Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832."Bald oder nicht! wie man's nimmt; jeder Tag "Da wird man erst ein Pärchen aus Euch machen "Dacht' ich es doch!" rief Raymund, "bleibt "Wie?" rief Amandus, "Sie sind, wie ich "Bewahre Gott mich davor!" antwortete der "So sind Sie ein Heide?" "Und zwar ein frommer!" "Doch was sagt Ihre Braut zu Ihrem Vorsatz?" "Ich habe sie noch nicht gefragt." "Und" sagte der Pfarrer, leicht abbrechend "was „Bald oder nicht! wie man’s nimmt; jeder Tag „Da wird man erſt ein Pärchen aus Euch machen „Dacht’ ich es doch!“ rief Raymund, „bleibt „Wie?“ rief Amandus, „Sie ſind, wie ich „Bewahre Gott mich davor!“ antwortete der „So ſind Sie ein Heide?“ „Und zwar ein frommer!“ „Doch was ſagt Ihre Braut zu Ihrem Vorſatz?“ „Ich habe ſie noch nicht gefragt.“ „Und“ ſagte der Pfarrer, leicht abbrechend „was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" n="459"/> <p>„Bald oder nicht! wie man’s nimmt; jeder Tag<lb/> ſpäter macht mir lange Weile!“ rief <hi rendition="#g">Raymund</hi>,<lb/> indem er ſich ungeduldig auf dem Abſatz herumwarf.<lb/> „In zwei Monaten iſt der Termin.“</p><lb/> <p>„Da wird man erſt ein Pärchen aus Euch machen<lb/> müſſen?“ ſagte der Pfarrer zu <hi rendition="#g">Agnes</hi> hin.</p><lb/> <p>„Dacht’ ich es doch!“ rief <hi rendition="#g">Raymund</hi>, „bleibt<lb/> mir nur, ihr ſchwarzen Herrn, mit euren Weitläuftig-<lb/> keiten fort! So viel ihr aus den Beiden machen könnt,<lb/> ſind ſie ja ſchon.“ Er ſprach dieß halb im Scherz,<lb/> doch hätte der Pfarrer nicht wiſſen dürfen, daß er die<lb/> Geiſtlichen für etwas Ueberflüſſiges hielt und nie recht<lb/> hatte leiden mögen.</p><lb/> <p>„Wie?“ rief <hi rendition="#g">Amandus</hi>, „Sie ſind, wie ich<lb/> höre, auch Bräutigam: Sie laſſen ſich wohl gar nicht<lb/> kopuliren?“</p><lb/> <p>„Bewahre Gott mich davor!“ antwortete der<lb/> Bildhauer. „Die Kopula iſt ſchon gefunden.“</p><lb/> <p>„So ſind Sie ein Heide?“</p><lb/> <p>„Und zwar ein frommer!“</p><lb/> <p>„Doch was ſagt Ihre Braut zu Ihrem Vorſatz?“</p><lb/> <p>„Ich habe ſie noch nicht gefragt.“</p><lb/> <p>„Und“ ſagte der Pfarrer, leicht abbrechend „was<lb/> ſpricht lieb <hi rendition="#g">Agneschen</hi>?“ Sie ſchaute auf, ſie hatte<lb/> nicht gehört, wovon die Rede war, da ſie ſich ange-<lb/> legentlich mit <hi rendition="#g">Nolten</hi> unterhielt. Nach der ſonder-<lb/> baren, beinahe verdrießlichen Wendung, welche das<lb/> Geſpräch der beiden Männer genommen, war es na-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [459/0145]
„Bald oder nicht! wie man’s nimmt; jeder Tag
ſpäter macht mir lange Weile!“ rief Raymund,
indem er ſich ungeduldig auf dem Abſatz herumwarf.
„In zwei Monaten iſt der Termin.“
„Da wird man erſt ein Pärchen aus Euch machen
müſſen?“ ſagte der Pfarrer zu Agnes hin.
„Dacht’ ich es doch!“ rief Raymund, „bleibt
mir nur, ihr ſchwarzen Herrn, mit euren Weitläuftig-
keiten fort! So viel ihr aus den Beiden machen könnt,
ſind ſie ja ſchon.“ Er ſprach dieß halb im Scherz,
doch hätte der Pfarrer nicht wiſſen dürfen, daß er die
Geiſtlichen für etwas Ueberflüſſiges hielt und nie recht
hatte leiden mögen.
„Wie?“ rief Amandus, „Sie ſind, wie ich
höre, auch Bräutigam: Sie laſſen ſich wohl gar nicht
kopuliren?“
„Bewahre Gott mich davor!“ antwortete der
Bildhauer. „Die Kopula iſt ſchon gefunden.“
„So ſind Sie ein Heide?“
„Und zwar ein frommer!“
„Doch was ſagt Ihre Braut zu Ihrem Vorſatz?“
„Ich habe ſie noch nicht gefragt.“
„Und“ ſagte der Pfarrer, leicht abbrechend „was
ſpricht lieb Agneschen?“ Sie ſchaute auf, ſie hatte
nicht gehört, wovon die Rede war, da ſie ſich ange-
legentlich mit Nolten unterhielt. Nach der ſonder-
baren, beinahe verdrießlichen Wendung, welche das
Geſpräch der beiden Männer genommen, war es na-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |