Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Doch man sah nach wenig Stunden, Wie der Nixenbräutigam Todt, mit sieben rothen Wunden, Hoch am Strand des Meeres schwamm." Also sang in Zaubertönen Süß der Magier Drakone; Und zuweilen, im Gesange, Neiget er der Lippen Milde Zu dem feuchten Rosenmunde, Zu den hyazintheblauen, Schon in Schlaf gesenkten Augen Der bethörten Jungfrau hin. Sie erwacht zum andern Male, Sie verlanget immer wieder: Lieber Mann, ein Kindermährchen Singe mir zu guter Lezt'! Und er singt das lezte Mährchen,
Und er küßt die lezten Küsse; Lied und Kuß hat ausgeklungen, Aber sie erwacht nicht mehr. Denn schon war die dritte Woche, Seit der Magier Drakone Bei dem edeln Königskinde Seinen falschen Dienst genommen; Wohlberechnet, wohlbereitet, Kam der lezte Tag heran. Doch man ſah nach wenig Stunden, Wie der Nixenbraͤutigam Todt, mit ſieben rothen Wunden, Hoch am Strand des Meeres ſchwamm.“ Alſo ſang in Zaubertoͤnen Suͤß der Magier Drakone; Und zuweilen, im Geſange, Neiget er der Lippen Milde Zu dem feuchten Roſenmunde, Zu den hyazintheblauen, Schon in Schlaf geſenkten Augen Der bethoͤrten Jungfrau hin. Sie erwacht zum andern Male, Sie verlanget immer wieder: Lieber Mann, ein Kindermaͤhrchen Singe mir zu guter Lezt'! Und er ſingt das lezte Maͤhrchen,
Und er kuͤßt die lezten Kuͤſſe; Lied und Kuß hat ausgeklungen, Aber ſie erwacht nicht mehr. Denn ſchon war die dritte Woche, Seit der Magier Drakone Bei dem edeln Koͤnigskinde Seinen falſchen Dienſt genommen; Wohlberechnet, wohlbereitet, Kam der lezte Tag heran. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0181" n="165"/> <lg n="14"> <l>Doch man ſah nach wenig Stunden,</l><lb/> <l>Wie der Nixenbraͤutigam</l><lb/> <l>Todt, mit ſieben rothen Wunden,</l><lb/> <l>Hoch am Strand des Meeres ſchwamm.“</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Alſo ſang in Zaubertoͤnen</l><lb/> <l>Suͤß der Magier Drakone;</l><lb/> <l>Und zuweilen, im Geſange,</l><lb/> <l>Neiget er der Lippen Milde</l><lb/> <l>Zu dem feuchten Roſenmunde,</l><lb/> <l>Zu den hyazintheblauen,</l><lb/> <l>Schon in Schlaf geſenkten Augen</l><lb/> <l>Der bethoͤrten Jungfrau hin.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Sie erwacht zum andern Male,</l><lb/> <l>Sie verlanget immer wieder:</l><lb/> <l>Lieber Mann, ein Kindermaͤhrchen</l><lb/> <l>Singe mir zu guter Lezt'!</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Und er ſingt das lezte Maͤhrchen,</l><lb/> <l>Und er kuͤßt die lezten Kuͤſſe;</l><lb/> <l>Lied und Kuß hat ausgeklungen,</l><lb/> <l>Aber ſie erwacht nicht mehr.</l><lb/> <l>Denn ſchon war die dritte Woche,</l><lb/> <l>Seit der Magier Drakone</l><lb/> <l>Bei dem edeln Koͤnigskinde</l><lb/> <l>Seinen falſchen Dienſt genommen;</l><lb/> <l>Wohlberechnet, wohlbereitet,</l><lb/> <l>Kam der lezte Tag heran.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0181]
Doch man ſah nach wenig Stunden,
Wie der Nixenbraͤutigam
Todt, mit ſieben rothen Wunden,
Hoch am Strand des Meeres ſchwamm.“
Alſo ſang in Zaubertoͤnen
Suͤß der Magier Drakone;
Und zuweilen, im Geſange,
Neiget er der Lippen Milde
Zu dem feuchten Roſenmunde,
Zu den hyazintheblauen,
Schon in Schlaf geſenkten Augen
Der bethoͤrten Jungfrau hin.
Sie erwacht zum andern Male,
Sie verlanget immer wieder:
Lieber Mann, ein Kindermaͤhrchen
Singe mir zu guter Lezt'!
Und er ſingt das lezte Maͤhrchen,
Und er kuͤßt die lezten Kuͤſſe;
Lied und Kuß hat ausgeklungen,
Aber ſie erwacht nicht mehr.
Denn ſchon war die dritte Woche,
Seit der Magier Drakone
Bei dem edeln Koͤnigskinde
Seinen falſchen Dienſt genommen;
Wohlberechnet, wohlbereitet,
Kam der lezte Tag heran.
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