Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite


Dritter Abschnitt/
Von der ersten Entdeckung der hiesigen
Länder durch die Römer bis auf
Carln den Grossen.
§. 75.
Diese Entdeckung ist spät geschehen.

Die Einwohner Deutschlandes zeigen sich gleich in
ihrer völligen Stärke und machen sich durch
Ueberschwemmung ihrer Nachbaren bekannt. Man
merkt ihren Anfang und Anwachs nicht. Jhre ein-
heimischen Verbindungen und Nahmen bleiben dun-
kel. Den Griechen war alles Celten (a) was in Jlly-
rien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Eng-
land wohnte. Jhre weiteste Aussicht gieng an einen
Orcinischen (b) Wald, und wie sich nach und nach
eine Menge Deutscher Völker in Asien ergoß, nann-
ten sie solche Gallier. (c) Die Römer dehnten sich
erst unter Cäsarn in Europa aus. Auch sie mogten
Anfangs alles Gallier heissen was über ein ander ori-
cinisches Gebürge, die Alpen, zu ihnen kam. Sie
lernten erst spät Cimbern, (d) Teutonen und Tiguri-
nen unterscheiden, welche vielleicht nicht aus dem heu-
tigen Deutschlande, sondern aus den Gegenden ka-
men, woraus später die Gothen, Wandalen und
Hunnen hervorbrachen.

(a) S. CLVVER in G. A. I. 2. 3.
(b) Germaniae loca circum Hercyniam sylvam, quam Eratosthe-
ni & quibusdam Graecis fama notam esse video, quam illi
Orciniam appellant, Volcae Tectosages occuparunt atque
ibi considerunt. CAES. de B. G. VI.
Beyläufig bemerke
K 5


Dritter Abſchnitt/
Von der erſten Entdeckung der hieſigen
Laͤnder durch die Roͤmer bis auf
Carln den Groſſen.
§. 75.
Dieſe Entdeckung iſt ſpaͤt geſchehen.

Die Einwohner Deutſchlandes zeigen ſich gleich in
ihrer voͤlligen Staͤrke und machen ſich durch
Ueberſchwemmung ihrer Nachbaren bekannt. Man
merkt ihren Anfang und Anwachs nicht. Jhre ein-
heimiſchen Verbindungen und Nahmen bleiben dun-
kel. Den Griechen war alles Celten (a) was in Jlly-
rien, Deutſchland, Frankreich, Spanien und Eng-
land wohnte. Jhre weiteſte Ausſicht gieng an einen
Orciniſchen (b) Wald, und wie ſich nach und nach
eine Menge Deutſcher Voͤlker in Aſien ergoß, nann-
ten ſie ſolche Gallier. (c) Die Roͤmer dehnten ſich
erſt unter Caͤſarn in Europa aus. Auch ſie mogten
Anfangs alles Gallier heiſſen was uͤber ein ander ori-
ciniſches Gebuͤrge, die Alpen, zu ihnen kam. Sie
lernten erſt ſpaͤt Cimbern, (d) Teutonen und Tiguri-
nen unterſcheiden, welche vielleicht nicht aus dem heu-
tigen Deutſchlande, ſondern aus den Gegenden ka-
men, woraus ſpaͤter die Gothen, Wandalen und
Hunnen hervorbrachen.

