Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.Athemholen und vom Phlogiston -- halt unerhörte "Du siehst," rief er, "ich bin daran, mit meiner Athemholen und vom Phlogiſton — halt unerhörte „Du ſiehſt,“ rief er, „ich bin daran, mit meiner <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0087" n="75"/> Athemholen und vom Phlogiſton — halt unerhörte<lb/> Dinge; auch wie es eigentlich gemeint ſey von der<lb/> Natur mit Eſſen, Trinken und Verdauen, das eine<lb/> Sache iſt, worüber Mozart bis dahin ganz eben ſo<lb/> unſchuldig dachte wie ſein Junge von fünf Jahren.<lb/> Die Lection, in der That, machte merklichen Ein¬<lb/> druck. Der Doctor war noch keine halbe Stunde<lb/> weg, ſo ſind' ich meinen Mann nachdenklich, aber<lb/> mit aufgeheitertem Geſicht, auf ſeinem Zimmer über<lb/> der Betrachtung eines Stocks, den er in einem<lb/> Schrank mit alten Sachen ſuchte und auch glücklich<lb/> fand; ich hätte nicht gemeint, daß er ſich deſſen nur er¬<lb/> innerte. Er ſtammte noch von meinem Vater, ein ſchö¬<lb/> nes Rohr mit hohem Knopf von Lapis Lazuli. Nie ſah<lb/> man einen Stock in Mozarts Hand, ich mußte lachen.“<lb/></p> <p>„Du ſiehſt,“ rief er, „ich bin daran, mit meiner<lb/> Cur mich völlig in's Geſchirr zu werfen. Ich will<lb/> das Waſſer trinken, mir alle Tage Motion im Freien<lb/> machen und mich dabei dieſes Stabes bedienen. Da<lb/> ſind mir nun verſchiedene Gedanken beigegangen. Es<lb/> iſt doch nicht umſonſt, dacht' ich, daß andere Leute,<lb/> was da geſetzte Männer ſind, den Stock nicht miſſen<lb/> können. Der Commercienrath, unſer Nachbar, geht<lb/> niemals über die Straße, ſeinen Gevatter zu beſuchen,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [75/0087]
Athemholen und vom Phlogiſton — halt unerhörte
Dinge; auch wie es eigentlich gemeint ſey von der
Natur mit Eſſen, Trinken und Verdauen, das eine
Sache iſt, worüber Mozart bis dahin ganz eben ſo
unſchuldig dachte wie ſein Junge von fünf Jahren.
Die Lection, in der That, machte merklichen Ein¬
druck. Der Doctor war noch keine halbe Stunde
weg, ſo ſind' ich meinen Mann nachdenklich, aber
mit aufgeheitertem Geſicht, auf ſeinem Zimmer über
der Betrachtung eines Stocks, den er in einem
Schrank mit alten Sachen ſuchte und auch glücklich
fand; ich hätte nicht gemeint, daß er ſich deſſen nur er¬
innerte. Er ſtammte noch von meinem Vater, ein ſchö¬
nes Rohr mit hohem Knopf von Lapis Lazuli. Nie ſah
man einen Stock in Mozarts Hand, ich mußte lachen.“
„Du ſiehſt,“ rief er, „ich bin daran, mit meiner
Cur mich völlig in's Geſchirr zu werfen. Ich will
das Waſſer trinken, mir alle Tage Motion im Freien
machen und mich dabei dieſes Stabes bedienen. Da
ſind mir nun verſchiedene Gedanken beigegangen. Es
iſt doch nicht umſonſt, dacht' ich, daß andere Leute,
was da geſetzte Männer ſind, den Stock nicht miſſen
können. Der Commercienrath, unſer Nachbar, geht
niemals über die Straße, ſeinen Gevatter zu beſuchen,
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