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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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er mit der Zeit wohl zu einer festen Gewißheit ge-
langen, welche auch die| Pforten der Höllen nicht
werden überwältigen können. Und wo mein wer-
ther Herr Nicander diese Mittel ergreiffen wil, wird
er wohl erfahren: ob diese Lehre aus GOtt, oder ob
es erdichtete Chimeren seyn.
Nicander. Jch besorge mein Herr begehe eine
petitionem Principii: da er eine Sache durch eine
solche beweisen will, die noch selbsten bewiesen zu
werden nöthig ist. Jch sehe auch nicht, was das
Gebet mich helffen soll.
Alamodan. Behüte GOtt! Betet der Herr denn
nicht? ruffet GOtt um seine Gnade, Hülffe und
Beystand nicht an; danckt ihm auch nicht vor seine
unermeßlich viele Wohlthaten.
Nicander. Vor GOtt habe ich die tiefeste Veno-
ration
deren ich fähig bin. Weilen ich aber GOtt
dem HErrn nichts geben kan; ihme auch durch
meine Complimenten und Lieder nichts an seiner
Majestät und Herrlichkeit zuwächst; weiß ich nicht
wozu ich dergleichen Complimenten machen soll, als
womit ihme wenig gedienet seyn möchte.
Modestin. GOtt können wir freylich nichts geben
noch nehmen: er hat auch unserer nicht nöthig: wir
aber können seiner Gnade und Hülffe nicht entbeh-
ren. Zudem ist ja ein Unterscheid zu machen zwischen
einem a la mode beten, plappern und blossen Mund-
Werck; und hingegen einem hertzlichen aufrichti-
gen Verlangen, Bitten und Flehen zu GOtt dem
gütigen Geber aller guten Gaben, mit einem kindli-
chem Vertrauen, dem HErrn im Hertzen, und auch
wohl
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er mit der Zeit wohl zu einer feſten Gewißheit ge-
langen, welche auch die| Pforten der Hoͤllen nicht
werden uͤberwaͤltigen koͤnnen. Und wo mein wer-
ther Herr Nicander dieſe Mittel ergreiffen wil, wird
er wohl erfahren: ob dieſe Lehre aus GOtt, oder ob
es erdichtete Chimeren ſeyn.
Nicander. Jch beſorge mein Herr begehe eine
petitionem Principii: da er eine Sache durch eine
ſolche beweiſen will, die noch ſelbſten bewieſen zu
werden noͤthig iſt. Jch ſehe auch nicht, was das
Gebet mich helffen ſoll.
Alamodan. Behuͤte GOtt! Betet der Herr denn
nicht? ruffet GOtt um ſeine Gnade, Huͤlffe und
Beyſtand nicht an; danckt ihm auch nicht vor ſeine
unermeßlich viele Wohlthaten.
Nicander. Vor GOtt habe ich die tiefeſte Veno-
ration
deren ich faͤhig bin. Weilen ich aber GOtt
dem HErrn nichts geben kan; ihme auch durch
meine Complimenten und Lieder nichts an ſeiner
Majeſtaͤt und Herrlichkeit zuwaͤchſt; weiß ich nicht
wozu ich dergleichen Complimenten machen ſoll, als
womit ihme wenig gedienet ſeyn moͤchte.
Modeſtin. GOtt koͤnnen wir freylich nichts geben
noch nehmen: er hat auch unſerer nicht noͤthig: wir
aber koͤnnen ſeiner Gnade und Huͤlffe nicht entbeh-
ren. Zudem iſt ja ein Unterſcheid zu machen zwiſchen
einem à la mode beten, plappern und bloſſen Mund-
Werck; und hingegen einem hertzlichen aufrichti-
gen Verlangen, Bitten und Flehen zu GOtt dem
guͤtigen Geber aller guten Gaben, mit einem kindli-
chem Vertrauen, dem HErrn im Hertzen, und auch
wohl
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[49/0055] er mit der Zeit wohl zu einer feſten Gewißheit ge- langen, welche auch die| Pforten der Hoͤllen nicht werden uͤberwaͤltigen koͤnnen. Und wo mein wer- ther Herr Nicander dieſe Mittel ergreiffen wil, wird er wohl erfahren: ob dieſe Lehre aus GOtt, oder ob es erdichtete Chimeren ſeyn. Nicander. Jch beſorge mein Herr begehe eine petitionem Principii: da er eine Sache durch eine ſolche beweiſen will, die noch ſelbſten bewieſen zu werden noͤthig iſt. Jch ſehe auch nicht, was das Gebet mich helffen ſoll. Alamodan. Behuͤte GOtt! Betet der Herr denn nicht? ruffet GOtt um ſeine Gnade, Huͤlffe und Beyſtand nicht an; danckt ihm auch nicht vor ſeine unermeßlich viele Wohlthaten. Nicander. Vor GOtt habe ich die tiefeſte Veno- ration deren ich faͤhig bin. Weilen ich aber GOtt dem HErrn nichts geben kan; ihme auch durch meine Complimenten und Lieder nichts an ſeiner Majeſtaͤt und Herrlichkeit zuwaͤchſt; weiß ich nicht wozu ich dergleichen Complimenten machen ſoll, als womit ihme wenig gedienet ſeyn moͤchte. Modeſtin. GOtt koͤnnen wir freylich nichts geben noch nehmen: er hat auch unſerer nicht noͤthig: wir aber koͤnnen ſeiner Gnade und Huͤlffe nicht entbeh- ren. Zudem iſt ja ein Unterſcheid zu machen zwiſchen einem à la mode beten, plappern und bloſſen Mund- Werck; und hingegen einem hertzlichen aufrichti- gen Verlangen, Bitten und Flehen zu GOtt dem guͤtigen Geber aller guten Gaben, mit einem kindli- chem Vertrauen, dem HErrn im Hertzen, und auch wohl D

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/55>, abgerufen am 22.11.2024.