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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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selben ein kleines Landstädtchen, dessen Marken durch
manches Bethaus am Wege, durch manches hölzerne
Kreuz die katholische Einwohnerschaft im Voraus
verkündigen. Das Schloß selber ist ein alterthümli-
ches Gebäude, massiv von Stein, in zwei gleich lange
Flügel gebaut, welche nach unsrer Seite her in einen
stumpfen Winkel zusammenlaufen, so, daß der Eine,
mehr seitwärts gelegene, sich, je näher man dem
Hauptportale kam, hinter den andern zurücklegen
mußte. Das ernste und würdige Ansehn des Ganzen
verlor nur wenig durch die moderne gelbbraune Ver-
blendung. Ueberall bemerkte man vorspringende Er-
ker und schmale Altane, ziemlich unregelmäßig, aber
bequem und auf die Aussicht in's Weite berechnet.
Man fuhr in den Schloßhof ein, der hinten durch
eine im Halbkreis gezogene Kastanienallee gar schön
geschlossen ist, indem dieselbe rechts und links auf beide
Flügel-Enden zugeht. Die Mitte des Halbzirkels nimmt
ein achteckig gefaßter See mit Springbrunnen ein,
deren altfränkische Delphine nach vier Seiten hin ihr
Wasser strahlen. Die Allee wird durch geradlinige
Wege dreimal durchschnitten, um in die zunächst hin-
terliegenden Anlagen zu gelangen; der mittlere Aus-
gang führt nach der Schnur auf ein ansehnliches Gar-
tenhaus zu.

Von der Herrschaft wurden im ganzen Schlosse
bloß die beiden Etagen des Einen Flügels bewohnt,
die obern vom Präsidenten, unten befanden sich die

ſelben ein kleines Landſtädtchen, deſſen Marken durch
manches Bethaus am Wege, durch manches hölzerne
Kreuz die katholiſche Einwohnerſchaft im Voraus
verkündigen. Das Schloß ſelber iſt ein alterthümli-
ches Gebäude, maſſiv von Stein, in zwei gleich lange
Flügel gebaut, welche nach unſrer Seite her in einen
ſtumpfen Winkel zuſammenlaufen, ſo, daß der Eine,
mehr ſeitwärts gelegene, ſich, je näher man dem
Hauptportale kam, hinter den andern zurücklegen
mußte. Das ernſte und würdige Anſehn des Ganzen
verlor nur wenig durch die moderne gelbbraune Ver-
blendung. Ueberall bemerkte man vorſpringende Er-
ker und ſchmale Altane, ziemlich unregelmäßig, aber
bequem und auf die Ausſicht in’s Weite berechnet.
Man fuhr in den Schloßhof ein, der hinten durch
eine im Halbkreis gezogene Kaſtanienallee gar ſchön
geſchloſſen iſt, indem dieſelbe rechts und links auf beide
Flügel-Enden zugeht. Die Mitte des Halbzirkels nimmt
ein achteckig gefaßter See mit Springbrunnen ein,
deren altfränkiſche Delphine nach vier Seiten hin ihr
Waſſer ſtrahlen. Die Allee wird durch geradlinige
Wege dreimal durchſchnitten, um in die zunächſt hin-
terliegenden Anlagen zu gelangen; der mittlere Aus-
gang führt nach der Schnur auf ein anſehnliches Gar-
tenhaus zu.

Von der Herrſchaft wurden im ganzen Schloſſe
bloß die beiden Etagen des Einen Flügels bewohnt,
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[533/0219] ſelben ein kleines Landſtädtchen, deſſen Marken durch manches Bethaus am Wege, durch manches hölzerne Kreuz die katholiſche Einwohnerſchaft im Voraus verkündigen. Das Schloß ſelber iſt ein alterthümli- ches Gebäude, maſſiv von Stein, in zwei gleich lange Flügel gebaut, welche nach unſrer Seite her in einen ſtumpfen Winkel zuſammenlaufen, ſo, daß der Eine, mehr ſeitwärts gelegene, ſich, je näher man dem Hauptportale kam, hinter den andern zurücklegen mußte. Das ernſte und würdige Anſehn des Ganzen verlor nur wenig durch die moderne gelbbraune Ver- blendung. Ueberall bemerkte man vorſpringende Er- ker und ſchmale Altane, ziemlich unregelmäßig, aber bequem und auf die Ausſicht in’s Weite berechnet. Man fuhr in den Schloßhof ein, der hinten durch eine im Halbkreis gezogene Kaſtanienallee gar ſchön geſchloſſen iſt, indem dieſelbe rechts und links auf beide Flügel-Enden zugeht. Die Mitte des Halbzirkels nimmt ein achteckig gefaßter See mit Springbrunnen ein, deren altfränkiſche Delphine nach vier Seiten hin ihr Waſſer ſtrahlen. Die Allee wird durch geradlinige Wege dreimal durchſchnitten, um in die zunächſt hin- terliegenden Anlagen zu gelangen; der mittlere Aus- gang führt nach der Schnur auf ein anſehnliches Gar- tenhaus zu. Von der Herrſchaft wurden im ganzen Schloſſe bloß die beiden Etagen des Einen Flügels bewohnt, die obern vom Präſidenten, unten befanden ſich die

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/219>, abgerufen am 21.11.2024.