Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
zu Wellingholzhausen, zu Bramsche, zu Nortrup, zu
Starten, zu Brickwedde, zu Westerholt, zu Berafeld
und zu Wedel, imgleichen der Schulzenhöfe zu Ankum,
zu Rüssel und zu Neuenkirchen, bleibt das Hergewedde
frey bey der Wehr. Jn den Rollen der Meyerhöfe zu
Essen, zu Westram, zu Narbergen und zu Uphausen hin-
gegen wird dem Gutsherrn das Heergewedde zuerkannt;
und ist es merkwürdig daß die drey erstern davon dem
Domcapittel, und die vierte dem Capittel zu St. Johan
gehört; folglich jene als Bischöfliche Rollen in diesem
Stück etwas besonders haben. Die Versamlung der
an das Amt Vörden gehörigen Hausgenossen ist im
Jahr 1535 mit ihrer Bewilligung, doch ohne Nachtheil
ihres Rechts aufgehoben; und habe ich davon, wie von
mehrern keine Rollen gesehen. Es sind oft über der-
gleichen Rechte, und besonders darüber ob ein Hausge-
nosse den Zwangdienst verrichten und den Frey-Brief
lösen müsse, viele Jrrungen entstanden. Und man hat
dabey erstlich nicht eingesehn daß die Hof-Rolle zugleich
eine Zwang-Hode, mithin nicht allein die Güter in
der Hof hörigkeit; sondern auch die darauf sitzende Freye
im Schutze wahre; zweytens daß eine Hode ehedem kei-
ne Erbschaft ausfolgen lassen; und drittens daß die Er-
gebung in eine Zwang-Hode oft eine Eigengebung ge-
nannt werde. Der Mangel dieser Kenntnis ist Schuld,
daß in den darüber an die Reichs-Gerichte gediehenen
Processen, von beyden Theilen gefehlet worden.
(d) Woher kommt dieses Heergewedde bey Leuten, die zum
Theil leibeigen sind und mit der Mistgabel dienen, wenn
sie keine verdunkelte Wehren sind?
(e) Dies ist der Sterbfall; welchen in England der Lord of
the manner
in seinen Bezirk oft von Leuten zieht, die als
Deputirte im Unterhause sitzen. Er ist dort auch, wie
bey uns, auf den vierten Fuß oder auf das beste Pfand;
the best Beast wich the Tenant hath at his Death and in
some Mannors the best piece of Plate.
S. NELSON de
Lege Maner. p. 113. v. Heriot. Costum,
gefallen; nachdem
der des Krieges-Dienstes entlassene Hausgenosse, ver-
Oſnabruͤckſche Geſchichte
zu Wellingholzhauſen, zu Bramſche, zu Nortrup, zu
Starten, zu Brickwedde, zu Weſterholt, zu Berafeld
und zu Wedel, imgleichen der Schulzenhoͤfe zu Ankum,
zu Ruͤſſel und zu Neuenkirchen, bleibt das Hergewedde
frey bey der Wehr. Jn den Rollen der Meyerhoͤfe zu
Eſſen, zu Weſtram, zu Narbergen und zu Uphauſen hin-
gegen wird dem Gutsherrn das Heergewedde zuerkannt;
und iſt es merkwuͤrdig daß die drey erſtern davon dem
Domcapittel, und die vierte dem Capittel zu St. Johan
gehoͤrt; folglich jene als Biſchoͤfliche Rollen in dieſem
Stuͤck etwas beſonders haben. Die Verſamlung der
an das Amt Voͤrden gehoͤrigen Hausgenoſſen iſt im
Jahr 1535 mit ihrer Bewilligung, doch ohne Nachtheil
ihres Rechts aufgehoben; und habe ich davon, wie von
mehrern keine Rollen geſehen. Es ſind oft uͤber der-
gleichen Rechte, und beſonders daruͤber ob ein Hausge-
noſſe den Zwangdienſt verrichten und den Frey-Brief
loͤſen muͤſſe, viele Jrrungen entſtanden. Und man hat
dabey erſtlich nicht eingeſehn daß die Hof-Rolle zugleich
eine Zwang-Hode, mithin nicht allein die Guͤter in
der Hof hoͤrigkeit; ſondern auch die darauf ſitzende Freye
im Schutze wahre; zweytens daß eine Hode ehedem kei-
ne Erbſchaft ausfolgen laſſen; und drittens daß die Er-
gebung in eine Zwang-Hode oft eine Eigengebung ge-
nannt werde. Der Mangel dieſer Kenntnis iſt Schuld,
daß in den daruͤber an die Reichs-Gerichte gediehenen
Proceſſen, von beyden Theilen gefehlet worden.
