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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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vollenden bekäme, und fände von der Introduction
bis Numero siebzehn, mit Ausnahme Einer Piece,
alles sauber beisammen, lauter gesunde, reife Früchte
in's hohe Gras geschüttelt, daß er sie nur auflesen
dürfte; ihm graute aber doch ein wenig hier vor
der Mitte des Finale, und er fände alsdann unver¬
hofft den tüchtigen Felsbrocken da in so weit schon
bei Seite gebracht: er möchte drum nicht übel in das
Fäustchen lachen! Vielleicht wär' er versucht, mich
um die Ehre zu betrügen. Er sollte aber wohl die
Finger dran verbrennen; da wär' noch immerhin ein
Häuflein guter Freunde, die meinen Stempel kennen
und mir was mein ist redlich sichern würden. --
Nun ging ich, dankte Gott mit einem vollen Blick
hinauf, und dankte, liebes Weibchen, deinem Genius,
der dir so lange seine beiden Hände sanft über die
Stirne gehalten, daß du fortschliefst wie eine Ratze
und mich kein einzigmal anrufen konntest. Wie ich
dann aber endlich kam und du mich um die Uhr be¬
frugst, log ich dich frischweg ein paar Stunden jünger
als du warst, denn es ging stark auf Viere; und nun
wirst du begreifen, warum du mich um Sechse nicht
aus den Federn brachtest, der Kutscher wieder heimge¬
schickt und auf den andern Tag bestellt werden mußte."

vollenden bekäme, und fände von der Introduction
bis Numero ſiebzehn, mit Ausnahme Einer Piece,
alles ſauber beiſammen, lauter geſunde, reife Früchte
in's hohe Gras geſchüttelt, daß er ſie nur aufleſen
dürfte; ihm graute aber doch ein wenig hier vor
der Mitte des Finale, und er fände alsdann unver¬
hofft den tüchtigen Felsbrocken da in ſo weit ſchon
bei Seite gebracht: er möchte drum nicht übel in das
Fäuſtchen lachen! Vielleicht wär' er verſucht, mich
um die Ehre zu betrügen. Er ſollte aber wohl die
Finger dran verbrennen; da wär' noch immerhin ein
Häuflein guter Freunde, die meinen Stempel kennen
und mir was mein iſt redlich ſichern würden. —
Nun ging ich, dankte Gott mit einem vollen Blick
hinauf, und dankte, liebes Weibchen, deinem Genius,
der dir ſo lange ſeine beiden Hände ſanft über die
Stirne gehalten, daß du fortſchliefſt wie eine Ratze
und mich kein einzigmal anrufen konnteſt. Wie ich
dann aber endlich kam und du mich um die Uhr be¬
frugſt, log ich dich friſchweg ein paar Stunden jünger
als du warſt, denn es ging ſtark auf Viere; und nun
wirſt du begreifen, warum du mich um Sechſe nicht
aus den Federn brachteſt, der Kutſcher wieder heimge¬
ſchickt und auf den andern Tag beſtellt werden mußte.“

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[106/0118] vollenden bekäme, und fände von der Introduction bis Numero ſiebzehn, mit Ausnahme Einer Piece, alles ſauber beiſammen, lauter geſunde, reife Früchte in's hohe Gras geſchüttelt, daß er ſie nur aufleſen dürfte; ihm graute aber doch ein wenig hier vor der Mitte des Finale, und er fände alsdann unver¬ hofft den tüchtigen Felsbrocken da in ſo weit ſchon bei Seite gebracht: er möchte drum nicht übel in das Fäuſtchen lachen! Vielleicht wär' er verſucht, mich um die Ehre zu betrügen. Er ſollte aber wohl die Finger dran verbrennen; da wär' noch immerhin ein Häuflein guter Freunde, die meinen Stempel kennen und mir was mein iſt redlich ſichern würden. — Nun ging ich, dankte Gott mit einem vollen Blick hinauf, und dankte, liebes Weibchen, deinem Genius, der dir ſo lange ſeine beiden Hände ſanft über die Stirne gehalten, daß du fortſchliefſt wie eine Ratze und mich kein einzigmal anrufen konnteſt. Wie ich dann aber endlich kam und du mich um die Uhr be¬ frugſt, log ich dich friſchweg ein paar Stunden jünger als du warſt, denn es ging ſtark auf Viere; und nun wirſt du begreifen, warum du mich um Sechſe nicht aus den Federn brachteſt, der Kutſcher wieder heimge¬ ſchickt und auf den andern Tag beſtellt werden mußte.“

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/118>, abgerufen am 09.11.2024.