(a) S. CLVVER in G. A. I. 2. 3.
(b) Germaniæ loca circum Hercyniam ſylvam, quam Eratoſthe-
ni & quibusdam Græcis fama notam eſſe video, quam illi
Orciniam appellant, Volcæ Tectoſages occuparunt atque
ibi conſiderunt. CAES. de B. G. VI.
Beylaͤufig bemerke
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0183" n="153"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt/</hi><lb/>
Von der er&#x017F;ten Entdeckung der hie&#x017F;igen<lb/>
La&#x0364;nder durch die Ro&#x0364;mer bis auf<lb/>
Carln den Gro&#x017F;&#x017F;en.</head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 75.<lb/><hi rendition="#b">Die&#x017F;e Entdeckung i&#x017F;t &#x017F;pa&#x0364;t ge&#x017F;chehen.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Einwohner Deut&#x017F;chlandes zeigen &#x017F;ich gleich in<lb/>
ihrer vo&#x0364;lligen Sta&#x0364;rke und machen &#x017F;ich durch<lb/>
Ueber&#x017F;chwemmung ihrer Nachbaren bekannt. Man<lb/>
merkt ihren Anfang und Anwachs nicht. Jhre ein-<lb/>
heimi&#x017F;chen Verbindungen und Nahmen bleiben dun-<lb/>
kel. Den Griechen war alles Celten <note place="end" n="(a)"/> was in Jlly-<lb/>
rien, Deut&#x017F;chland, Frankreich, Spanien und Eng-<lb/>
land wohnte. Jhre weite&#x017F;te Aus&#x017F;icht gieng an einen<lb/>
Orcini&#x017F;chen <note place="end" n="(b)"/> Wald, und wie &#x017F;ich nach und nach<lb/>
eine Menge Deut&#x017F;cher Vo&#x0364;lker in A&#x017F;ien ergoß, nann-<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;olche Gallier. <note place="end" n="(c)"/> Die Ro&#x0364;mer dehnten &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;t unter Ca&#x0364;&#x017F;arn in Europa aus. Auch &#x017F;ie mogten<lb/>
Anfangs alles Gallier hei&#x017F;&#x017F;en was u&#x0364;ber ein ander ori-<lb/>
cini&#x017F;ches Gebu&#x0364;rge, die Alpen, zu ihnen kam. Sie<lb/>
lernten er&#x017F;t &#x017F;pa&#x0364;t Cimbern, <note place="end" n="(d)"/> Teutonen und Tiguri-<lb/>
nen unter&#x017F;cheiden, welche vielleicht nicht aus dem heu-<lb/>
tigen Deut&#x017F;chlande, &#x017F;ondern aus den Gegenden ka-<lb/>
men, woraus &#x017F;pa&#x0364;ter die Gothen, Wandalen und<lb/>
Hunnen hervorbrachen.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">S. <hi rendition="#aq">CLVVER in G. A. I.</hi> 2. 3.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)"><hi rendition="#aq">Germaniæ loca circum Hercyniam &#x017F;ylvam, quam Erato&#x017F;the-<lb/>
ni &amp; quibusdam Græcis fama notam e&#x017F;&#x017F;e video, quam illi<lb/>
Orciniam appellant, Volcæ Tecto&#x017F;ages occuparunt atque<lb/>
ibi con&#x017F;iderunt. CAES. de B. G. VI.</hi> Beyla&#x0364;ufig bemerke<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0183] Dritter Abſchnitt/ Von der erſten Entdeckung der hieſigen Laͤnder durch die Roͤmer bis auf Carln den Groſſen. §. 75. Dieſe Entdeckung iſt ſpaͤt geſchehen. Die Einwohner Deutſchlandes zeigen ſich gleich in ihrer voͤlligen Staͤrke und machen ſich durch Ueberſchwemmung ihrer Nachbaren bekannt. Man merkt ihren Anfang und Anwachs nicht. Jhre ein- heimiſchen Verbindungen und Nahmen bleiben dun- kel. Den Griechen war alles Celten ⁽a⁾ was in Jlly- rien, Deutſchland, Frankreich, Spanien und Eng- land wohnte. Jhre weiteſte Ausſicht gieng an einen Orciniſchen ⁽b⁾ Wald, und wie ſich nach und nach eine Menge Deutſcher Voͤlker in Aſien ergoß, nann- ten ſie ſolche Gallier. ⁽c⁾ Die Roͤmer dehnten ſich erſt unter Caͤſarn in Europa aus. Auch ſie mogten Anfangs alles Gallier heiſſen was uͤber ein ander ori- ciniſches Gebuͤrge, die Alpen, zu ihnen kam. Sie lernten erſt ſpaͤt Cimbern, ⁽d⁾ Teutonen und Tiguri- nen unterſcheiden, welche vielleicht nicht aus dem heu- tigen Deutſchlande, ſondern aus den Gegenden ka- men, woraus ſpaͤter die Gothen, Wandalen und Hunnen hervorbrachen. ⁽a⁾ S. CLVVER in G. A. I. 2. 3. ⁽b⁾ Germaniæ loca circum Hercyniam ſylvam, quam Eratoſthe- ni & quibusdam Græcis fama notam eſſe video, quam illi Orciniam appellant, Volcæ Tectoſages occuparunt atque ibi conſiderunt. CAES. de B. G. VI. Beylaͤufig bemerke ich K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/183
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/183>, abgerufen am 14.05.2024.