(d) Woher kommt dieſes Heergewedde bey Leuten, die zum
Theil leibeigen ſind und mit der Miſtgabel dienen, wenn
ſie keine verdunkelte Wehren ſind?
(e) Dies iſt der Sterbfall; welchen in England der Lord of
the manner
in ſeinen Bezirk oft von Leuten zieht, die als
Deputirte im Unterhauſe ſitzen. Er iſt dort auch, wie
bey uns, auf den vierten Fuß oder auf das beſte Pfand;
the beſt Beaſt wich the Tenant hath at his Death and in
ſome Mannors the beſt piece of Plate.
S. NELSON de
Lege Maner. p. 113. v. Heriot. Coſtum,
gefallen; nachdem
der des Krieges-Dienſtes entlaſſene Hausgenoſſe, ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(c)"><pb facs="#f0122" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
zu Wellingholzhau&#x017F;en, zu Bram&#x017F;che, zu Nortrup, zu<lb/>
Starten, zu Brickwedde, zu We&#x017F;terholt, zu Berafeld<lb/>
und zu Wedel, imgleichen der Schulzenho&#x0364;fe zu Ankum,<lb/>
zu Ru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el und zu Neuenkirchen, bleibt das Hergewedde<lb/>
frey bey der Wehr. Jn den Rollen der Meyerho&#x0364;fe zu<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en, zu We&#x017F;tram, zu Narbergen und zu Uphau&#x017F;en hin-<lb/>
gegen wird dem Gutsherrn das Heergewedde zuerkannt;<lb/>
und i&#x017F;t es merkwu&#x0364;rdig daß die drey er&#x017F;tern davon dem<lb/>
Domcapittel, und die vierte dem Capittel zu St. Johan<lb/>
geho&#x0364;rt; folglich jene als Bi&#x017F;cho&#x0364;fliche Rollen in die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;ck etwas be&#x017F;onders haben. Die Ver&#x017F;amlung der<lb/>
an das Amt Vo&#x0364;rden geho&#x0364;rigen Hausgeno&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t im<lb/>
Jahr 1535 mit ihrer Bewilligung, doch ohne Nachtheil<lb/>
ihres Rechts aufgehoben; und habe ich davon, wie von<lb/>
mehrern keine Rollen ge&#x017F;ehen. Es &#x017F;ind oft u&#x0364;ber der-<lb/>
gleichen Rechte, und be&#x017F;onders daru&#x0364;ber ob ein Hausge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;e den Zwangdien&#x017F;t verrichten und den Frey-Brief<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, viele Jrrungen ent&#x017F;tanden. Und man hat<lb/>
dabey er&#x017F;tlich nicht einge&#x017F;ehn daß die Hof-Rolle zugleich<lb/>
eine <hi rendition="#fr">Zwang-Hode,</hi> mithin nicht allein die Gu&#x0364;ter in<lb/>
der Hof ho&#x0364;rigkeit; &#x017F;ondern auch die darauf &#x017F;itzende Freye<lb/>
im Schutze wahre; zweytens daß eine Hode ehedem kei-<lb/>
ne Erb&#x017F;chaft ausfolgen la&#x017F;&#x017F;en; und drittens daß die Er-<lb/>
gebung in eine Zwang-Hode oft eine Eigengebung ge-<lb/>
nannt werde. Der Mangel die&#x017F;er Kenntnis i&#x017F;t Schuld,<lb/>
daß in den daru&#x0364;ber an die Reichs-Gerichte gediehenen<lb/>
Proce&#x017F;&#x017F;en, von beyden Theilen gefehlet worden.</note><lb/>
          <note place="end" n="(d)">Woher kommt die&#x017F;es Heergewedde bey Leuten, die zum<lb/>
Theil leibeigen &#x017F;ind und mit der Mi&#x017F;tgabel dienen, wenn<lb/>
&#x017F;ie keine verdunkelte Wehren &#x017F;ind?</note><lb/>
