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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. -- "Dem
sey nun wie ihm wolle," sagte er, "kurzum, ich
hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter,
welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sey
und singe wie ein Engel. Per Dio! fiel mir jetzt
ein: das hilft dir aus der Lauge! Du setz'st dich auf
der Stelle hin, schreibst's Liedchen auf, so weit
es geht, erklärst die Sottise der Wahrheit gemäß,
und es gibt einen trefflichen Spaß. Gedacht, ge¬
than. Ich hatte Zeit genug, auch fand sich noch
ein sauberes Bögchen grün linirt Papier. -- Und hier
ist das Produkt! Ich lege es in diese schönen Hände,
ein Brautlied aus dem Stegreif, wenn Sie es dafür
gelten lassen."

So reichte er sein reinlichst geschriebenes Noten¬
blatt Eugenien über den Tisch, des Onkels Hand kam
aber der ihrigen zuvor, er haschte es hinweg und rief:
"Geduld noch einen Augenblick, mein Kind!"

Auf seinen Wink that sich die Flügelthüre des
Salons weit auf, und es erschienen einige Diener,
die den verhängnißvollen Pomeranzenbaum anständig,
ohne Geräusch in den Saal herein trugen und an der
Tafel unten auf eine Bank niedersetzten; gleichzeitig
wurden rechts und links zwei schlanke Myrtenbäumchen

Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. — „Dem
ſey nun wie ihm wolle,“ ſagte er, „kurzum, ich
hörte ſo entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter,
welche Braut, ſehr ſchön, dazu die Güte ſelber ſey
und ſinge wie ein Engel. Per Dio! fiel mir jetzt
ein: das hilft dir aus der Lauge! Du ſetz'ſt dich auf
der Stelle hin, ſchreibſt's Liedchen auf, ſo weit
es geht, erklärſt die Sottiſe der Wahrheit gemäß,
und es gibt einen trefflichen Spaß. Gedacht, ge¬
than. Ich hatte Zeit genug, auch fand ſich noch
ein ſauberes Bögchen grün linirt Papier. — Und hier
iſt das Produkt! Ich lege es in dieſe ſchönen Hände,
ein Brautlied aus dem Stegreif, wenn Sie es dafür
gelten laſſen.“

So reichte er ſein reinlichſt geſchriebenes Noten¬
blatt Eugenien über den Tiſch, des Onkels Hand kam
aber der ihrigen zuvor, er haſchte es hinweg und rief:
„Geduld noch einen Augenblick, mein Kind!“

Auf ſeinen Wink that ſich die Flügelthüre des
Salons weit auf, und es erſchienen einige Diener,
die den verhängnißvollen Pomeranzenbaum anſtändig,
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[58/0070] Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. — „Dem ſey nun wie ihm wolle,“ ſagte er, „kurzum, ich hörte ſo entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, ſehr ſchön, dazu die Güte ſelber ſey und ſinge wie ein Engel. Per Dio! fiel mir jetzt ein: das hilft dir aus der Lauge! Du ſetz'ſt dich auf der Stelle hin, ſchreibſt's Liedchen auf, ſo weit es geht, erklärſt die Sottiſe der Wahrheit gemäß, und es gibt einen trefflichen Spaß. Gedacht, ge¬ than. Ich hatte Zeit genug, auch fand ſich noch ein ſauberes Bögchen grün linirt Papier. — Und hier iſt das Produkt! Ich lege es in dieſe ſchönen Hände, ein Brautlied aus dem Stegreif, wenn Sie es dafür gelten laſſen.“ So reichte er ſein reinlichſt geſchriebenes Noten¬ blatt Eugenien über den Tiſch, des Onkels Hand kam aber der ihrigen zuvor, er haſchte es hinweg und rief: „Geduld noch einen Augenblick, mein Kind!“ Auf ſeinen Wink that ſich die Flügelthüre des Salons weit auf, und es erſchienen einige Diener, die den verhängnißvollen Pomeranzenbaum anſtändig, ohne Geräuſch in den Saal herein trugen und an der Tafel unten auf eine Bank niederſetzten; gleichzeitig wurden rechts und links zwei ſchlanke Myrtenbäumchen

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/70>, abgerufen am 27.11.2024.