l>Und die gewoͤlbete Decke war ganz mit Goldblech bezogen.</l><lb/> <l><note place="left">710</note><hi rendition="#fr">Babylon</hi> nicht, noch das große <hi rendition="#fr">Cairo,</hi> im groͤßeſten Flore,</l><lb/> <l>Hat in Pracht dies erreicht, als ihren Goͤttern, dem <hi rendition="#fr">Belus,</hi></l><lb/> <l>Oder <hi rendition="#fr">Serapis</hi> <note place="foot" n="f)"><hi rendition="#fr">Belus,</hi> der Sohn <hi rendition="#fr">Nimrods,</hi><lb/> der zweyte Koͤnig von <hi rendition="#fr">Babylon,</hi> und<lb/><cb/> der erſte Menſch, welcher als ein Gott<lb/> verehret worden. Er ward von den<lb/> Chaldaͤern <hi rendition="#fr">Bel,</hi> von den Phoͤniciern<lb/><hi rendition="#fr">Baal</hi> genannt. <hi rendition="#fr">Serapis</hi> iſt mit<lb/> dem Aegyptiſchen Gott <hi rendition="#fr">Apis</hi> einer-<lb/> ley. <hi rendition="#fr">Hume.</hi></note>, Tempel, und ihren Koͤnigen Schloͤſſer</l><lb/> <l>Mit der groͤßten Verſchwendung ſie bauten; und ehemals <hi rendition="#fr">Aſſur</hi></l><lb/> <l>Mit <hi rendition="#fr">Aegypten</hi> in Pracht und Wolluſt und Reichthum geeifert.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jtzt</fw><lb/> <cb/> <note xml:id="a04" prev="#a03" place="foot" n="e)">ramiden haben 36000. Menſchen bey-<lb/> nahe zwanzig Jahr gearbeitet. Nach<lb/> dem <hi rendition="#aq">Diodor. Sic. L. I.</hi> und <hi rendition="#aq">Plin. L,<lb/> 36. c.</hi> 12. <hi rendition="#fr">N.</hi></note><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [38/0052]
Das verlohrne Paradies.
Nah auf der Ebene waren viel zubereitete Zellen
Unterwerts hin mit Adern von fluͤßigem Feuer durchkreuzet,
Aus dem See geleitet; in welchem ein anderer Haufen
Mit verwundernswuͤrdiger Kunſt die Erzklumpen ſchmelzte;
Schied denn jedwede Art von der andern, und ſchaͤumte die Schlacken
Von dem fließenden Erz. Ein dritter Haufen indeſſen
Hatte den Grund in mancherley Form mit Modellen durchgraben,
Und aus den ſiedenden Zellen, durch manche ſeltſamen Gaͤnge,
Alle hohlen Winkel gefuͤllt. So wie in der Orgel
Nur ein einziger Hauch durch verſchiedene Reihen von Pfeifen
Aus der Windlade blaͤſt. Schnell ſtieg ein großes Gebaͤude
Aus der Erde hervor, wie ein Nebel, unter dem Schalle
Lieblicher Symphonien und Stimmen, gebaut wie ein Tempel.
Saͤulen waren umher geſetzt, und Doriſche Pfeiler,
Ueberdeckt mit goldnen Geſimſen; auch fehlten daran nicht
Frieſen, oder Karnießen, mit herrlichem Schnitzwerk gezieret,
Und die gewoͤlbete Decke war ganz mit Goldblech bezogen.
Babylon nicht, noch das große Cairo, im groͤßeſten Flore,
Hat in Pracht dies erreicht, als ihren Goͤttern, dem Belus,
Oder Serapis f), Tempel, und ihren Koͤnigen Schloͤſſer
Mit der groͤßten Verſchwendung ſie bauten; und ehemals Aſſur
Mit Aegypten in Pracht und Wolluſt und Reichthum geeifert.
Jtzt
e)
f) Belus, der Sohn Nimrods,
der zweyte Koͤnig von Babylon, und
der erſte Menſch, welcher als ein Gott
verehret worden. Er ward von den
Chaldaͤern Bel, von den Phoͤniciern
Baal genannt. Serapis iſt mit
dem Aegyptiſchen Gott Apis einer-
ley. Hume.
e) ramiden haben 36000. Menſchen bey-
nahe zwanzig Jahr gearbeitet. Nach
dem Diodor. Sic. L. I. und Plin. L,
36. c. 12. N.
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