          <note place="end" n="(e)">Dies i&#x017F;t der Sterbfall; welchen in England der <hi rendition="#aq">Lord of<lb/>
the manner</hi> in &#x017F;einen Bezirk oft von Leuten zieht, die als<lb/><hi rendition="#aq">Deputi</hi>rte im Unterhau&#x017F;e &#x017F;itzen. Er i&#x017F;t dort auch, wie<lb/>
bey uns, auf den vierten Fuß oder auf das be&#x017F;te Pfand;<lb/><hi rendition="#aq">the be&#x017F;t Bea&#x017F;t wich the Tenant hath at his Death and in<lb/>
&#x017F;ome Mannors the be&#x017F;t piece of Plate.</hi> S. <hi rendition="#aq">NELSON de<lb/>
Lege Maner. p. 113. v. <hi rendition="#i">Heriot. Co&#x017F;tum,</hi></hi> gefallen; nachdem<lb/>
der des Krieges-Dien&#x017F;tes entla&#x017F;&#x017F;ene Hausgeno&#x017F;&#x017F;e, ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">muth-</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0122] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ zu Wellingholzhauſen, zu Bramſche, zu Nortrup, zu Starten, zu Brickwedde, zu Weſterholt, zu Berafeld und zu Wedel, imgleichen der Schulzenhoͤfe zu Ankum, zu Ruͤſſel und zu Neuenkirchen, bleibt das Hergewedde frey bey der Wehr. Jn den Rollen der Meyerhoͤfe zu Eſſen, zu Weſtram, zu Narbergen und zu Uphauſen hin- gegen wird dem Gutsherrn das Heergewedde zuerkannt; und iſt es merkwuͤrdig daß die drey erſtern davon dem Domcapittel, und die vierte dem Capittel zu St. Johan gehoͤrt; folglich jene als Biſchoͤfliche Rollen in dieſem Stuͤck etwas beſonders haben. Die Verſamlung der an das Amt Voͤrden gehoͤrigen Hausgenoſſen iſt im Jahr 1535 mit ihrer Bewilligung, doch ohne Nachtheil ihres Rechts aufgehoben; und habe ich davon, wie von mehrern keine Rollen geſehen. Es ſind oft uͤber der- gleichen Rechte, und beſonders daruͤber ob ein Hausge- noſſe den Zwangdienſt verrichten und den Frey-Brief loͤſen muͤſſe, viele Jrrungen entſtanden. Und man hat dabey erſtlich nicht eingeſehn daß die Hof-Rolle zugleich eine Zwang-Hode, mithin nicht allein die Guͤter in der Hof hoͤrigkeit; ſondern auch die darauf ſitzende Freye im Schutze wahre; zweytens daß eine Hode ehedem kei- ne Erbſchaft ausfolgen laſſen; und drittens daß die Er- gebung in eine Zwang-Hode oft eine Eigengebung ge- nannt werde. Der Mangel dieſer Kenntnis iſt Schuld, daß in den daruͤber an die Reichs-Gerichte gediehenen Proceſſen, von beyden Theilen gefehlet worden. ⁽d⁾ Woher kommt dieſes Heergewedde bey Leuten, die zum Theil leibeigen ſind und mit der Miſtgabel dienen, wenn ſie keine verdunkelte Wehren ſind? ⁽e⁾ Dies iſt der Sterbfall; welchen in England der Lord of the manner in ſeinen Bezirk oft von Leuten zieht, die als Deputirte im Unterhauſe ſitzen. Er iſt dort auch, wie bey uns, auf den vierten Fuß oder auf das beſte Pfand; the beſt Beaſt wich the Tenant hath at his Death and in ſome Mannors the beſt piece of Plate. S. NELSON de Lege Maner. p. 113. v. Heriot. Coſtum, gefallen; nachdem der des Krieges-Dienſtes entlaſſene Hausgenoſſe, ver- muth-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/122
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/122>, abgerufen am 15.05.2024.